Wacken Open Air
Festivalbericht vom W:O:A 2012
Konzertbericht
Freitag
Am frühen Mittag wird man nicht nur von strahlenden Sonnenschein geweckt, sondern man bekommt gleich zur Mittagszeit einen eher schwer verdaulichen Brei auf die Ohren. An die Zelte dringt eine laute Wand aus einer skurrilen Mischung aus ENDSTILLE und BETONTOD. Diese beiden Bands ergeben wahrlich keine gute Kombination. Beim Weg vor die Bühnen offenbart sich, dass sowohl die eine, als auch die andere Band bereits reichlich aktive Festivalbesucher auf die Beine gebracht hat. Dabei scheint auf der kleinen Party Stage bei BETONTOD fast noch etwas mehr los zu sein. (Sarah)
14:45-15:45 True Metal Stage KAMELOT
Nach dem Soundbrei des Morgens sind KAMELOT mit ihrem Symphonic Metal eine wahrliche Erholung für die Ohren! Hinzu kommt, dass die Sonne zu Beginn des Auftritts scheint, und so herrschen auf und vor der Bühne gute Laune! Sänger Tommy stürmt von einem Bühnenende zum anderen, und die Saitenfraktion post was das Zeug hält. Ein bißchen Feuer, zwei hübsche Frauen und Crowdsurfer, perfektes Konzert!
Bis die dicken Regenwolken anziehen und ein sintflutartiger Regenschauer auf das Festival niedergeht. Ich kapituliere vor den Wassermassen und ziehe mich ins Trockene zurück, Respekt für alle, die bei diesem Regenschauer vor der Bühne ausgeharrt haben! (Andrea)
16:00 -17:00 Black Stage OVERKILL
Wer nicht in den Matschmassen ertrunken ist oder derzeit noch dabei ist, sein Hab und Gut aus den Fluten zu angeln, findet sich vielleicht vor der Black Stage wieder, auf der OVERKILL für reichlich Aktion sorgen. Sänger Blitz geht dabei allen voran und bietet eine erstklassige Show, wie man es von ihm gewohnt ist. Blitz hängt sich von der ersten Sekunde an voll ins Zeug und zieht durch seine intensive Mimik und Gestik die Blicke auf sich. Zumindest die Blicke derer, die nicht headbangen oder sich im Matsch-Moshpit wiederfinden.
Neben Songs von ihrem neuen Album „The Electric Age“ reihen sich später auch Klassiker in die Setlist ein. Dabei wären „Ironbound“, „Old School“, „Rotten To The Core“ und selbstverständlich „Fuck You“. OVERKILL wissen es, ihre Fans anzuheizen und haben das auch das gesamte Set hindurch geschafft. Ein großartiger Auftritt von Bobby und der gesamten Band. (Sarah)
Eine ähnliche, aber viel kleinere Show spielt sich im Pressezelt ab, wo HELLDORADOS ein paar Songs ihres selbstbetitelten Debütalbums vorstellen. Sänger Pierre Seidel ist auch mit Gestik und Mimik voll dabei, verschenkt mitten in der Show ein Exemplar des Albums an eine hübsche Blondine, und insgesamt sind alle zufrieden. Wäre doch gar nicht nötig gewesen, die CD zu verschenken! Die Musik des Stuttgarter Sleaze-Metal-Quartetts weiß durchaus zu begeistern, und ich bin gespannt, ob sich die Schwaben behaupten können.
17:15-18:15 True Metal Stage THE BOSSHOSS
Welche Band passt am besten zwischen OVERKILL und OPETH? Ganz klar THE BOSSHOSS! Zumindest die Sonne scheint das so zu sehen und kommt pünktlich zu den Großstadtcowboys auf das Infield. Die Laune ist dementsprechend sonnig, vor und auf der Bühne. Die Setlist enthält Neues wie Altes, von „Word Up“ bis „Don‘t Gimme That“ ist alles vertreten. Überrascht bin ich nur, dass die Jungs ihre brandneue Single „Live It Up“ spielen, die m.E. trotz des Sin-City-inspirierten Videos nicht wirklich zum Wacken passt, rein musikalisch. Aber da sie den Song spielen und die Masse offenkundig begeistert ist, warum haben sie nicht gleich noch das gute alte „Like Ice In The Sunshine“ ausgepackt? Das wäre wenigstens ein schöner Gruß an die Sonne gewesen!
