Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2009
Konzertbericht
Donnerstag 30.07.2009
Skyline
Da sich der Einlass aus dem Pressebereich dieses Jahr zunächst etwas verzögert und sich dann wie Kaugummi zieht, verpasse ich SKYLINE, die Band von WOA Veranstalter Thomas Jensen, leider komplett. Das, was ich aus der Entfernung höre, gefällt jedoch. Erkennen kann ich die neue WOA-Hymne `We are the Metalheads`, die gemeinsam mit Doro Pesch dargeboten wird. Ansonsten meine ich, auch Onkel Tom als Gastsänger gehört zu haben. Schade, hätte ich gerne mehr von gesehen! (TP)
Schandmaul
Nachdem es vor zwei Jahren, als Schandmaul Headliner auf der Partystage waren, kein Durchkommen gab, dürfen die Münchener dieses Mal auf der Hauptbühne ran. Die Jungs und Mädels um Sänger Thomas Lindner haben dabei richtig Spaß in den Backen und hinterlassen einen super Eindruck. Insbesondere die Setlist, die Best-of Charakter hat, hat es in sich und macht richtig Spaß! Beide Daumen hoch! (TP)
Der W
Nachdem im Jahre 2004 die Böhsen Onkelz das WOA nochmal zum Abschied headlinen durften, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch Der W alias Stephan Weidner hier spielen würde. Genauso wie die Onkelz löste auch Der W eine Diskussion unter dern Fans aus. Schließlich ist der Anteil an Metal im Sound des Frankfurters etwa so hoch, wie in einer Dose Thunfisch. Der W lässt sich von alle dem aber nicht beirren und bietet eine engagierte Show. So erringt er zumindest einen Achtungserfolg. (TP)
D-A-D
Das dänische Dynamit bietet eine kurzweilige Show mit allerhand Gimmicks auf der Party Stage. Auch wenn die Meute vor der Bühne noch recht übersichtlich ist geben die Musiker alles und bekommen am Ende mehr als nur Höflichkeitsapplaus. (TP)
JBO (Secret Show)
Da kurz vor dem Wacken Thin Lizzy ihre Teilnahme absagen mussten, ließen die Organisatoren den Slot für eine Secret Show offen. Als dann JBO die Bühne betraten, hatte dies schon längst als Gerücht die Runde gemacht und war demnach nicht mehr ganz so geheim. Die Blödelfranken kommen, wie immer auf Festivals, gut an, das Publikum singt lautstark mit und alle haben Spaß. Außer ich, denn mir ist es irgendwie zu platt. Geschmackssache… (TP)
The Boss Hoss
Sie spielen zwar keinen Metal, trotzdem ist der Platz vor der Party Stage brechend voll als THE BOSS HOSS die Bühne betreten. Vereinzelt sind im Publikum sogar Cowboyhüte in den verschiedensten Ausführungen zu sehen, ob in babyblau oder rosa mit Plüsch. Den Metalheads gefällt die Country-Blues-Show der sieben Berliner. Ob zu Coversongs wie „Hey Joe“ und „Sabotage“ oder Eigenkreationen wie „Last Day“ und „Eagleize It“, die Leute bejubeln THE BOSS HOSS. Sänger Boss Burns lässt zudem seine Hüften kreisen, was den kreischenden Mädels vor der Bühne sicherlich gefällt. Aber nicht nur der Musikstil von THE BOSS HOSS ist für ein Metal-Festival außergewöhnlich, auch ihre Instrumentenauswahl ist nicht alltäglich. Mit Kontrabass, Mundharmonika und Waschbrett geben sie ihrer Musik das nötige Country-Flair. Das Sahnehäubchen bilden die weißen Feinrippunterhemden in Kombination mit Blue Jeans, die doch stark an eine Zigarettenwerbung erinnern. Nichts desto trotz kommen THE BOSS HOSS auf dem größten Metal-Festival der Welt gut an. (ME)
Lacuna Coil
