Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2007
Konzertbericht
Stimmen der hart rockenden Redakteure
Foto: Maike Eisenmenger / Stalker.cd
Death Angel
Top
– CANNIBAL CORPSE
– HATESPHERE
– NARZISS
– DIE APOKALYPTISCHEN REITER
Flop
– Partystimmung bei IMMORTAL und BELPHEGOR
– Routiniertheit bei DESTRUCTION
– Mieser Sound bei ALL THAT REMAINS
Bizarre Randerscheinungen
– Mein Kumpel, der am Dienstag einfach mal beschließt, ein Loch zu buddeln
– Unser Camp, dass irgendwie zur Anlaufstelle für heimatlose Metaller wurde
– Saufen mit Finz, Bannt, Saui und all den anderen lustigen Bier-Schnorrern
– Schlamm = Sockentod
Fazit
Das „Wacken Open Air 2007“ stellte meinen zweiten Besuch in jenem kleinen, schleswigschen Dörfchen dar und wieder wurde ich nicht enttäuscht. Kaum eine Band war ein Totalausfall und die Atmosphäre in Wacken ist einfach einmalig. Trotzdem ist das Festival definitiv zu überfüllt und – wofür die Veranstalter nichts können – zu matschig. In Hinblick darauf übrigens ein dickes DANKE an alle, die mitgeholfen haben, Stroh zu schippen, denn ohne hätte es mit Sicherheit ein Schuh-Massengrab gegeben.
Foto: Maike Eisenmenger / Stalker.cd
Nightstalker
Top
– POSSESSED
– SABBAT
– ENSLAVED
– IMMORTAL
– BLITZKRIEG
Flop
– immens gehypte Newcomer
– überteuerte Essenspreise
– DIR EN GREY (nerviges Gedudel)
– STRATOVARIUS (nerviges Gedudel II)
– zu viel Publikum fürs Gelände
Bizarre Randerscheinungen
– Mein belgischer Zeltnachbar sitzt das gesamte (!) Festival in ein und der selben Unterhose vor seinem Zelt rum und schwingt nachts um 6 dann im Suff große Reden.
– Der Haufen 14 jähriger Buben, die von ihrer Mami mit einem Wohnmobil aufs Backstage-Gelände gefahren wurden, um dann dort Frisbee und Fußball zu spielen, zu grillen und sich mit J.B.O. genau eine Band anzuschauen. Den Rest der Zeit ging der Kindergarten seiner Umwelt nur auf den Sack. Des isch kei Metal net!!!
– Häßliche halbnackte Weiber machen eklige Dinge im Whirlpool. Bäh!
Fazit
Wieder einmal mein letztes Wacken :-). Teilweise wirklich coole Bands wiegen aber weder die viel zu großen Massen an Besuchern, noch die oft überzogenen Preise in Wacken auf. Außerdem ist es schon bezeichnend, das die besten Bands in diesem Jahr die reformierten Kapellen waren. SABBAT stecken Kaspertruppen wie SONIC SYNDICATE halt locker in den Sack…
Foto: Maike Eisenmenger / Stalker.cd
Raphi
Top
-SACRED REICH
-ENSLAVED
-VOLBEAT
-CANNIBAL CORPSE
Flop
– Spiderschwein (Im „Simpsons“-Film sehr lustig, am ersten Festival-Tag noch erträglich, nach seinem inflationären Gebrauch wollte ich spätestens am Freitag jedem Spiderschwein-Rufer eine knallen…)
– Leute, die einem Stroh ins Bier werfen
– ominöse Raum-Schlamm-Löcher vor der WET Stage
– die Autogramm-Geilheit kennt keine Grenzen: Stundenlang (!) stellen sich hunderte von Menschen brav in eine Reihe, um eine vollgekritzelte Karte von einem angetrunkenen Musiker zu bekommen. Meine Gewissheit nach mehrmaligem Nachfragen: Viele Leute wissen gar nicht, für welche Band sie gerade anstehen! Und wenn sie es wissen, dann kommen sie oft nicht mehr dran, weil die Autogrammstunden eben nur eine halbe Stunde dauern. Sie bleiben dann halt trotzdem stehen… Habt ihr denn auf einem Festival nichts besseres zu tun?!?
