Wave-Gotik-Treffen 2019
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Montag, 10. Juni 2019
JUNGE WGT MUSIK-KAMMER
Klassische Musik ist seit jeher ein fester Bestandteil des WAVE-GOTIK-TREFFENs. Da ist es nur logisch, dass auch mal die Jüngsten den Festivalbesucherinnen und –besuchern zeigen können, was sie auf ihren Instrumenten drauf haben. Die Musikschule “Johann Sebastian Bach“ im Leipziger Zentrum bietet unter Leitung von Lukas Dreyer alljährlich am WGT-Montag die Möglichkeit, diesem Spektakel zu lauschen. Was die jungen Künstlerinnen und Künstler dabei auf die Beine stellen ist enorm! Den Anfang macht Sophia Holler am Akkordeon und zeigt damit die Vielseitigkeit dieses Instrumentes. Von heiter bis düster oder melancholisch deckt sie mit ihrem Spiel eine umfangreiche emotionale Bandbreite ab. Die jüngste Teilnehmerin Johanna Burkhardt verzaubert im Anschluss in Begleitung von Antonella Matz mit drei kurzen Charakterstücken auf dem Cello das Publikum. Einige der hier auftretenden Musikerinnen und Musiker sind erfolgreich bei “Jugend musiziert“ unterwegs, so auch Johanna Maennicke an der Querflöte und Leopold Brunner am Klavier, denen man die Professionalität anmerkt, ohne dass dabei die Spielfreude verloren zu gehen scheint. Besonders letztgenannter liefert am Klavier eine intensive Darbietung, ja fast schon ein kleines Theater ab. Anne Geiß und Jurek Wilms begeistern ebenso an Klavier und Fagott, sodass man kaum merkt, wie die Zeit vergangen ist. Den musikalischen Abschluss bildet das bezaubernde Harfenspiel von Emily Hoppe, das noch einmal verdeutlicht wie besonders diese Veranstaltungsreihe ist und warum wir im kommenden Jahr unter Garantie wieder mit dabei sein werden!
Auf dem Rückweg bemerken wir eine riesige Menschenansammlung am Bayerischen Bahnhof. Doch wer dabei an Nazi-Aufmärsche oder die entsprechende Gegendemo denkt, der irrt. Ganz im WGT-Stil handelt es sich dabei um eine Trauergemeinde, die sich ihren Weg durch die Leipziger Innenstadt bahnt. Thema des Ganzen: “Großer Trauermarsch für aussterbende Arten auf dem WAVE-GOTIK-TREFFEN“. Klimawandel und industrielle Landwirtschaft seien Gründe für ein Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten, wogegen im Rahmen des WGT ein Zeichen gesetzt werden soll. Wir befürworten dieses Engagement und betrachten das eindrucksvolle Geschehen, an welchem sich laut MDR rund 2000 Menschen beteiligen.
GROUND NERO
Am Montag stehen jedoch noch eine Reihe von Konzerten an. GROUND NERO aus Belgien spielen Dark Wave, der stilistisch voll ins (höhö) Schwarze trifft, was die Genre-Ausrichtung des WGT angeht. Allerdings kann es auch bei solchen Stilrichtungen zu Totalausfällen kommen, was GROUND NERO leider bestätigen. Die Band ist motiviert und mit Spielfreude am Werk, doch leider täuscht das nicht über die einfache repetitive Musik und den eintönigen Gesang hinweg. Einige Tanzfreudige hat die Band anlocken können, doch zu mehr reicht es nicht. GROUND NERO sind weder nervig noch aufdringlich, die Musik eignet sich gut, um nebenher zu dudeln. Am vierten Festivaltag ist dies allerdings zu wenig.
AUTUMN
Deutlich spannender wird es bei AUTUMN. Die amerikanische Post-Punk-Band spielt ihr erstes Konzert in Europa auf dem WGT 2019! Allein deshalb lohnt es sich, mal einen Blick zu riskieren. Die Musik ist dabei deutlich kraftvoller als bei GROUND NERO und wirkt daher im Kontrast umso packender. Melodisch, melancholisch und mit der ausdrucksstarken Stimme Julie Plantes veredelt, ziehen die Lieder mehr und mehr Menschen in ihren Bann. Ähnlichkeiten zu ANNE CLARKE unterstützen diese Wirkung nur. AUTUMN müssen definitiv wieder kommen! Wer sich nach diesem Beitrag die Band einmal anhören möchte, wird gegebenenfalls auf Schwierigkeiten stoßen, da es gefühlt 500 Bands mit diesem Bandnamen gibt. Als Anspieltipp und Suchhilfe sei das aktuelle Album “Chandelier“ genannt.