Langer Rede kurzer Sinn, der Auftritt ist wie jede THE BOSSHOSS-Show, und ich würde mir wünschen, die Band würde ihre Songauswahl an die jeweiligen Festivals anpassen. Wacken ist keine Castingshow, hier dürft ihr ordentlich rocken! (Andrea)
18:30-19:30 Black Stage OPETH
OPETH sind eine meiner absoluten Lieblingsbands, und dennoch kann ich nach einem Konzert nie sagen, was genau sie eigentlich gespielt haben. Am Anfang liegt es daran, dass ich mich auf das Fotografieren konzentriere, danach zieht mich die Musik in ihren Bann. Auch hier, auch bei diesem Wetter, ich fotografiere trotz des Regens weiter und bleibe danach mit meinem Equipment im Regen stehen. Die Show ist musikalisch wie immer perfekt, die Ansagen von Mikael in seinem gewohnt trockenen Humor.
Wer OPETH gerne live sieht, wird auch diese Show genossen haben, wem OPETH zu langweilig sind und wer die Band nicht mehr mag, weil Mikael nicht mehr growlt, wird auch diese Show abschätzig bewerten. Für mich heißt es jedenfalls um 19:00 Uhr, einer meiner Lieblingsbands den Rücken zu kehren und ins Pressezelt zu gehen, um DJERV zu sehen. Auf der Leinwand hinter der Bühne sehe ich dort OPETH weiter, obwohl sie musikalisch so gar nicht zu DJERV passen.
19:00 DJERV Pressezelt Showcase
Während OPETH das Publikum vor der Black Stage begeistern, bereiten sich im Pressezelt DJERV darauf vor, vier Songs von ihrem aktuellen Album „Djerv“ zu spielen. Das Zelt ist deutlich voller als bei A MILLION MILES am Tag zuvor, was auch aber nicht nur dem wieder einsetzenden Regen geschuldet ist. DJERV sind spätestens seid ihrer Tour mit MINISTRY diesen Sommer sicher kein Geheimtipp mehr. In dem kurzen, aber überzeugenden Set hören wir unter anderem „Madman“ und „Headstone“, zu letzterem Song hätte durchaus das kürzlich veröffentlichte Video statt OPETH, deren Show auf der Leinwand im Hintergrund gezeigt wird, laufen dürfen.
Wer die Gelegenheit hat, sollte sich DJERV unbedingt bei einem der bevorstehenden Deutschlandkonzerte anschauen! (Andrea)
19:45-20:45 True Metal Stage HAMMERFALL
HAMMERFALL beginnen ihr 15jähriges Wacken-Jubiläum in strahlendem Sonnenschein mit „Patient Zero“. Die Schweden bieten der begeisterten Menge nicht nur mit „Bang Your Head“ die perfekte Untermalung zum Headbangen, sondern nehmen uns mit „Steel Meets Steel“ auch mit auf eine Zeitreise zum 15 Jahre zurückliegenden „Glory To The Brave“. Überhaupt bieten HAMMERFALL ein Hitfeuerwerk, das kaum Wünsche offen lässt. Ebenso Oscar Dronjak, der mehrmals sein Oberteil wechselt – vom Ledermantel über das schwarze und das weiße T-Shirt hin zur offenen Lederweste – und somit sowohl dem Metalfan vor der Bühne als auch der potentiellen Schwiegermutter vorm Fernseher gefallen kann.
Am beeindruckendsten sind aber letztendlich doch die 75.000 erhobenen Stimmen und Arme im Infield! (Andrea)
21:00-22:30 Black Stage DIMMU BORGIR & ORCHESTRA
Während HAMMERFALL noch die Masse begeistern, bereiten sich auf der Black Stage bereits die Norweger DIMMU BORGIR auf eine spezielle Show vor. Definitiv ein Highlight des 23. Wacken Open Airs ist dieser Auftritt von DIMMU BORGIR mit einem vollständigen Orchester und Chor. Insgesamt zum zweiten Mal performen DIMMU BORGIR ihre Songs mit einem Orchester, zum ersten Mal auf einem Festival. Die besondere Herausforderung meistern Musiker und Tontechniker mit Bravour, und der Auftritt ist wahrlich ein Highlight dieses Festivals. Als i-Tüpfelchen gibt es noch einen Gastauftritt der umwerfenden Agnete Kjølsrud von DJERV. (Andrea)
22:45 – 00:15 True Metal Stage IN FLAMES
Nachdem DIMMU BORGIR in Begleitung des Streichorchesters eine faszinierende und sehr starke Show abgeliefert haben, ist es nun Zeit für einen Garanten für gute Musik und geile Shows.