– Der Pokerwahnsinn geht weiter! Nachdem bereits die Hälfte des DSF-Programms mit Übertragungen dieses langweiligen Kartenspiels gefüllt ist, gibt es jetzt auch auf der Händlermeile ein stets gefülltes Pokerzelt.
Bizarre Randerscheinungen
– dicke Menschen, die im Schlamm versinken
– Circle-Pit bei HEAVEN SHALL BURN um den Bierstand
– Nightstalker, ich habe die selben dicken Menschen im Pool gesehen… wahrscheinlich hatte ich deswegen am nächsten Morgen keine Morgenlatte…
– den Rest hab ich vergessen…
Fazit
Mein Fazit fällt zwiegespalten aus: Ja, es war zu voll auf dem Gelände. Ja, das Essen war teuer (ist es allerdings bei den meisten anderen Festivals auch). Der Sound war v.a. auf der „True Metal Stage“ teilweise katastrophal, insgesamt war es aber um einiges besser als die letzten Jahre. Der Durchgang zur „Party Stage“ muss eindeutig ausgeweitet werden, wie generell das Gelände, wenn man im nächsten Jahr noch mehr Zuschauer erwartet.
Dennoch ist und bleibt Wacken faszinierend. Ich war mir im Vorfeld bewusst, was mich erwartet (Menschenmengen, Band-Overkill, gehypte Kaspertruppen, aber auch Metal-Maniacs aus der ganzen Welt, die eine spezielle Atmosphäre verbreiten). Es war anstrengend, ich persönlich mag kleine und überschaubare Festivals um einiges lieber, dennoch fasziniert das spezielle Feeling an Wacken, gerade im Vergleich zu anderen Festivals.
Foto: Maike Eisenmenger / Stalker.cd
Xeledon
Top
– BLIND GUARDIAN
– RAGE mit Orchester
– FALCONER
– COMMUNIC
– das Wetter und die rechtzeitige Trockenlegung des Geländes durch die Organisatoren
Flop
– meine alten Wanderstiefel passen nicht mehr richtig und lassen das viele Herumstehen zur Tortur werden
– gnadenlos Überfülltes Festivalgelände
– Raucher verursachen Strohfeuer und lassen mich dadurch AMORPHIS verpassen
– das Geknüppel von der „Black Stage“ versaut mir die ruhigeren Passagen von SCHANDMAUL und HAGGARD
– hohe Preise allerorten, zudem versuchen die Veranstalter wirklich jeden Schrott mit dem Wacken-Logo zu bedrucken und unters Volk zu bringen. Eine kleine Kostprobe gefällig? Wacken-Flip-Flops, Wacken-Grills, Wacken-Lätzchen, Wacken-Vibratoren (die aber erstaunlicherweise eher Plastik als Metal sind…), Wacken-Duschvorhänge, Wacken-Toaster, Wacken-Christbaumschmuck… Wer soll diesen Schund eigentlich kaufen?
