Wardruna
Kvitravn Virtual Release Show
Konzertbericht
Das neue Studio-Album „Kvitravn“ der norwegischen Pagan- und Folk-Institution um Einar Selvik, ist mittlerweile schon ein paar Wochen auf dem Markt. Ein dazugehöriges Release-Konzert konnte aus bekannten Gründen bisher nicht absolviert werden. Und so boten WARDRUNA ein Streaming-Event für ein ganzes Wochenende an, das mit einem etwa zehn minütigen Interview zwischen Filmemacher Alexander Milas und Selvik eingeläutet wurde.
Im Zwiegespräch fokussierte man sich natürlich auf die Pandemie und ihre mittlerweile wohlbekannten Auswirkungen. Obendrein verriet Einar Selvik aber, dass „Kvitravn“ durchaus als moderner angesehen werden könne, als die Vorgänger-Alben. Andererseits sei das Thema Natur inhaltlich noch nie so stark in den Mittelpunkt geraten, wie auf dem fünften Album. Aber Selvik ist in einem Teil Norwegens aufgewachsen, den man gemeinhin von Postkarten kennt und das hat ihn seit der frühesten Jugend geformt.
Natur, Moderne und viel Gefühl
Die Show selbst wird mit dem Titeltrack „Kvitravn“ eingeläutet. Die überaus dramatische Melodie implementiert dabei ein Gefühl von Sehnsucht. Gleichzeitig braut sich eine unterschwellige Bedrohung vor dem inneren Auge zusammen. Das die Musiker während er der gesamten Inszenierung wie gewohnt nicht einmal mit der Wimper zucken, verstärkt diesen Eindruck tiefster Ernsthaftigkeit.
Positiv aus dem Rahmen fällt auch das Format der Darbietung. Man gibt sich überhaupt keine Mühe, so etwas wie ein echtes Konzert vorzugaukeln. Viel mehr wird jeder Song als Teil einer Geschichte präsentiert und jeweils mit dazugehörigen Zitaten eingeläutet. Diese Unterbrechungen erlauben einerseits einen unauffälligen und gleichsam häufigen Wechsel der Instrumente, als auch das Eintauchen in die Poesie der Musik.
Eine poetische Reise durch die Geschichte
„Kvitravn“ wird insgesamt nur vier Mal zitiert, ein Höhepunkt in der dreizehn Lieder umfassenden Setlist, folgt auf den nächsten. Besonders nachhaltig bleibt die Ein-Mann-Nummer „Voluspá“ in Erinnerung, in das Selvik die Hörer auf eine Reise durch die Jahrhunderte zurück nimmt. Am Ziel der Reise wartet die Seherin mit einer Prophezeihung.
Auch die neu interpretierte Band-Version des erstmals auf „Skald“ veröffentlichten „Vindavlarjod“ gräbt tief im Unterbewusstsein der Konzert-Besucher.
Insgesamt finden alle Musiker einen würdigen Platz auf dem Set und begeistern mit einer geradezu unverschämt fehlerfreien Performance. Die Leistung der Lead-Vocals von Lindy-Fay Hella erzeugt auch an diesem Abend mehr als einmal eine Gänsehaut.
Live, live und nochmal live
WARDRUNA lassen sich normaler Weise nur schwer im Rahmen eines 16 Uhr-Slots auf einem Festival ertragen. Um die wahrhaftige Schönheit dieser atmosphärischen, anregenden und virtuosen Musik live genießen zu können, muss man die Norweger als Main-Act in einer geschlossenen Location erleben. Diese wunderbare Stimmung überträgt sich während der Streaming-Show durchaus in die eigenen vier Wände.
Das sparsam eingesetzte Licht sorgt bei Songs wie „Skugge“ oder „Grà“ genau für die richtige Schummrigkeit und Dichte. Das der Closing-Track der Performance „Helvegen“ nicht das sprichwörtliche Tor zur Hölle öffnet, dürfte mittlerweile auch Freunden einer bestimmten Netflix-Serie bekannt sein. Viel mehr sehnt man sich nach dem klangvollen Abschluss danach, diese Band endlich wieder zum Greifen nah vor sich auf einer echten Bühne spielen zu sehen.
Setlist:
Kvitraven, Skugge, Solringen, Bjarkan, Raido, Voluspà, Isa, UruR, Grà, Vindavlarjod, Rotlaust Tre Fell, Fehu, Helvegen
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