Bei Tageslicht spielten Lacuna Coil auf dem diesjährigen Wacken, was der Stimmung gerade bei „Enjoy the Silence“ keinen Abbruch tat. Crowdsurfer hatten es hier etwas schwerer, da einige Festival-Besucher die Abschiedsshow von Running-Wild vorzogen. Der Sound, den die erfolgreiche, italienische Band auf der Partystage produzierten war jedoch bombastisch und verbreitete ebenso wie die powerreiche Performance von Frontfrau Cristina passend zum blauen Himmel die beste Festival-Laune. (CJ)
Running Wild
Bei wunderbarem Abendsonnenschein startet pünktlich um viertel nach acht ein recht sonderbares Schauspiel auf der Black Stage in Wacken. Da tauchen auf einmal Gestalten auf, die einem waschechten Piratenstreifen entsprungen scheinen, liefern sich wilde Wortgefechte, deren Witz sich mir allerdings nicht so richtig offenbaren will, und dass es zu keiner Rauferei kommt, ist fast schon ein Wunder. So schnell sie aufgetaucht sind, verschwinden sie auch wieder, um einem langen Intro Platz zu machen, dessen Töne man sehr schnell beim Soundtrack der „Fluch der Karibik“-Reihe verorten kann. Der Fan hat es sowieso schon längst erkannt, was nun folgen soll, und steht mit einem lachenden und einem weinenden Auge vor der Bühne, und jubelt seine Helden herbei, das deutsche Heavy Metal-Urgestein RUNNING WILD. Und dass die vier Herren, von denen nur der wohlbekannte Rock’n’Rolf noch der Originalbesetzung entstammt, seit der Gründung der Formation im Jahre 1976 jede Menge Fans gewonnen haben und auch bei der Stange halten konnten, zeigt sich eindruckvoll in Wacken, denn der Platz vor der Black Stage ist ein Meer von jubelnden und mitsingenden Metallern.
Was dann folgt ist eine zweistündige geballte Ladung RUNNING WILD, und dieser Aufwand hat einen für jeden Fan traurigen Hintergrund, denn die mittlerweile doch etwas in die Jahre gekommene Truppe hat genug, dies soll das Abschiedskonzert sein, und sicherlich ein besonderer Abschied als Headliner auf dem 20. Wacken Open Air. Aber Rock’n’Rolf und seine Mannen sind bestens gelaunt und stürmen in Piratenkostümen auf die Bühne, es wird munter gepost und sehr viel mit den Fans geplaudert, und dazwischen haut man dem seligen Zuhörer Hit um Hit um die Ohren. Pyros dürfen natürlich nicht fehlen, und die werden auch gleich zu Anfang eingesetzt. Im Laufe des Sets setzt ein empfindlich kalter Regen ein, aber das hält die meisten doch nicht davon ab, ihre Helden bis zur letzten Minute abzufeiern. Ein würdiger Abschluss für die Band, aber für meinen Geschmack doch etwas zu viel RUNNING WILD auf einmal. (RG)
Heaven & Hell
Um kurz vor elf an diesem Donnerstag Abend ist es dann soweit, mein persönlicher Höhepunkt des Tages naht. Der Wettergott meint es nicht allzu gut mit uns, es nieselt und wenn man länger auf der Stelle steht kriecht einem eine hässliche Kälte in die Knochen. Aber stillstehen will man in den nächsten eineinviertel Stunden sowieso nicht, denn HEAVEN & HELL geben sich die Ehre auf der Wackener True Metal Stage. Zu meiner Überraschung ist die Meute vor der Bühne zu Beginn des Auftritts noch einigermaßen überschaubar, erst allmählich und fast träge strömen die Massen herbei. Diese leichte Lethargie ist während des gesamten Auftritts spürbar, mit Ausnahmen zwar, aber ich habe das Wacken-Publikum schon wesentlich begeisterter gesehen. Vielleicht liegt es am Regen, an dem was auf der Bühne geschieht wohl eher nicht, denn das ist großartig.