Bizarre Randerscheinungen
– Beim Zeltaufbau am Dienstagabend fällt mir auf, dass ich noch genau einen (in Zahlen: 1) Hering dabei habe. Bei den Zelten im näheren Umkreis zu klauen, verbietet mir leider mein Gewissen, so dass der Versuch, zwischen 19 und 21 Uhr noch irgendwo im Dorf Ersatz herzubekommen, zum Abenteuer verkommt. Schließlich bleibt mir nichts anderes übrig, als für 30 Öre ein albernes Original-Wacken-Zelt zu kaufen und lediglich die Heringe aus der Packung zu benutzen. Dass ich allerdings beim Rückweg zum Campingplatz mein Akkreditierungsformular nicht bei mir trage, zwingt mich dazu, eine knappe Stunde vor dem Eingang zum Gelände zu warten, während mein Kumpel das Formular aus dem Auto holt, das natürlich – wir kennen schließlich alle Murphys Gesetz – am entgegengesetzten Ende des Camping-Areals geparkt ist, bevor wir schließlich und endlich zurück zum Zelt können, um dieses einigermaßen sturmsicher aufzubauen. Einen herzlichen Dank nochmal an die ganzen Spaßvögel, die mich auf meine Frage nach Heringen hin an den nächsten Fischmarkt verwiesen haben. Beim ersten Mal war der Witz ja noch lustig…
– Obwohl ich Bier noch nie sonderlich mochte und das Wochenende über nüchtern bleiben will, komme ich nicht umher, den Becher zu leeren, den mir ein Unbekannter im Backstage-Bereich sponsort, nachdem er sich mit sympathischem Lächeln eine einzelne Pommes von mir erschnorrt hat – womit er ganz nebenbei den Rekord für die teuerste Speise des Festivals gebrochen haben dürfte…
Fazit
Wacken is vorbei – mein erstes Wacken zugegebenermaßen. Und trotz einer staufreien 7-Stunden-Anreise, den typischen Unannehmlichkeiten einer knappen Woche Festival-Campens und eines hinterher drastisch geleerten Geldbeutels hat es sich doch gelohnt. Musikalisch gab es nicht viel zu meckern. Klar, der Sound kam im hinteren Bereich des Festivalgeländes nicht mehr allzu toll rüber, woran jedoch in erster Linie der Wind schuld war, gegen den auch eine Erhöhung der Lautstärke nicht viel geholfen hätte. Im Bereich vor den Front-Of-House-Türmen wurde man bei den meisten Bands jedenfalls soundtechnisch gut bedient. Auch die Lautstärke empfand ich – gerade im Vergleich zu den megalomanischen Phon-Auswüchsen, die man heute bei zu vielen Konzerten im Metal-Bereich ohne Gehörschutz oder einen bereits fortgeschrittenen Hörschaden kaum noch ertragen kann – als angenehm. Auch ohne Ohrstöpsel musste ich mir hier keine Sorgen um mein offensichtlich noch bestens funktionierendes Gehör machen und in Feierlaune kam ich trotzdem mühelos.
Vom bösen Freund Alkohol hielt ich mich nach einem üblen Mittwochabend größtenteils fern, worüber sich auch mein Zeltgenosse sichtlich freut. Der guten Stimmung tat das keinen Abbruch, so dass meine anfängliche Skepsis ob der ganzen übertriebenen Wacken-Euphorie meiner Kumpels relativ schnell beseitigt war. Eigentlich ist das W:O:A auch nur ein Festival unter vielen. In Sachen Billing hat man in diesem Jahr aber definitiv die Nase weit vorne gehabt, so dass es kein Wunder ist, dass man derartig viele Menschen aus aller Welt anlockt.
Damit wären wir auch beim größten Kritikpunkt angelangt: Das Festival ist gnadenlos überfüllt, so dass die Grenze dessen, was ich als erträglich empfinde, fast schon überschritten wird. Da werde ich im nächsten Jahr vermutlich lieber zwei kleinere Festivals im Süden besuchen, als noch einmal die Reise in den hohen Norden anzutreten. Andererseits haben sich ja bereits IRON MAIDEN angekündigt…
Foto: Maike Eisenmenger / Stalker.cd
Schlussbemerkung
Letztlich hatten wir alle also jede Menge Spaß in Wacken. Unser Dank gilt dem Organisationsteam, das diese Riesenparty auf die Beine gestellt haben und all jenen, die auf die ein oder andere Weise zum guten Gelingen beigetragen haben. Darüber hinaus geht ein besonders dickes und herzliches Dankeschön an alle Kumpels und Bekannten, die mit uns gefeiert haben, mit uns während der langen Anreise einen Platz im Auto geteilt haben und/oder uns mit Rat und Tat beim Schreiben dieses Berichts zur Seite gestanden haben. Last but not least gilt unser besonderer Dank den Kollegen von Stalker.cd für das großzügige Zurverfügungstellen von Fotos und Texten.
Wir hoffen, euch, verehrte Leserschaft, mit diesem Bericht nicht über Gebühr gelangweilt zu haben und freuen uns auf ein Wiedersehen beim nächsten Konzert oder Festival!
(Death Angel, Nightstalker, Raphi, Xeledon)
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