Von bösem Sound und Rock´N´Roll-Attitüde
Chariots Of Fire
Konzertbericht
Während an diesem Wochenende die Augen der Welt auf München gerichtet sind, gastieren zufälliger Weise einige grimmige Herrschaften ebenfalls in der Stadt. Für die meisten ist der Wies´n-Anstich am heutigen Samstag das Hauptereignis, ein kleiner Teil der Bevölkerung pilgert indes in die unheiligen Hallen des Backstage um der “Chariots Of Fire European Tour” beizuwohnen. Zu diesem Anlass teilen sich die satanischen Schweden WATAIN mit dem o-beinigen Panda-Griesgram ABBATH und seiner Band die Bühne. Komplettiert wird die Entourage mit den Kontrovers-Schweizern von BÖLZER und den Edward-Mit-Den-Scherenhänden-Worshippern TRIBULATION.
BÖLZER im Kampf gegen den Sound
Mit einer gehörigen Portion Überpünktlichkeit, läutet das Schweizer Duo früher als geplant den langen Konzertabend ein. Wie ein Derwisch springt Okoi Thierry Jones auf der Bühne herum und growlt sich die schwarze Seele aus dem Leib, während im Zuschauerraum kaum Regungen wahrgenommen werden. Das liegt zum einen natürlich am verfrühten Beginn, viel mehr aber offensichtlich am fürchterlichen Brummen, dass aus der PA kommt. Faktisch ist ein viel zu lautes Schlagzeug zu hören, dass sich wie ein klebriger Film über die eigentlich satt penetrierte Gitarre legt. Garagensound ist ja schön und gut, heute ist das aber ein bisschen zu viel des Guten.
TRIBULATION kämpfen weiter
Als die Schweden die Bühne betreten, ist die Halle schon weitaus voller. Der Soundmix bewegt sich allerdings weiterhin auf einem ähnlich grobschlächtigen Niveau, wie zuvor noch bei BÖLZER. Vielleicht liegt es an den filigraneren Arrangements, vielleicht auch an der klassischen Bandbesetzung: Aber TRIBULATION lassen mit ihrer Mischung aus Blackened-Death-Metal und androgynem Habitus der Akteure mehr als einmal einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Songs wie „Leviathans“, „Melancholia“ und „Funeral Pyre“ sorgen dabei natürlich für die entsprechende Stimmung.
ABBATH definieren den Begriff „Abriss“ an diesem Abend neu
Zuletzt hat der Mann, den man auch den „Gene Simmons des Black Metal“ nennen könnte, mit „Dread Reaver“ ein beachtliches Stück Musik veröffentlicht, auf dem neben klassischem Heavy Metal auch eine Menge rotziger Attitüde aus wilden Jugendtagen enthalten ist. Und genau so präsentiert ABBATH sind auch am heutigen Abend. Während sich die Mitmusiker von einer gekonnten Rocker-Pose zur nächsten bewegen, gestikuliert der in Brustpanzer gekleidete Frontmann wild in Richtung Publikum und zeigt mit der ein oder anderen süffisanten Bemerkung erneut, dass er sich selbst und all das Pathos des Genres nicht allzu ernst nimmt. Und weil heute das Oktoberfest begonnen hat, gibt es halt eine fetzen Gaudi auf der Bühne. Plötzlich stimmt der Sound, während die Halle gut gefüllt ist und viele Anwesende die Haare rotieren lassen. Gewartet haben die meisten Besucher*innen ohnehin auf das letzte Viertel der Show. Hier richtet sich ABBATH mit der Frage „Are you immortal?“ ans Publikum und gräbt in der Folge noch einmal tief in der IMMORTAL-Klamottenkiste um mit „In My Kongdom Cold“, „Beyond The North Waves“ und „Withstand The Fall Of Time“ ein paar Klassiker hervorzuholen.
WATAIN zelebrieren sich selbst
Was folgt, ist die bestens bekannte Szenerie: Ein paar übergroße, invertierte Kreuze und eine ganze Menge Kerzenlicht verwandeln die Bühne in ein schauriges Bild. Mit einer Mischung aus Grazie, Verachtung und Boshaftigkeit schreitet Erik Danielsson bedächtig auf und ab, während er sich gewohnt ausgelassen seinen lyrischen Tiraden hingibt. Der Bühnensound ist mittlerweile erste Sahne, das WATAIN-Set übrigens auch. So spielt die Band ausschließlich Songs vom aktuellen Album „The Agony & Ecstasy Of Watain“ und den Frühwerken. Das macht richtig Laune, wenngleich man sich eher im Trancezustand befindet und nicht wie bei ABBATH ein paar Minuten zuvor ausgiebig das Tanzbein geschwungen wird. Am Ende des Gigs widmet sich Danielsson wieder der Beschwörung irgendwelcher bösen Mächte und Dämonen, was natürlich finster daherkommt, mit jedem Mal aber mehr und mehr an Reiz verliert. Nichtsdestotrotz sind Stücke wie „Angelrape“, „Devil´s Blood“ und „Malfeitor“ auch heute wieder ganz großes Kino.
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