Wacken Open Air
Festivalbericht vom W:O:A 2012
Konzertbericht
Samstag
14:00 – 14:45 Black Metal Stage NAPALM DEATH
Nun ist es Zeit für englischen Humor, brachialen Death Metal und einen, auf der Bühne permanent ausrastenden Mark „Barney“ Greenway, den Frontmann von NAPALM DEATH. Mit der Band steigt eine enorme Livemacht auf die Bühne, die in Begriff ist, alles kurz und klein zu schlagen. Der Sound scheppert nur so durch die Boxen und bringt den Körper automatisch mit in Bewegung. Allerdings muss man sich zunächst mit dem Blick von Barney abwenden, was gar nicht so einfach ist. Die erste Zeit des Sets ist der Blick auf den unscheinbar wirkenden Engländer gerichtet, der auf der Bühne regelrecht wütet, um sich schlägt, rennt und sich beinahe die Seele aus dem Leib brüllt. Ist ein Song beendet, was immer wieder recht schnell geht, da einige sehr kurze Titel zum Repertoire der Band gehören, ist der Kerl plötzlich wie ausgewechselt. Er redet ruhig und besonnen, fast leise und kann sich hier und da nicht über seinen trockenen, englischen Humor hinweg setzten.
Selbst wenn das fette Death Metal-Brett nicht etwas für jedermanns Ohren ist, so wäre es dennoch jedem angeraten, sich NAPALM DEATH mal anzuschauen – denn Spaß machen sie alleine wegen ihrer Bühnenpräsenz schon. (Sarah)
16:15 – 17:15 Black Metal Stage SIX FEET UNDER
Schlicht, ohne Backdrop, dafür mit entschlossenen Blick und erhobenen Fäusten stapfen SIX FEET UNDER auf die Bühne. Allen vorweg Fronter Chris Barnes, der ohne zu zögern loslegt und zeigt, wo der Frosch die Locken hat. Die Vocals sind gewohnt stark und die langen Dreads fliegen was das Zeug hält. Mit ihnen fliegen jedoch auch die Tunnel aus überaus weit gedehnten Ohren des Herrn. Die etwas unatraktiven Lappen hängen nun etwas schwabbelig in der Gegend rum. Die Death Metaller reißen jedenfalls so einige Fans mit, lassen Köpfe durch die Luft wirbeln und auch keline Mosh Pits toben. Ruhiger wird es musikalisch derzeit jedenfalls nicht, auf dem härtesten, lautesten Acker der Welt.
Bemerkenswert ist, dass SIX FEET UNDER quasi in einer rundum neuen Besetzung auf der Bühne stehen. Lediglich der Gitarrist ist Barnes geblieben. Dafür macht die Band ihre Sache erstaunlich gut und selbstsicher. Jemanden, dem dieser Umstand nicht bekannt ist, wird sicherlich nichts davon gemerkt haben, dass dort eine derart „junge Band“ auf der Bühne steht. (Sarah)
17:30 – 18:30 True Metal Stage TESTAMENT
Mit TESTAMENT kommen am frühen Abend Thrash-Metal-Legenden auf die Bühne, die bereits seit gut 30 Jahren ihr Unwesen auf den Bühnen der Welt treiben. Als Sänger Cuck Billy auf die Bühne kommt, stellt er als erstes fest, dass es ausnahmsweise gerade mal nicht regnet und kommt gleich ohne große Umwege zum ersten Song des Sets „Native Blood“ von ihrem aktuellen Album „Dark Roots Of Earth“. Der Mosh/-Circle-Pit legt gleich mal ordentlich los und TESTAMENT zeigen sich auch mit neuen Songs in alter Frische. Die äußert sich in einer angenehmen Rauheit, mit gut verständlichen Vocals, auch wenn man die Texte nicht kennt, und einem starken Augenmerk auf die Gitarren.
Von vielen Fans konnte man im Vorfeld vernehmen, dass das neue Album „Dark Roots Of Earth“ zu glatt für TESTAMENT sei, weshalb es aufgrund dessen auf vorsichtige Skepsis gestoßen ist; aber nach diesem Liveauftritt sollte diese Skepsis wieder verflogen sein. (Sarah)
18:45 – 19:45 Black Stage CRADLE OF FILTH
Zeit für kreischenden, markerschütternden Dark Metal und der unverkennbaren Stimme von Dani Filth. Nachdem im letzten Jahr häufig Kritik über die Leistung des auffälligen Sängers laut geworden ist, lässt sich heute keinerlei Beanstandung ausfindig machen. Die schrillen Töne werden ohne Wenn und Aber getroffen und unterstreichen die Aufmachung der Band aus England. Nach den zahlreichen Death und Thrash Metal-Bands, gibt es nun endlich mehr als genug Abwechslung für Augen und Ohren.
