Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2006

Konzertbericht

Konzert vom 2006-08-03 | , Wacken

Donnerstag, 03.08.06

FASTER INFERNO 18:00 – 18:20, True Metal Stage
Im Rahmen der „Night To Remember – A Journey in Time“ war für den ersten Wacken Tag ein Nostalgie-Package angesetzt, das seines Gleichen sucht. Was jetzt FASTER INFERNO dabei zu suchen hat, ist leicht zu beantworten: der Gitarrist ist Tyson Schenker, Michael Schenkers Sohn. Wenn auch die meisten Anwesenden diese Band nicht zum Package zählten, durch die Vetternwirtschaft die Band kaum bis gar nicht ernst nahmen und sich das Ganze nur aus „Wie sieht er denn aus?“-Neugier – dazu muss ich mich auch zählen – ansah, muss man FASTER INFERNO doch zugute halten, dass ihr Hard Rock wirklich gut klingt und sie sich bei den Großen auch einiges an Bühnenperformance abgeschaut haben, was allerdings noch sehr unbeholfen welpenhaft wirkt. Schade, dass die Band nur als „Band in der Michael Schenkers Sohn spielt“ gehandelt wird. (Samira Alinto – STALKER)

Wacken Open Air

VICTORY 18:35 – 19:20, True Metal Stage
Nachdem schon 2003 auf dem Wacken Open Air die VICTORY Reunion gefeiert wurde, war klar, dass die manifestierten 80er Klischee-Rocker in Form dieser Band im Package nicht fehlen durften. Ja, ich mag VICTORY nicht besonders, aber da unser Power und True Metal Mann Gabriele noch nicht eingetroffen war und VICTORY zu groß sind um sie unter den Tisch fallen zu lassen, habe ich mich für Euch bemüht, ganz objektiv zu bleiben. VICTORY brachten in jedem Fall den Zeitsprung des Abends in Gang und spielten wie in den 80ern ihre Hits. Rein optisch war der gute alte Spirit aber nur teilweise dabei, denn der hübsche Sänger, Jioti Parcharidis (HUMAN FORTRESS), der letztes Jahr Charlie Huhn ersetzte, wirkte mehr grungeig als Power-Glam-mäßig wie die alten Herren um ihn. Wer dieses Jahr die sonst scheinbar abonnierten SAXON vermisste, hatte hier vielleicht auf ein wenig SAXON-Feeling mit Schlagzeuger Fritz Randow gehofft und wurde enttäuscht, denn eben dieser war nicht mit dabei. Die Stimmung auf und vor der Bühne war hervorragend und an Bühnenperformance und Licht gab es auch nichts auszusetzen. Was den Sound anging war dieser, bis auf ein paar (ich habe zwei mitbekommen) Aussetzer beim Mikro, die zu Unterbrechungen während der Songs führten, sehr gut. Eine gute Einstimmung für die MICHAEL SCHENKER GROUP, die sich anschloss. (Samira Alinto – STALKER)

Wacken Open Air

MALEFACTOR 18:50 – 19:20, W.E.T. Stage
Die Jungs aus Brasilien waren der erste Vertreter des Wacken Battles und auch gleichzeitig die zweite Band des Festivals überhaupt. Dies hatte zur Folge, dass leider nur eine überschaubare Fangemeinde das Zelt bevölkerte, was sich allerdings gegen Ende etwas bessern sollte. Nichtsdestotrotz rockten die sechs Brasilianer in ansprechender Manier und hielten sich in einem sehr metallischen Fahrwasser, das hier und da von doomigen Wellen durchzuckt wurde. Bemerkenswert war der Keyboarder, der sein Instrument nicht wie gewohnt am Boden verankerte, sondern in bester Dieter Bohlen Manier die Tastenleiste am Körper trug und damit wild am Stageacting teilnahm. Ein netter Auftritt einer interessanten Band, die durchaus Potenzial hat. Die Juroren sahen das letztendlich ebenso und kürten den Opener des Metal Battles zum verdienten Sieger der Veranstaltung. (Norman)

Wacken Open Air

MICHAEL SCHENKER GROUP 19:40 – 21:15, True Metal Stage
Der bis auf die beiden Aussetzer beim Mikro wirklich tolle Sound rettete sich leider nicht so ganz bis zur MICHAEL SCHENKER GROUP hinüber. Ich führe Michael Schenkers offensichtliche schlechte Laune, die bei einigen argen Technikproblemen durchkam, auch auf eben diese zurück. Der Rest der Band erwies sich als Improvisationstalent und legte mit einem – zugegeben: ewig anmutenden – Drumsolo und einigen Instrumental-Passagen, die eigentlich nicht geplant waren, jede Menge – für mein Gefühl zu viele und zulange – Gitarrensoli à la Schenker, allen technischen Problemen zum Trotz ein gutes Konzert hin. Lange Bühnenerfahrung hebt sich eben doch ab. Da der Sound ansonsten klasse war, wird sich vielleicht der eine oder andere Fan etwas gewundert haben, aber ich denke viele haben es nicht einmal registriert. Gut gerettet! Was die Songwahl anging spielten die Jungs hauptsächlich alte Songs wie „Doctor, Doctor“ und „On And On“, die vom Publikum, das zu 70% aus wirklich alten Fans bestand, lauthals mitgesungen wurde. Erstaunlich waren aber eher die 30% Junggemüse, das geschätzt aus 16- bis 20-jährigen bestand, die den Altrockern in keiner Weise nachstanden. Die 80er haben die Neuzeit erobert… (Samira Alinto – STALKER)

