Wardruna
Summer Tour 2023 in Köln
Konzertbericht
Es ist ein Sommerferiendienstag und Köln zelebriert einen lauen Abend – laue Temperaturen, laues Treiben am Rhein, eher lauer Besucherandrang im Tanzbrunnen zu WARDRUNA. Das mag nicht zuletzt an dem wenig lauen Ticketpreis von rund 70€ liegen, für nur eine Band wohlgemerkt. Wer es da vor ziemlich genau einem Jahr ins Gelsenkirchener Amphitheater (LINK) geschafft hatte, bekam für eine ähnliche Investition deutlich mehr zu sehen. Die Gründe der allseits um sich greifenden Ticketpreismisere mögen an anderer Stelle diskutiert werden. Fakt ist, dass WARDRUNA die eher undankbare Aufgabe zuteil wird, ohne Support hohe Erwartungen erfüllen zu müssen.
Nicht, dass die Voraussetzungen hierfür bei den Musikern und Sängerin Lindy Fay Hella nicht gegeben wären. Zudem erfreuen sich WARDRUNA bekanntlich einer treuen Fangemeinde, die sich trotz sehr sommerlicher Temperaturen in großer Zahl in langer Gewandung mit Fellüberwürfen in den bestuhlten (Platzkarten!) Tanzbrunnen begeben hat.
Galerie mit 19 Bildern: Wardruna - Summer Tour 2023Und so darf wohl konstatiert werden, dass die Norweger:innen, ab dem ersten Titel „Kvitravn“ zuverlässig liefern. Dabei glänzt die Band nicht nur mit dem, was sie auf der Bühne tut, sondern auch dem, was sie eben nicht tut: Aufwendige Gewandung fehlt ebenso, wie allzuviel dekorativer Firlefanz oder Pyrotechnik. Stattdessen stehen die Sieben in schlichten schwarzen Kleidern mit ihren Instrumenten vor einer Art Löchervorhang, auf den zumeist Schattenbilder des Bühnengeschehens projiziert werden, gelegentlich abgelöst von Videosequenzen oder anderen Lichtprojektionen (zum Beispiel ein Lichtkreis zu „Solringen“).
Die Präsenz von WARDRUNA ist minimalistisch, aber immer passiert irgendetwas – ein Positionswechsel zu „Voluspá“, die massiven Hörner mit dem magischen Klang zu „Tyr“. Der zwischendurch einsetzende Regen wirkt da fast wie ein Accessoire und scheint den Konzertgenuss auch auf den nicht überdachten Plätzen wenig zu trüben.
Auch die Interaktion mit dem Publikum ist auf ein Minimum beschränkt: Aufrichtig wirkende Freude über den Applaus und die fast schon obligatorische Ansprache von Einar Selvik vor dem offiziellen letzten Titel.
Die könnte man fast als zärtlichen Seitenhieb auf die Fellträger:innen verstehen. „Wir versuchen nicht, Wikinger zu sein, es geht hier nicht um Eskapismus.“ Sondern eben darum, etwas zum Leben zu erwecken, das so vielleicht einmal war und noch im Heute Resonanz findet. Manche Dinge gehören definitiv in die Vergangenheit. Und von manchen haben wir heute zu wenig, findet Selvik – nämlich, so führt er aus, gemeinsames Singen. „Früher gab es für alles Lieder – zum Äpfel pflücken und Bier brauen – also singt!“ Der letzte Titel ist entsprechend „Helvegen“, „ein Lied über den Übergang ins Jenseits und das Loslassen“.
Das Publikum quittiert dieses Finale mit Standing Ovations – und erntet dafür gleich zwei Zugaben. Als der Applaus auch hiernach nicht abebbt, meldet sich Einar Selvik noch einmal mit Dankesworten an die Menge. „Es war eine Ehre, diese zwei Stunden mit euch zu verbringen.“ Nicht wenig Stimmen raunen, was leider stimmt: Zwei Stunden waren das nicht, eher anderthalb. Und die vergingen, der großartigen Band sei Dank, wie im Fluge.
Das war also bei weitem nicht nur ein lauer Abend mit WARDRUNA im Kölner Tanzbrunnen. Aber ein bisschen mehr davon hätte es ruhig sein dürfen.
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