Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2006
Konzertbericht
Freitag, 04.08.06
MONSTER JOE 11:00 – 11:30, W.E.T. Stage
Freitag, 11 Uhr, W.E.T Stage – eine undankbare Zeit für ein Konzert. Dieses Los hatten in diesem Jahr die Belgier MONSTER JOE gezogen, die in ihrer Heimat den Metal Battle gewonnen hatten. Die Jungs blickten bei ihrem Auftritt im Zelt zwar auf keine sich dicht drängende Menge, aber immerhin hatte eine ordentliche Anzahl Musikinteressierter den Weg vor die Bühne gefunden und denen zeigte die Band, dass es sich gelohnt haben sollte, so früh zum Gelände zu kommen. Die Belgier überzeugten innerhalb des Metal Battle mit richtig gutem Rock’n Roll und der Sänger mit einer Stimme, die irgendwo zwischen DANKO JONES und Jack Black von TENACIOUS D liegt. (Melanie Haack – STALKER)
END OF GREEN 11:00 – 11:45, Party Stage
Zwar ist der schwäbische Fünfer nicht zum ersten Mal bis in den hohen Norden vorgedrungen, den Bekanntheitsgrad, den die Jungs allerdings mittlerweile in südlicheren Gefilden verbuchen können, dürfte sich im „Wacken-Land“ bis dato noch in gesunden Grenzen gehalten haben. Eins jedoch gleich vorweg: die Band tat alles, um diesen -Zustand zu ändern und dürfte mit diesem Auftritt die Chance genutzt haben, auch in den letzten Ecken dem Namen END OF GREEN einen nachhaltigen Klang verpasst zu haben. Obwohl 11 Uhr alles andere als eine passende Zeit für die Mucke der Düsterrocker war, drängten sich doch schon richtig viele, vornehmlich weibliche Fans vor der Party Stage. Auch für mich war das Unternehmen Wacken durchaus ein spannendes Erlebnis, hatte ich die Band doch schon unzählige Male in diversen Clubs gesehen und wusste um die Fähigkeit, die Läden zum Kochen zu bringen. Und siehe da, auch auf den ganz großen Bühnen dieser Welt funktionierte der unnachahmliche Charme dieser Band, allen voran Rotwein-Rocker Michelle Darkness am Mikro. Es war, als würde man von Song zu Song den Schleier ein wenig tiefer ziehen, um den Tag allmählich in düstere Nacht zu verwandeln. Schon gut nach der Hälfte des Gigs war ein deutlicher Ruck zu verspüren und auch in den hintersten Reihen wich die anfängliche Skepsis zumindest anerkennendem Applaus. In den vorderen Reihen gab es dagegen kein Halten mehr und die Menge sog förmlich Songs wie „Motor“, „Drink Myself To Sleep“ oder „Death In Veins“ in sich auf. Es ist jedes Mal erstaunlich wie es die Band schafft, trotz dieser oft in den Songs versprühten Tristesse ein freundschaftliches Verhältnis mit dem Publikum aufzubauen. END OF GREEN haben auf der ganzen Linie überzeugt und haben vor allem bewiesen, dass man endlich reif ist für die großen Bühnen dieser Welt. (Norman)
END OF GREEN 11:00 – 11:45, Party Stage
Bereits am frühen Freitagmorgen steuerte ich meinen, vom Wodka in der Vornacht geschundenen Körper gen Party Stage, um zu schauen, wie sich die Schwabenfreunde von END OF GREEN hier so schlagen würden. Und ich kann mich den Worten des werten Kollegen Norman nur anschließen: Erstaunlich textsicher feierte das Publikum den Düsterrock der Schwaben ab, die deutlichen Gefallen an der frühmorgendlichen Stimmung fanden. Eine engagierte und sympathische Leistung des Fünfers, die sich damit einige neue Fans erspielt haben dürften. Der Beweis waren die Sprechchöre nach Ende – bei den meisten Headlinern kam diese Stimmung nicht auf. Zu bemängeln war lediglich der mordslaute, extrem magenunfreundliche Bass, der einem das Frühstück nochmals ordentlich durchschüttelte. (Raphi)
END OF GREEN 11:00 – 11:45, Party Stage