KNASTERBART
Nun aber los, bevor wir zu spät im Heidnischen Dorf aufschlagen. Die Bande KNASTERBART hat sich angekündigt und das darf man ja nun wirklich nicht verpassen. Mit “Gossenhauer“ beginnt ein Set, das sich (nicht) gewaschen hat. Als eine Art Supergroup bestehend aus Mitgliedern von VERSENGOLD und MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN verfügen alle Beteiligten über reichlich Live-Erfahrung, die man spüren kann. Mit jeder Menge Witz, Selbstironie und Spielfreude präsentieren KNASTERBART den wohl unterhaltsamsten und tanzintensivsten Auftritt des Festivals. Songs wie “Mein Stammbaum ist ein Kreis“ oder die grandiose neue Single “Laich mich ein“ sind moderner und abwechslungsreicher Folk Rock, der live besonders druckvoll wirkt. Bizarres Highlight dabei ist es wohl, dass zu “Cotton Eye Joe“ das komplette Publikum ausrastet und mittanzt. “Cotton Eye Joe“. Auf dem WGT. Alter Schwede, das muss man sich erstmal trauen. Mit derartigen Song- und Showeinlagen avanciert der Auftritt von KNASTERBART zum Höhepunkt das gesamten Festivals – im Ernst! Die gute Laune ist derart ansteckend, dass zum Doppelschlag “Gossenabitur“ und “Gossenabitanz“ niemand mehr stillsteht und man sich im Anschluss fragt, wo denn die knappe Stunde Spielzeit geblieben ist.
Galerie mit 16 Bildern: Knasterbart - Wave Gotik Treffen 2019BANNKREIS – oder auch nicht…
Die Abreise steht an, aber glücklicherweise lässt es das Timing zu, dass wir den Auftritt von BANNKREIS als Abschluss mitnehmen können. Oder vielmehr “könnten“, denn offensichtlich hat Petrus keine Lust auf den Epic Folk Rock um Sängerin Johanna Krins. Das Wetter war das ganze WGT über herrlich – warm, leicht bewölkt, ab und zu ein lauer Wind, insgesamt also recht sommerlich. Am Montag scheint allerdings irgendetwas anders zu sein, denn kaum haben KNASTERBART ihr Konzert beendet, folgt eine Ansage im Heidnischen Dorf, dass die Konzerte von BANNKREIS und TANZWUT ausfallen müssen, da der Deutsche Wetterdienst eine Unwetterwarnung herausgegeben hat. Auch wenn einige Anwesende aufgrund der leichten Bewölkung ein wenig irritiert waren, verlief die Räumung des Heidnischen Dorfes zügig und problemlos, so wie man es von den Gästen des WGT eben erwartet. Wenige Minuten später zog es sich rasch zu und sämtliche Wolken erbrachen sintflutartig ihren Inhalt über Leipzig – so viel zur leichten Bewölkung.
Auch wenn des WAVE-GOTIK-TREFFEN auf diesem Wege ein eher unschönes Ende findet, kann auch 2019 wieder von einem gelungenen Szene-Festival gesprochen werden. Die Atmosphäre ist einzigartig, die Leute stets freundlich zueinander und das Programm wie üblich abwechslungsreich und beeindruckend. KNASTERBART, COPPELIUS und PRIEST lieferten in diesem Jahr wohl die besten Auftritte ab. Das WGT wird wohl auch im nächsten Jahr unser erster Pflichttermin des Jahres sein!
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Wo Wacken ja, als Musiktourismus-Veranstaltung, zumindest noch (wenn auch minderwertiger) Metal ist, hat hier der Großteil mit Wave und Gothic rein gar nichts zu tun. Steht es um die Szene so schlecht? Gehen echte Goths da hin..?