War Against War!!
Der Indoor-Festivalbericht
Konzertbericht
Das War Against War Festival geht in die zweite Runde und findet auch diesmal im kulturetablierten ORWOhaus in Berlin statt. Vom atmosphärischen Black Metal über knüppelharten Black/Death bis hin zum Post Metal bietet der Veranstalter Asgaardian Events ein breites Spektrum an extremen Metal-Spielarten.
Gleich zu Beginn fällt auf, dass die Halle schon beim ersten Act am Samstagnachmittag voll ist. Bereits vor Wochen wurde bekannt, dass die Veranstaltung ausverkauft ist, dennoch setzt der frühe Ansturm den Bands gegenüber ein positives Signal und Zeichen der Wertschätzung.
Purer Wahnsinn: HOULE
Die erste Band HOULE startet mit ruhigen atmosphärischen Klängen, begibt sich aber nach kurzer Zeit in typische Black-Metal-Blastbeat-Gefilde. Sängerin Adsagsona rastet vollkommen aus, schreit sich die Seele aus dem Leib und zieht alle Blicke auf sich, denn ihr Auftritt verkörpert den puren Wahnsinn. Ihr spezielles Accessoire: eine auffallende Grubenlampe, die man selten im Black Metal sieht. Nach dem Auftritt hört man in diversen Gesprächen, wie beeindruckend diese Performance war.
UBUREN mit norwegischen Viking-Black-Metal
UBUREN aus Norwegen spielen Black Metal mit Wikinger-Thematik. Jetzt schrillen bei einigen wahrscheinlich die Alarmglocken, aber um eines vorwegzunehmen: UBUREN bleiben authentisch, verzichten auf Klischees und knüppeln sich in reiner Black-Metal-Manier durch ihr Set. Erwähnenswert ist Drummer Wrage Steinarsons Augenbinde, die aber seine Fähigkeiten am Schlagzeug nicht beeinträchtigt. Nach dem Gig mischen sich die Musiker unter die Besucherinnen und Besucher, sprechen mit Fans und stehen für Fotos bereit. Sehr sympathisch!
GROZA begeistern das Publikum
Trotz des traurigen Verlusts ihres Bassisten M.S. haben sich GROZA dazu entschieden, ihren Tour-Verpflichtungen nachzukommen. In Gedenken an M.S. spielen die Bayern einen intensiven und mitreißenden Auftritt. Optisch orientieren sich GROZA noch sehr an ihren großen Vorbildern, musikalisch schaffen sie es aber mittlerweile, eigene Nuancen zu integrieren und live umzusetzen. Nach 45 Minuten verabschiedet sich die Band unter großem Applaus und verdienten Respektsbekundungen.
Atmosphöre mit ENISUM aus Italien
ENISUM erschaffen Atmosphäre in musikalischer wie auch visueller Hinsicht. Die Bühne ist in Nebel gehüllt und das Mikrofon – eine Konstruktion aus Baumstämmen – ist ein kleiner Hingucker. Ruhige, treibende Songs gehen ins Uptempo über und laden zum Kopfnicken ein. Der Song „Arpitanian Lands“ ist das beste Beispiel: ein achtminütiges Epos, bei dem das Publikum die Augen schließt und in andere Welten abtaucht. Bis auf ein paar kleinere Mängel im Sound ein toller Auftritt.
KARG erzeugen ein Wechselbad der Gefühle
Die folgende Band dürfte vor allem durch ihre direkte Verbindung zu HARAKIRI FOR THE SKY bekannt sein: KARG ist das Soloprojekt von Sänger Wahntraum und bewegt sich im Post Black Metal. Die Band schafft es, eine ähnlich emotionale Stimmung wie die bisherigen Acts aufzubauen. Der Unterschied ist, dass sie ein Wechselbad der Gefühle erzeugen. Melodien zwischen Verzweiflung und Hoffnung lassen die eigene Empfindung hin und her schwelgen. Der Wechselgesang tut sein Übriges. Das Publikum ist voll dabei und applaudiert zum Abschluss aufrichtig.
Die Zukunft gehört HERETOIR
Bewegend geht es auch bei HERETOIR zu. Die Jungs haben vor kurzem ein tolles Album veröffentlicht und sind fleißig unterwegs. Vielleicht sind es der Hauch von Melancholie und die „Post-Rock-Einflüsse“, die den Auftritt von HERETOIR von den bisherigen an diesem Abend unterscheidet. Die Stimme von Eklatanz ist ausdrucksstark und variabel. Beeindruckend! Der Bekanntheitsgrad der Band dürfte in Zukunft noch steigen, da ihr Sound den Nerv der Zeit trifft.
ELLENDE brechen die Grenzen von Post Black Metal auf
ELLENDE sind temporeicher als die beiden vorherigen Bands unterwegs und Sänger Lukas Gosch schreit seine Vocals im typischen Black-Metal-Stil. Dies macht den Auftritt energischer, aber nicht weniger emotional. Die Lichtshow passt zu den Blastbeats, die Band ist konzentriert und mit Spielfreude dabei. Fronter L.G. schleicht mal langsam, mal schneller, aber jederzeit stimmsicher, über die Bühne. Alles wirkt authentisch und packend.
KANONENFIEBER präsentieren neuen Song
Es ist schon erstaunlich, wie professionell und eingespielt KANONENFIEBER mittlerweile sind, obwohl die Band erst seit 2022 live aktiv ist. Dazu kommen vielfältige Bühnenbild- und Kostümwechsel. Von der ersten Minute an sitzt der Sound und die Meute schaut dem Treiben auf der Bühne gespannt zu, vereinzelte Moshpits inbegriffen. KANONENFIEBER präsentieren auch ihren neuen Song „Kampf Und Sturm“, der mit seinem stampfend-treibenden Groove (trotz seiner Thematik) sehr viel Freude bereitet.
Gelungener Abschluss mit BATUSHKA
Es dauert lange – sehr lange – bis der heutige Headliner BATUSHKA die letzten Soundchecks beendet hat. Als die Polen die Bühne betreten, ist die Halle mit Räucherstäbchen bis zur Decke eingenebelt. BATUSHKAs Konzept überzeugt mit Bühnenbild, Sound und Performance. Es macht schon was her, wenn die Musiker mit ihren Roben und dem orchestral-orthodoxen Black Metal eine stimmungsvolle düstere Messe abhalten. Zu später Stunde zeigen sich Abnutzungserscheinungen beim Publikum. Wer aber bis BATUSHKA durchgehalten hat, wurde mit einem tollen Tag und einem gelungenem Abschluss-Act belohnt.
Das WAW 2023 überzeugt mit tollen Bands, gutem Sound/Licht und einem vielfältigem Verpflegungsangebot. Für das kommende Jahr ist die Veranstaltung erneut bestätigt. Freuen dürfen wir uns auf Bands wie HARAKIRI FOR THE SKY, HORN, FINSTERFORST, NORNIR, KANONENFIEBER und EMINENZ.
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