END OF GREEN. Keine andere Band hab ich auf diesem Planeten öfter gesehen. Nicht einmal HYPOCRISY. Und jedes Mal ist es irgendwie etwas Besonderes. Aber Wacken war anders. Nicht nur, dass ich die Band einmal bei strahlendem Sonnenschein zu Gesicht bekam, nein, auch die Setlist war eine andere. Lediglich drei Songs vom letzten (Chart-)Album „Dead End Dreaming“ wurden gespielt, und dankenswerterweise wurde das langsam echt totgenudelte „Dead End Hero“ ausgespart. Stattdessen pflügten die fünf Schwaben mit alten Songs der Kaliber „Everywhere“, „Highway 69“, „Motor“ und sogar Material vom Erstling „Infinity“ den Wackener Acker um und riefen Publikumsreaktionen hervor, die ich so nicht erwartet hätte, und die sogar dermaßen einschlugen, dass sich der Stage-Manager noch zu einer Zugabe überreden ließ. Und DAS will was heißen. (Thomas)
WINTERSUN 12:00 – 12:45, True Metal Stage
Die True Metal Stage am Freitag eröffneten WINTERSUN und der Publikumsandrang verdeutlichte, was Ex-ENSIFERUM Klampfer Jari Mäenpää binnen zwei Jahren da aus dem Boden gestampft hat. Ein dermaßen großes Interesse mit nur einem Album hervorzurufen ist bei Leibe nicht jedem vergönnt und schon gar nicht, wenn man seit letztem Jahr kaum mehr als eine handvoll Gigs in Deutschland gespielt hat. Nun gab es in diesem Jahr also den ersten Wacken-Gig des finnischen Flitzerquintetts zu beschauen, jedoch leider nicht zu bestaunen. Denn WINTERSUN erfuhren leider das, was den meisten Bands auf dem diesjährigen Wacken zuteil werden sollte: einen miesen Sound. Keys und Gitarren konnten sich leider kaum den Weg durch eine Solide Drumwand bahnen und der Wind trug den Rest der Noten hinfort. Schade, denn auch wenn die Band kein neues Stück vom kommenden Album „Time“ zum Besten geben wollte und quasi notgedrungen nur auf die bekannten Kracher vom Debüt wie „Beyond The Dark Sun“, „Sleeping Stars“ oder „Battle Against Time“ [„Death And The Healing“!!! Der einzig wirklich ernstzunehmende Song, Mann! – Thomas] zurückgriff, offenbarten die wenigen klaren Momente, dass WINTERSUN seit ihrem ersten Deutschland-Gig auf dem letztjährigen Summer Breeze noch perfekter harmonieren als zuvor. Dementsprechend ließen sich Jari und Konsorten die Stimmung aber nicht verderben und holten noch das Beste raus, was möglich war. Wer sich also von einer hochklassigen Band vollends überzeugen wollte, der muss wohl auf eine Club-Tour warten, die hoffentlich bald kommt. (Imperium)
WÜRM (Metal Battle) 12:40 – 13:10, W.E.T. Stage
Elektro Metal made in Paris! Vielfältig war die Auswahl des diesjährigen Metal Battle auf jeden Fall und die fünf talentierten Franzosen boten eine erfrischende Abwechslung zum teilweise sonst eher einheitlichen Geschrabbel. (Samira Alinto – STALKER)
CADAVERIC CREMATORIUM (Metal Battle) 13:30 – 14:00, W.E.T. Stage
Die italienischen Gewinner des Metal Battle standen wohl zum Drucktermin des Programmheftes noch nicht fest, denn hier waren sie nur als „Metal Battle (ITA)” angegeben. Aber auf der Wacken Homepage wurde man doch schlau gemacht und erfuhr zumindest den Namen der Band. Die Band selbst spielte Grindcore der düster-brutalen Sorte und was nicht passte, wurde mit viel Bühnenaction überspielt. Dem Publikum nach zu urteilen, war ein ganzer Fanclub mitgereist und ich glaube, es war auch die einzige Band im W.E.T.-Stage, die eine Zugabe spielte… den Muppet-Song. Lustig anzuschauen, aber nichts wirklich Besonderes. (Samira Alinto – STALKER)
LEGION OF THE DAMNED 12:55 – 13:40, Black Stage
