Wacken Open Air
Festivalbericht vom W:O:A 2011
Konzertbericht
Der rot markierte Augustanfang ziert sicherlich nicht nur meinen Kalender. So mancher Metalfan wird sich bereits weit im Vorfeld den Zeitraum um dieses Wochenende freigehalten und, wenn nötig, Urlaub beantragt haben. Denn genau dann lockt das Wacken Open Air zur alljährlichen metallischen Reizüberflutung.
Das wohl bekannteste Metalfestival ist auch 2011 restlos ausverkauft. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, gehört dieser Zustand doch zur jährlichen Routine. Zwar steigen die Besucherzahlen immer ein klein wenig mehr und die Dimensionen haben schon längst jegliche Gemütlichkeit zerschlagen, dennoch kann man aus irgendeinem Grund nicht davon ablassen, dem lautesten Acker Deutschlands einen Besuch abzustatten.
Schätzungsweise einen Monat bevor das WOA die Pforten öffnet, wird meine Freude auf das Festival schon wieder eingedämmt. Ich habe in diesem Jahr bereits so manches Festival glücklich bestritten und der Gedanke an die Krönung der Festivalsaison lässt mich den Lautstärkenregler an meiner Anlage permanent mehr aufdrehen. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich einen real-Prospekt nichtsahnend durchgeblättert habe und auf einem der hinteren Seiten Wacken Open Air Merch-Produkte erblicke. Irgendwie muss ich lachen… aber auch nur irgendwie. Der Gedanke an den, nun für jeden sichtbar, steigenden Kommerz, könnte mir auch schon fast die Tränen in die Augen jagen. Nun hat jeder Hinz und Kunz die Gelegenheit, sich ein tolles WOA-Shirt zu kaufen, ohne überhaupt jemals einen Festivalboden betreten zu haben.
Nun ja, genug geärgert. Schließlich hat das Wacken Open Air auch verdammt viele grandiose und vor allem besondere Seiten, die es auf seine Art und Weise zu einem Erlebnis machen. Wenn ich an das Wacken Open Air denke, habe ich immer die Erinnerungen an ein ganz besonderes Festival im Kopf. Nicht nur das Billing kann stets mit Bands der Extraklasse trumpfen, auch der Gang über die, nennen wir sie groß geratene Campingarea, ist immer eine Freude wert. Die lustigen, absurden und teils auch Brechreiz erzeugenden, kreativen Auswüchse der Festivalbesucher, sind immer wieder aufs neue eine willkommene Abwechslung. Ganz nebenbei sorgen mittlerweile sage und schreibe sieben Bühnen für metallische Beschallung, beinahe rund um die Uhr. Auch wenn SUBWAY TO SALLY, welche am Samstag den letzten Gig auf der Black Stage haben werden, in ihrem Lied „Sieben“ die Zahl besonders Ehren, muss ich sagen, dass mir eine Zahl wie drei wesentlich lieber wäre. Sicherlich haben die Macher des Wacken Open Air so erstklassige Anwendungen zu bieten, wie die persönliche Running Order, die mir jedoch rein gar nichts nützt, wenn permanent drei Bands zeitgleich spielen, die ich mir gerne anschauen würde. Ein weiterer Dämpfer für meine überschüssige Motivation. So empfand ich es zumindest, als ich mir meine persönliche Running Order zusammengestellt habe und mit einem äußerst doofen Gesichtsausdruck feststellen musste, dass sich, oh Wunder, ganze vier Bands auf der Liste befinden, die nicht rot markiert sind und sich demnach nicht überschneiden. Für die restlichen drölfzig Bands, die mein Interesse haben, heißt es dann wohl „Schnick, Schnack, Schnuck“ oder „Eeene meeene muh“.
Ausnahmsweise sitze ich nicht am Steuer und erspare mir somit nicht nur die unzähligen Baustellen und das Slalomfahren, sondern habe fünf Stunden Zeit, mir mein qualmendes Hirn zu zermatern, welche Bands es letztendlich auf meine Hitliste schaffen. Erfolgreich war ich dennoch nicht.
Als wir am Mittwoch auf dem VIP-Campground eintreffen, ist es schon stockduster. Das macht die Aufgabe, einen kleinen Platz zum Zeltaufschlagen zu finden, nicht gerade leichter. Es scheint sich kein freies Fleckchen Grün mehr in der näheren Umgebung zu finden. Sich darüber jetzt den Kopf ein weiteres Mal zu zerbrechen, wo er doch eh schon ein einziges Trümmerfeld ist, wäre verschwendete Energie. Diese wird nun zielsicher in das Öffnen der guten 5.0er Dose investiert, während ich mich zielstrebig auf den Weg in das Zelt zu der W.E.T. Stage begebe. Der Musik, die von dort bis an mein Ohr dringt, weckt mit einer enormen Wucht die Freude auf das Wacken Open Air, gute Musik, nette Menschen und Freunde, sowie die ein oder andere Party.
Das Zelt ist leerer, als ich es erwartet hatte, was in erster Linie nur dafür gut sein kann, ein paar Bekannte und Freunde ausfindig zu machen. Mein Vorhaben lässt sich erstaunlich gut in die Tat umsetzten, womit einem guten Einstieg nichts mehr im Wege stehen dürfte. Dachte ich zumindest. Viel zu früh ist der Zauber an der W.E.T. Stage beendet, und wir müssen uns auf den viel zu langen Weg machen, der uns hoffentlich zu unseren Zelten, bzw. zu meiner vierrädrigen Schlafstätte führen wird. Tatsächlich ist unser aller Orientierungssinn heute doch mit etwas mehr Begabung als der eines Maulwurfs gesegnet. Dennoch zieht es uns munter und voller Partylaune zielstrebig an diesen vorbei und lässt uns kurz darauf alle Hoffnung verlieren, doch noch einen vernünftigen Einstand in das 22. WOA zu bekommen. In der Partyarea des VIP-Bereiches herrscht gähnende Leere. Die ersten Barkeeper räumen schon auf und beginnen, die Bretter zu fegen. Aber vielleicht ist es auch gut so, denn dann wird der erste richtige Festivaltag etwas weniger schleppend.
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