Und da stehen sie schließlich leibhaftig vor uns, Tony Iommi und Geezer Butler -die immer noch- und Ronnie James Dio und Vincent Appice -die nicht mehr bei BLACK SABBATH spielen- in einer Band, die es seit 2006 gibt und die sie nach dem neunten SABBATH-Album benannt haben; auf jenem ist mit Ausnahme des Drummerpostens, den hatte seinerzeit Bill Ward inne, die HEAVEN & HELL-Besetzung zu hören, und Dio steuert zum ersten Mal die Vocals bei. Von dieser Supertruppe gibt es seit April diesen Jahres mit „The Devil You Know“ auch neues Material. Aber zurück zum Wacken: Dio steht in silberglänzendem Schwarz auf der Bühne, Iommi und Butler flankieren ihn ganz gentlemanlike. Losgelegt wird mit „E5150“ als Intro und „Mob Rules“ vom gleichnamigen SABBATH-Album, auf dem Fuße gefolgt vom etwas älteren „Children Of The Sea“. Dio, seine einzigartige Stimme und seine Bühnenpräsenz, er bewegt sich unaufhörlich, bilden den Mittelpunkt der Show, die insgesamt aber eher zurückgenommen wirkt. Iommi steht meist brav an seinem Platz, spielt völlig versunken mit geschlossenen Augen hinter der obligatorischen blaugetönten Brille und bewegt sich nur gelegentlich ein paar Meter nach vorn oder wechselt gar mal die Bühnenseite. Aber dafür ist sein Spiel umso beeindruckender, unter anderem bei „I“ gibt er uns eine schöne Kostprobe seines Könnens. Auf „Bible Black“ vom neuen Album folgt „Time Machine“ und im Anschluss ein bestimmt zweiminütiges Drumsolo von Appice, der in seinem Käfig aus Instrumenten eher bedächtig anfängt und sich dann fulminant steigert. Mit „Fear“ und „Follow The Tears“ kommen zwei weitere brandneue Tracks zu Gehör, und „Heaven&Hell“ schließt passenderweise das reguläre Set ab. Als Zugabe geht es mit „Country Girl“ und „Neon Knights“ wieder in die Tage zurück, in denen Dio bei SABBATH seine großen Momente hatte. Manchmal wirken HEAVEN & HELL auf der Bühne zwar genau als das, was sie ja auch sind, nämlich schon etwas in die Jahre gekommen, aber im Großen und Ganzen legen sie einen beeindruckenden Auftritt hin, von dem sich manche Jungspunde noch einiges abschauen können, und den man einfach mal miterlebt haben muss! (RG)
Grand Magus
Aus dem kalten Nieselregen und von den Metalgöttern von HEAVEN & HELL geht es für mich schleunigst ins Partyzelt beziehungsweise vor die WET Stage, zum Aufwärmen und GRAND MAGUS anschauen. Von den schwedischen Doomern, die dieses Jahr zum ersten Mal in Wacken spielen, bekomme ich gerade noch die letzten paar Songs mit. Und schon wieder gibt es BLACK SABBATH, und noch eine weitere Premiere für die Band, denn die spielt zum ersten Mal ein Cover live, und hat sich dafür „War Pigs“ ausgesucht. Und damit sie dabei nicht so allein sind, holen sich die Jungs jede Menge Unterstützung, zum Beispiel in Form von AMON AMARTHs Johan, mit auf die Bühne. Klingt nach einer wilden Mischung und ist es auch, kommt aber sehr gut rüber. Überhaupt machen die Fans eine Hammerstimmung im glücklicherweise ordentlich aufgeheizten Zelt, so dass dieser erste Tag auf dem 20. Wacken Open Air für mich ein wunderbares Ende findet. (RG)
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