Es ist deutlich zu spüren, dass der traditionelle Thrash wieder am Aufleben ist und selbst beim jüngeren Publikum wieder deutlich an Bedeutung gewinnt. Zu dieser wachsenden Begeisterung haben nicht zuletzt die Jungs vom Käseäquator beigetragen, die ihre oldschool Thrash-Salven mit messerscharfer Präzision ins begeisterte Publikum feuerten. Kaum ein Nacken konnte dieser Gewalt widerstehen. So wunderte es kaum, dass sich der Platz vor der Black Stage zunehmendes füllte und selbst die Band ihre offene Begeisterung kaum hinter den sehr eigenwilligen Texten zurückhalten konnte. Wohl als größtes Kompliment war es zu werten, dass trotz des sehr kompatiblen Zielpublikums nicht die obligatorischen SLAYER auszumachen waren. LEGION OF THE DAMNED krönten ihren absolut sehenswerten Auftritt mit einer tadellosen Leistung und melden berechtigten Anspruch auf die europäischen Thrash-Regentschaft an. (Norman)
DANKO JONES 13:50 – 14:50, True Metal Stage
Für mich ein bis dato recht unbeschriebenes Blatt in der Welt der Stromgitarren. Lediglich vollmundige Versprechen über diese „Rocksau“ haben mich dazu veranlasst den Cocktail-Wagen zu verlassen. Und siehe da, ich sollte in keiner Weise enttäuscht werden, denn der erdige Rock bohrte sich gleich von der ersten Minute an in Gehörgänge und Beine und ließ während des gesamten Konzerts nicht nach in seiner Wirkung. Mit besten Entertainer-Qualitäten inszenierte Mr. Danko Jones seine Rocknummern mit fast bluesigen Riffwegen. Selbst ein sich im Tiefflug über dem Gelände befindlicher Militärhubschrauber konnte den Fronter nicht von seiner Mission abbringen. Ganz im Gegenteil, mit ein paar gekonnten Sprüchen machte der Mann am Mikro das Himmelsgefährt Teil seiner Show und erntete dafür am Ende verdienten Applaus von den Rängen. Tolle Show eines geborenen Unterhaltungskünstlers, der nach dem Gig neben mir bestimmt nicht nur einen Fan hinzugewonnen hat. (Norman)
DANKO JONES 13:50 – 14:50, True Metal Stage
Auch gut gemachter Rock’n’Roll fand auf dem Wacken Open Air seinen Platz. Danko Jones und seine beiden Mitstreiter John Calabrese (Bass) und Dan Cornelius (Drums) durften am Freitagnachmittag die Metalheads davon überzeugen, dass sie mit ihrer „satanistischen Rock’n’Roll-Band“ genau ins Wacken-Programm passten. Aber nicht nur die Musik, auch der absolut rotzige Humor von Danko Jones himself gefiel der Metal-Fangemeinde. Egal, was Danko auch erzählte, er wurde jedes Mal gefeiert. Als ein Bundeswehrhubschrauber das Gelände während eines seiner Songs überflog, war die Aufmerksamkeit des Publikums kurz von ihm abgelenkt, worauf der Kanadier aufhörte zu spielen, und die Meute fragte, ob sie lieber dem Hubschrauber zuhören/zuschauen wollten. Die Antwort der Leute war eindeutig: Danko! Trotz seiner eingeschränkten Seekraft – Danko’s Netzhaut des rechten Auges hatte sich vor zwei Monaten gelöst, seitdem muss er eine Augenklappe tragen, und darf nicht headbangen – rockte er voller Power durch sein Programm. Mit Songs wie „Hot Damn Women“, „I Love Living In The City“ und „Baby Hates Me“ heizten die drei Kanadier ihrem Publikum ordentlich ein und verließen dann leider schon nach einer Stunde unter großem Jubel die True Metal Stage. (Maike Eisenmenger – STALKER)
EKTOMORF 15:00 – 16:00, Party Stage
Was für ein Empfang für die vier Ungarn! Kaum hatte Schlagzeuger Jozef Szakacs die Bühne betreten, brach ein Jubelschrei nach dem anderen aus, bis die gesamte Besetzung auf der Bühne stand. Sobald die ersten Gitarren- und Schlagzeugklänge zu hören waren, war das Publikum nicht mehr zu halten. Haare flogen, Köpfe kreisten und Hunderte von Leuten sprangen in die Luft. Nach jedem Song riefen die Fans „EKTOMORF, EKTOMORF“ und hörten erst wieder auf, wenn ein neuer Song begann. Die Securitys hatten bei diesem Auftritt so einiges zu tun. Alle paar Minuten mussten sie Crowdsurfer auffangen oder Leute aus den ersten Reihen vorm Zerquetschen retten. Zum Glück gab es keine größeren Verletzungen – lediglich blutige Lippen und blaue Flecken waren bei den Wilden im Moshpit zu erkennen. Aber nicht nur vor, sondern auch auf der Bühne war während des einstündigen Gigs auf der Party Stage „Power pur“ angesagt. Zoltan, Tamas, Csaba und Jozef taten es ihren Fans gleich und sprangen über die Bühne, als wäre es das Normalste der Welt. Selten hat man so ein Zusammenspiel von Fans und Band gesehen. Alles in allem ein gelungener Auftritt. (Maike Eisenmenger – STALKER)