IN FLAMES sind erneut zu Gast auf dem Wacken Open Air und haben sich für ihre Show etwas ganz besonderes einfallen lassen. Zu Beginn der Show stehen alle Bandmitglieder auf einem Gerüst, das sich über die komplette Rückwand der Bühne erstreckt. Hinter Leinwänden steht die Band als Schattenspieler und ganz gemächlich beginnt der Auftritt mit „The Jester’s Door“ und „Cloud Conected“. Besser könnte ein IN FLAMES Konzert wohl kaum beginnen. Die Fans sind hellauf begeistert und vergessen einmal mehr das Wacken-Meer um sich herum. Auch Anders ist großartig aufgelegt, gibt nicht nur stimmlich Supervocals ab, sondern macht sich auch einen Spaß daraus, die Kamera, die während der gesamten Show auf Bühnen höhe hin und her rollt, zu dirigieren und ihr zu sagen, was sie zu tun hat. Neben einer Leinwand sorgen unentwegt Flammen für einen mehr als heißen Gig.
IN FLAMES spielen hier und da mal einen Song von „Sounds Of A Playground Fading“ wie ihre erste Single Auskopplung „Deliver Us“, aber vor allem platzieren sich viele alte Klassiker in das phänomenale Set. Mit dabei ist „Only For The Weak“, „Trigger“, „The Quiet Place“, und als Sahnehäubchen gibt es zum Abschluss „My Sweet Shadow“ mit Feuerwerk, das hinter der Bühne den nächtlichen Himmel aufhübscht. (Sarah)
00:30 – 01:45 Black Stage IN EXTREMO
Nicht weniger heiß wird es bei IN EXTREMO auf der Black Stage. Mit eigenem Pyrotechniker im Gepäck verspricht die Show einmal mehr großartig zu werden. Mit „Sterneneisen“ steigt die Mittelalterrock-Band, die wohl jedem Wacken Besucher ein Begriff ist, in ihren Auftritt ein und präsentiert den Besuchern auf dem WOA damit sehr wagemutig keinen Klassiker, sondern ein Stück von ihrem letzten, gleichnamigen Album. „Frei zu sein“ funktioniert da schon um einiges besser. Insgesamt wirkt die Stimmung nicht mehr ganz so großartig, wie man es erwarten würde. Aber der Schlamm ist auch ein äußerst harter Gegner, der nach einer Weile so manchen in die Knie zwingt.
Dennoch ist die Band bestens gelaunt, und „Herr Mannelig“, „Der Spielmannsfluch“, „Mein Rasend Herz“ und „Vollmond“ locken dann doch so manchen aufgeweichten Kauz aus der Reserve. Die Mosh Pits halten sich mittlerweile zurück und ziehen nicht mehr ihren matschig-nassen Bahnen über das Schlachtfeld. Selbst beim abschließenden „Villeman Og Magnhild“ bleibt das sonst sehr beliebte, kreisende Arm-in-Arm Hüpfen aus. Der Auftritt von IN EXTREMO war trotz allem sehr gut, nur das Wetter hat die Fans größtenteils in die Knie einknicken lassen. (Sarah)
02:00-03:00 True Metal Stage D-A-D
D-A-D sind an diesem Tag der Infield-Rausschmeißer und bieten jenen, die nach diesem langen Tag noch Kraft haben, eine gewohnt hervorragende Rockshow. Anders als bei der deutschen Clubtour im Frühjahr kommen wir heute in den Genuss der großen Produktion des Dänen-Vierers, die in Dänemark und den skandinavischen Ländern zu sehen war (metal.de berichtete von den Konzerten in Kopenhagen). Das heißt, Laust sitzt auf seinem Drumcoaster, und der Bühnenhintergrund wird von einer LED-Flagge geziert, auf der verschiedene Animationen und Videos gezeigt werden. Die Songauswahl ist ein Best-Off-D-A-D-Festival-Set mit Klassikern wie „Jihad“ und „Isn‘t That Wild“ sowie brandneuen Songs wie „I Want What She‘s Got“, das live (auch heute) den „We Want What Laust Got“ Drumsolo-Einschub bekommt. Bei elf Alben, aus denen die Auswahl getroffen wird, fehlt sicher jedem was, aber es ist auch für alle ein Highlight dabei! Ein bisschen traurig bin ich nur darüber, dass wir nicht mit „It‘s After Dark“ in unsere Schlafsäcke geschickt werden.
In Anbetracht der Tatsache, dass Jesper trotz des internationalen Publikums seine Ansagen in Binzer-Deutsch gemacht hat, ist das aber nur ein ganz kleiner Wermutstropfen, denn die Erinnerung an Ansagen der Marke „Heute Abend wir müssen haben Liebe und Talent! Was macht das? Konzert! Wacken haben sie Liebe? Wir haben Talent!“ lassen mich mit einem breiten Grinsen einschlafen. (Andrea)
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