CRADLE OF FILTH heben sich jedenfalls sehr stark von der breiten, musikalischen Masse ab. Wer die Band einmal gehört hat, wird ihren Stil so schnell nicht wieder vergessen. Für die Fans gibt es obendrein ein paar Leckerbissen in der Setlist, die aus „Her Ghost In The Fog“, „Nymphetamine“ oder auch „The Forest Whispers My Name“ bestehen. (Sarah)
19:15-19:55 W.E.T. Stage MOONSPELL & Orchestra
Ein kleiner Abstecher ins Zelt zu einer weiteren Orchestershow: MOONSPELL geben sich die Ehre, bzw. uns, ihre Songs mit einem kleinen Orchester auf die Bühne zu bringen. Die Stimmung ist der Musik angemessen, irgendwo zwischen Spannung und Begeisterung, Zwischenrufe sind der Zeit zwischen den Songs vorbehalten. Auffällig ist die sehr klar Bühnenaufteilung, Fernando Ribeiro gehört das Zentrum, die anderen Musiker sind, sicher auch auf Grund der Art der Show, an ihre Plätze gefesselt. Musikalisch überzeugen, Band, Orchester und die zwei Sängerinnen voll und ganz, und ich würde diese Show gerne in Form eines Kammerkonzertes noch einmal sehen! (Andrea)
20:00-21:30 True Metal Stage AMON AMARTH
Eher kurzfristig haben AMON AMARTH ihren Platz in der Running Order mit THE SCORPIONS getauscht. Zum Glück für die Deutschen, für die Wikinger eher ungünstig. Es ist noch hell draußen, und wenn man an den großartigen WOA-Auftritt von AMON AMARTH 2009 denkt, wirkt schon zu Beginn alles fade und langweilig. Dabei können die Wikinger gar nichts dazu. Ihre Wirkung ist trotz pompösen Stagesets und reichlich Flammen bei Tageslicht einfach für die Nüsse. AMON gehören zumindest in die Dämmerung. Vermiesen lassen sich die Fans ihren Spaß trotz allem nicht. Wer jetzt nicht headbangt hat den Knall nicht gehört, mag die Band einfach nicht, oder ist aufgrund seines Alkoholpegels nicht mehr dazu in der Lage, das Gleichgewicht zu halten. „Guardians Of Asgaard“, „The Pursuit Of Vikings“ und „Destroyer Of The Universe” vom aktuellen Album “Surtur Rising” fehlen nicht in der Setlist und bringen musikalisch reichlich Spaß.
In der Mitte des Sets wird dann mal eben das komplette Stageset gewechselt. Statt in roten und orangen Tönen, prangt nun ein blau gehaltenes Backdrop hinter der Band, und auf den Sidedrops leuchten immer wieder Runen auf, die aufgrund der Helligkeit leider nicht so gut zur Geltung kommen. Alles in allem in guter Auftritt von AMON AMARTH, auch wenn die Tageszeit einiges zunichte gemacht hat. (Sarah)
21:45-23:00 Black Stage THE SCORPIONS
Weiter geht‘s mit dem Abschiedskonzert der SCORPIONS, bzw. Warten auf THE SCORPIONS. Denn die Hannoveraner Hard Rocker lassen gute zehn Minuten auf sich warten. In Anbetracht der Tatsache, dass am Horizont schon wieder Wolken aufziehen und für heute Abend ein Unwetter angesagt ist, reichlich unsympathisch. Hinzu kommt, dass die Band noch nicht einmal ihr Set kürzt und dadurch deutlich überzieht. Erstaunlich, dass ihnen nicht der Saft abgedreht wird, schade auch, dann wäre uns nämlich die vollkommen bescheuerte Darbietung von halbnackten Frauen mit Kreissägen, die sich an einer SCORPIONS Statue verlustieren erspart geblieben. Abgesehen von diesen Ärgernissen fand ich den Auftritt der SCORPIONS in erster Linie langweilig und hoffe – bei allem Respekt für diese Band, die nicht nur mit „Rock You Like A Hurricane“ Musikgeschichte geschrieben hat – dass dies ein endgültiger Abschied ist. (Andrea)
23:15-00:30 True Metal Stage MACHINE HEAD
Bei MACHINE HEAD steht natürlich das komplette Gegenteil auf meiner Wunschliste und der von ca. 75.000 Metalheads, für die mit „I‘am Hell“ eine gute Stunde Neo-Thrash der Spitzenklasse beginnt.