GORILLA MONSOON 16:45 – 17:30, W.E.T. Stage
Das Kaptitel GORILLA MONSOON begann genau an dieser Stelle vor einem Jahr als Gewinner des Wacken Metal Battle und fand in diesem Jahr eine würdige Fortsetzung. Die Jungs sind mittlerweile im Besitz ihrer eigenen CD und können zudem auf ein anständiges Management zurückgreifen. Perfekte Voraussetzungen für diese rockende Bande, die es auch 2006 ordentlich krachen ließ und neben LAKE OF TEARS wohl den größten Zuschauerzuspruch auf der W.E.T. genoss. Ganz im Zeichen der rotzigen Doom-Rock-Nummern feierte das Publikum seine Helden mit einem Pit, wie ihn die Zeltbühne wohl selten gesehen hat. Wenig Schnörkel, dafür puren Hellrock zeichnete die 45 Minuten aus, in denen die Jungs zum Angriff bliesen und posten, als gäbe es kein Morgen mehr. Einzig und allein der sehr undifferenzierte Sound ließ ein wenig Wehmut aufkommen, da die Stücke nicht selten im eigenen Soundbrei zu ersticken drohten. Aber was soll der Geiz, selten hat ein Newcomer so abgeräumt wie diese rockenden „Schweinehunde“. Dieser Band gehört die Zukunft. (Norman)
NEVERMORE 16:15 – 17:15, True Metal Stage
Na sollte es doch regnen? Eigentlich nichts Besonderes auf Wacken, aber Stimmwunder Warrel Dane hatte die besseren Argumente und beschwor förmlich die Regenwolken mit seinem markanten Organ, das in diesem Jahr wieder um einiges besser in Schuss zu sein schien als noch im letzten Jahr. Allerdings wurde es den Fans nicht leicht gemacht, denn auch NEVERMORE hatten es schwer, gegen den sehr undifferenzierten Sound anzukämpfen, der aus den haushohen Boxenwänden drang. Dies hatte zur Folge, dass Hits wie „I Voyager“ oder „Narcosynthesis“ weniger Eindruck beim Publikum hinterließen als gewohnt. Keine Frage, auch an diesem Nachmittag waren die Jungs um Fronter Warrel Dane und Ausnahmeklampfer Jeff Loomis musikalisch über jeden Zweifel erhaben, konnten diesen Vorteil aufgrund der katastrophalen Soundverhältnisse allerdings nicht standesgemäß ausspielen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass die Lautstärke weit über dem sonst gewohnten Niveau lag. Übrig blieb eine zumindest vom optischen Eindruck her astreine Show, die wieder mal der Ausnahmestellung der Band gerecht wurde. Allerdings bleibt anzumerken, dass die Band trotz ihrer hervorragenden Entertainer-Qualitäten auf den kleineren Bühnen besser funktioniert, da dabei der Kontakt zum Publikum fast essenziell zu sein scheint. (Norman)
NEVERMORE 16:15 – 17:15, True Metal Stage
Erneut kaum Widersprüche zu Normans Bewertung der Power-Thrash-Götter NEVERMORE. Ohne Zweifel erhabene Songs wie „Dead Heart…“ oder „River Dragon“ funktionierten dank des wirklich beschissenen Sounds nur bedingt. Der Band kann man wenig vorwerfen: super Stageacting, geniale Musiker und göttliche Songs – nur diese drangen nicht durch die Boxen. Egal, einfach vorstellen wie schön die Songs auf Platte knallen und genießen… Naja, ging wirklich nur bedingt. Gegen Ende des Sets wurde es besser und so konnten sich Seattles Finest noch mit „This Godless Endeavor“ im anständigen Soundgewand verabschieden. Und als Warrel beim abschließenden „Born“ nochmals alle Crowdsurfer mobilisierte, brachen alle Dämme. Grandioses Ende eines durchwachsenen Gigs und definitiv die meisten Diver des Wochenendes (bei „Born“, getoppt allerhöchstens von der Diverdichte bei SOULFLY oder den REITERN). (Raphi)
OPETH 17:30 – 18:30, Black Stage
Wer zu viel Schokolade isst, verdirbt sich den Magen. Egal, wie gut sie einem schmeckt. Genauso lässt sich meine Beziehung zu OPETH gut umschreiben. Nachdem ich die Band in den letzten zwölf Monaten nun fünf mal gesehen habe, reicht’s erst mal. Durch ihre Omnipräsenz und das teilweise arg überhebliche Getue von Mikael Åkerfeldt auf der Bühne ist mir der Spaß gehörig vergangen. Auf Festivals hat die Band eh noch nie gepasst, was ich 2001 auf dem Wacken und erst vor kurzem beim With Full Force wieder deutlich merken durfte. Eine knappe Stunde Spielzeit ist einfach viel zu wenig, das Set wirkt erzwungen, reduziert und arg gepresst. Man kann sich weder auf die Band einlassen noch den Auftritt genießen, da über die weite Strecke von der Bühne bis zum Ohr unter freiem Himmel auch viel von den Details im Sound untergeht. Dazu kommt eben noch, dass man mit „The Grand Conjuration“ und „Deliverance“ eben zwei zwischenzeitlich eher nervige Standards im Programm hat, die auf Festivals eben schon mal gut die Hälfte der Spielzeit schlucken. Wofür bleibt dann noch Platz? Für eins von der „Damnation“, was zur bierseligen Laune auf Wacken aber ungefähr genauso gut passt, wie PINK FLOYD aufs Oktoberfest. Trotzdem wussten OPETH bei aller Kritik zu überraschen, und spielten mit „Amen Corner“ einen Song von „My Arms, Your Hearse“, den ich live noch nie gesehen habe. Eine kleine Wiedergutmachung zwar, aber trotzdem werde ich in nächster Zeit wohl OPETH-abstinent bleiben. (Thomas)
SOILWORK Freitag 17:30 – 18:30, Party Stage
Selbst die Positionierung der Band lässt schon erahnen, dass man mittlerweile zum ernsthaften IN FLAMES Konkurrenten herangereift ist. SOILWORK haben sich über die letzten Monate klammheimlich auf die Überholspur begeben und diese bis heute nicht verlassen. Da ist es kaum verwunderlich, dass der Platz vor der Party Stage fast bis zum Anschlag gefüllt ist und wie eine gigantische Schlange vor dem Pizza-Stand wirkt. In bekannter Weise prescht der sympathische Björn „Speed“ Strid durch das Programm und donnert dem Volk ein Hit nach dem anderen ums Ohr. Flankiert von seinem Bassisten Ola, der nicht selten für die eine oder andere Showeinlage sorgt, läuft Strid zur Höchstform auf und bedient die Fans vor allem mit Hits aus dem noch aktuellen Album „Stabbing The Drama“. Der Masse gefällt’s und das ist die Hauptsache. Für mich allerdings hat die Musik durch ihre vielen Nachahmer ein wenig an Attraktivität verloren. Trotz allem legen die Schweden mächtig Holz in die Waagschale und bestätigen ihre Positionierung mit einer Masse zufriedener Fans nach dem Auftritt. (Norman)
IN EXTREMO 18:45 – 19:45, True Metal Stage
Eine typische Wacken-Band sind sie nun wahrlich nicht. Gut, aber was ist eine typische Wacken-Band? Mittelalter-Rock zählt aber auf jeden Fall nicht wirklich dazu. Aber das genau diese Mischung aus Metal, Rock und Mittelalter mit Instrumenten wie E-Gitarre, Harfe und Dudelsack das ist, worauf die W:O:A-Besucher am Freitagabend richtig Bock hatten, zeigte der Auftritt von IN EXTREMO. In Scharen waren die Leute vor die True Metal Stage gekommen, sodass der Auftritt nach dem der SCORPIONS und dem von MOTÖRHEAD vielleicht zu den best besuchtesten gehörte. Sicher ist jedenfalls, dass die Zuschauer von Anfang an ihren Spaß daran hatten, IN EXTREMO auf ihrer Reise zu folgen – wie schon bei der vorangegangenen Tour zum Album „Raue Spree“ hatte die Band die Bühne in ein Schiff verwandelt; in Wacken jedoch in abgespeckter Form. Schon der zweite Song ließ die Massen zu einem Chor verschmelzen. „Es regnet, es regnet Blut. Es regnet den Spielmannsfluch“ erklang es aus tausenden Kehlen. Bei „Vollmond“ wiederholte sich das Spiel und die Zuschauer bewiesen ihres Sangeskünste. Mit „Erdbeermund“ beendeten IN EXTREMO ihren Auftritt, der zweifelsohne zu den besten des Festivals zu zählen ist. (Melanie Haack – STALKER)