Inklusive im Ticket ist eine Zeitreise ins Jahr 1994, denn mit „Old“ gibt es gleich zu Beginn einen Song vom allerersten Album „Burn My Eyes“. Mit „A Thousand Lies“ gibt es dann sogar eine Wackenpremiere, bisher hat die Band den Song trotz mehrerer Headlinershows noch nie beim W:O:A gespielt. Positiv hervorzuheben ist auch, dass MACHINE fucking HEAD nicht einfach ein Backdrop am Bühnenhintergrund haben, sondern passend zu den Songs Bilder oder Videosequenzen eingeblendet werden. Dass die Menge im Infield von der ersten bis zur letzten Minute steil geht, muss eigentlich nicht extra erwähnt werden, oder? (Andrea)
02:00-03:00 True Metal Stage EDGUY (Surprise Act)
„Endspurt! Ihr seid der harte Kern, der trotz dieses Scheißwetters noch da ist und ihr haltets aus bis zum Ende! Habt Ihr noch Bock?“ Na und ob wir das haben, Tobias! Und der Sympathibolzen quetscht noch das letzte Quentchen Kraft aus den Fans im Infield. Schön beim linke Seite vs rechte Seite Gesangswettstreit vor „Lavatory Love Machine“ ist, dass die Saitenfraktion die Seitenanzeige von Tobias unterstützt. Wer sich damit rühmte, nach drei Tagen Konzerten, Saufgelagen und sintflutartigen Regenfällen noch Stimme zu haben, wird bereuen zum Rausschmeißer gekommen zu sein, denn Tobias fordert immer wieder zum mit- und selbersingen auf. Jedenfalls hat die Show enormen Unterhaltungswert, und EDGUY bieten nicht nur ein hervorragendes Training für die Bang- sondern auch die Lachmuskeln. Ein hervorragender Abschluss für ein hervorragendes Festival! (Andrea)
Was bleibt am Ende dieser überdimensionalen Schlammschlacht zu sagen?
Die Feuerwehr musste weniger Brände löschen als in den Vorjahren! Dafür hatte sie gut damit zu tun, die Veranstalter beim Abpumpen der Wassermassen vom Infield zu unterstützen. Die W.E.T Stage war in einem neuen Zelt zusammen mit der Headbangers Stage eine kleine (überdachte) Version der Black und True Metal Stages. Laut den Veranstaltern wurde dieses Jahr zum ersten Mal der Eingang zur Party Stage von den Fans gut frequentiert, das Ampelsystem an den Eingängen zur Black und True Metal Stage müssen die Fans aber erst noch lernen. Vielleicht ein Tip für die Wackenbesucher 2013: Bei rot musst Du stehen, bei grün kannst Du gehen!
Natürlich wurden bereits die ersten Bands für 2013 bekannt gegeben: Amorphis, Anthrax, Arch Enemy, Deep Purple, Doro, Nightwish, Lingua Mortis Orchestra feat. Rage, Sabaton und Subway To Sally werden dabei sein. Außerdem gibt es Neuerungen bei den Tickets, diese werden 2013 insoweit personalisiert, dass auf jedem Ticket der Name des Käufers steht, außerdem können nur fünf Tickets pro Person bestellt werden. Und eine Bitte an alle Wackenfans: Kauft Eure Tickets nicht auf E-Bay oder ähnlichen Plattformen, sondern ausschließlich über die offiziellen Stellen! Nur wenn Ihr Euch daran haltet, könnt Ihr sicher gehen, dass Ihr keine gefälschten Tickets erhaltet.
Wer dazu beitragen möchte, dass das W:O:A noch besser wird, den Veranstaltern konstruktive Kritik und Lob zukommen lassen möchte, der sollte an der Festival-Umfrage teilnehmen.
See you in Wacken – rain or shine!
Bericht und Fotos: Andrea Friedrich, Sarah Fleischer
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