CARNIVORE 20:00 – 21:15, Black Stage
Reunion-Alarm auf Wacken! Diesmal aber eine, die mehr Sinn macht. Relativ spät im Jahr wurden CARNIVORE fürs Wacken verpflichtet. Da die beiden Alben der Band um Peter Steele bereits 20 Jahre auf dem Buckel haben, müsste man eigentlich meinen, dass die Kapelle aus Brooklyn vielen nichts mehr sagen dürfte. Dafür war’s vor der Bühne aber ganz schön voll. Vielleicht lag das aber auch an Peter Steele himself. Doch mit düster-romantischem Goth-Rock ist bei CARNIVORE nix! Hier regieren der punkige Hardcore-Prügel und markige Machosprüche. Songs wie „Race War“, „Suck My Dick“, „Jesus Hitler“, „World Wars III And IV”, „Male Supremacy” oder „Sex And Violence” sprechen da eine ziemlich deutliche Sprache. Und den anwesenden Weiblichkeiten, die nur wegen Mr. Steele gekommen waren, dürfte angesichts seines Auftritts im Schlabber-T-Shirt, beschissenem Bandana und Jogginghosen nicht unbedingt einer abgegangen sein. Zwar ohne Fellklamotten, aber trotzdem assi as assi can be! Mit der obligatorischen Rotweinflasche am Start, CARNIVORE-Rot statt TYPE O-Grün und reichlich „fuck you all”-Attitüde zockte die Band ihr Set herunter, ohne sich groß mit Ansagen aufzuhalten. Herrlich daneben, herrlich politisch unkorrekt. Zwar hätte ich mir noch „Jack Daniel’s And Pizza“ gewünscht (hehe), was Herr Nattefrost vor ein paar Jahren ja mal ganz nett auf der Black Stage gecovert hat, aber auch mit „nur-vom-Band“ gab’s am Ende des Gigs genug Flüssigkeit: Zu „Sex And Violence“ kamen zehn barbusige Schönheiten mit Super-Soakers bewaffnet auf die Bühne, um die vorderen Reihen ordentlich mit Kunstblut voll zu spritzen. Fighting, feasting, fucking all I can! (Thomas)
CHILDREN OF BODOM 21:30 – 22:45, True Metal Stage
CHILDREN OF BODOM gehören mittlerweile zu gern gesehenen Gästen auf dem WOA und durften ergo dieses Jahr ihren ersten Headliner-Gig auf der True Stage spielen. Auch wenn böse Zungen eher von den „Children Of Boredom“ [Jawoll! – Thomas] sprechen und mein Kollege Thomas die technische Unreinheit in Form von massiven Verspielern nach eigener Aussage bis zum Zeltplatz hören konnte [Und wie! – Thomas], ihrer Popularität hat es keinen Abbruch getan… selbst wenn ich nicht mit letzter Bestimmtheit sagen kann, wie viele weibliche Jungspunde des Alexi Laho Fanclubs in der Menge vorhanden waren. Fest steht allerdings, dass die finnischen Melodic Deather richtig Alarm auf der True Stage gemacht haben. Und zwar eine Menge Alarm, glichen die vorderen Reihen Berichten zufolge eher einem chaotisch stürmenden Menschenmeer und diverse seiner Teilnehmer nach dem Gig den Patienten eines Kriegslazaretts. In Bewegung gesetzt wurden die Massen durch ein breites Spektrum an Songs, das von der neueren Riege wie „Needled 24/7“, „Angels Don’t Kill“, „Are You Dead Yet?“ und „Sixpounder“ bis hin zu verdienten Klassikern der Marke „Follow The Reaper“ oder „Lake Bodom“ reichte, und zumindest im hinteren Bereich des Festivalgeländes mit einem amtlich drückenden Sound an die Ohrmuscheln drangen. Und wer die Musikauswahl nicht mochte, der blieb am Zelt und trank ein kühles Bier… oder ergötzte sich zwischenzeitlich an einer mit allen Sperenzchen ausgestatteten Bühnen- und Lichtshow (sehr stilsicher: die drei Pickups an den Bühnenrändern und in der Mitte), die dieses Jahr wohl nur noch von MINISTRY getoppt wurde. Und was da für ein in seiner Brachialität einzigartiger Sturm aufzog, das lest Ihr weiter unten. (Imperium)
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