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SCORPIONS 21:45 – 24:15 (gefühlt länger), True Metal Stage
Klaus Meine und seine Mannen hatten zuvor in einer Pressekonferenz schon mal betont, wie wahnsinnig wichtig diese „Night To Remember“ für sie ist. Eben noch in der Mongolei gewesen und nun zum ersten Mal auf dem Wacken Open Air, welches für die Hannoveraner ja fast ein Heimspiel ist. Die Chance, wieder in Deutschland zu spielen und dann noch mit Michael Schenker und Uli Jon Roth an der Gitarre, oder Hermann Rarebell an den Drums auf der Bühne zu stehen bedeute ihnen unglaublich viel… jaddajaddajadda. Eigentlich wurden nur (egal wie die eigentliche Frage lautete) in einer Endlosschleife eben diese Aussagen wiederholt. Was noch erwähnenswert war: die Fans durften durch eine Abstimmung die Songs des überlangen Sets bestimmen. Um politisch korrekt zu sein, gab es die ganze Pressekonferenz in Original-Meine-Englisch mit deutschen Einwürfen. Köstlich! Nun aber zum Konzert.

Mit einem Knall und der Band verkleidet als Preisboxer auf der Leinwand wurde die Band mit dem Hurricane 2000 Instrumental-Intro eingeläutet. Nachdem sie genügend abgefeiert wurden, legte das von den Fans bestimmte Set mit „Coming Home“ und „Bad Boys Running Wild“ los. Danach folgten noch ein paar alte Hits, bevor bei „Picture Life“, „Speedy’s Coming“, „Dark Lady” und „We’ll Burn The Sky“ Uli Jon Roth mit auf der Bühne rockte. Es folgten noch drei Songs ohne Special Guests, bevor es mit „Coast To Coast“ Zeit für Michael Schenkers Gastauftritt war, dem noch die Songs „Holliday“, „Lovedrive“ und „Another Piece Of Meat“ folgten. Auffällig war, dass Michael Schenker sich eigentlich gar nicht bewegte und die ganze Zeit den Blick auf seine Gitarre geheftet hielt. Cool, lustlos oder unsicher bleibt hier mal als Frage in den Raum gestellt. Bei „Holliday“ hob sich eine Gitarre vom Rest ab, und das klang im Zusammenspiel wirklich perfekt. Leider konnte ich nicht ausmachen, wer der Verursacher dieser Glanzleistung war, aber ich gebe den Kredit mal vermutungsweise an Michael Schenker. Nachdem dieser wieder von der Bühne verschwand, gab James Kottak ein wirklich gelungenes, aber viel zu langes Drum Solo zum Besten. Bei „Blackout“ hüpfte Herman Rarebell (Drums) mit auf die Bühne und spielte auch noch „No One Like You“ mit. Und wieder war es Zeit für ein bisschen Solo-Geschaukel und so beglückte Matthias Jabs nun das Publikum mit seiner Gitarre. Sehr gut, aber wieder: viel zu langatmig. Nach zwei weiteren Songs verschwand die Band zum ersten Mal von der Bühne und spielte im Anschluss die erste Zugabe mit „Still Loving You“, „In Trance“ – bei dem Uli Jon Roth und Michael Schenker wieder Bonusmusiker waren – und „In Search Of The Peace Of Mind“ bei dem noch Herman Rarebell, Tyson Schenker und Michael Schenkers Schwester mit dazu stießen. Hier gab es dann auch Joga-erprobte Action von Michael Schenker, der, nachdem er auf der Bühne Verrenkungen anstellte, bei denen ich mich fragte, was das jetzt geben soll, einen astreinen Handstand fabrizierte, der zum Kopfstand mutierte und angesichts seines Alters ein echter Stunt war! Nun war es Zeit, wieder von der Bühne zu verschwinden, und kurz darauf zur zweiten Zugabe wieder aufzutauchen: „Dynamite“. Die dritte und letzte Zugabe eines viel zu langen Konzerts bestand dann, wie konnte es auch anders sein, aus „Rock You Like A Hurricane“! Hier wurde tief in die Trickkiste gegriffen und ein schätzungsweise zwei Meter hoher Skorpion-Roboter eröffnete den Song, indem er bei – für die SCORPIONS schon zu gruseligen – abgefahrenen Klängen aus einer Nebelwolke auftauchte und langsam über die Bühne krabbelte. Männer und ihre Spielzeuge… Michael Schenker wollte bei dieser Gelegenheit dem Publikum zu guter Letzt noch seinen neuen tollen asiatischen Hut zeigen – sehr bizarr. Zu guter Letzt – ich konnte schon kaum mehr stehen und fragte mich wer hier derjenige im Rentenalter ist – stellte Meine noch die Band und alle Gastmusiker vor, die mit ewig langem Applaus verabschiedet wurden. Da die Sound-Crew während der Auftritte von VICTORY und der MICHAEL SCHENKER GROUP lang Zeit hatte, die technischen Probleme in den Griff zu kriegen, ist es nicht so erstaunlich, dass zumindest beim diestägigen Headliner der Sound nichts zu wünschen übrig ließ. Davon abgesehen, dass die Bühne einfach zu hoch gebaut war, hab ich wirklich nichts zum meckern gefunden. Sehr gelungen! Ich muss mich bei den Fans bedanken, denn die Songauswahl war sehr gut und meine Ohren wurden vor „Wind Of Change“ verschont. Tausend Dank dafür! Wer das Konzert verpasst hat und jetzt Blut geleckt hat, muss noch ein wenig warten, denn gerüchteweise wird es die DVD erst im Frühling 2007 geben. (Samira Alinto – STALKER)

COR 22:00 – 22:45, W.E.T. Stage
Mit lauten „Rügen, Rügen“-Rufen wurden die vier Jungs von COR auf der W.E.T.-Stage empfangen. Kaum hatten sie ihre Plätze eingenommen, ging es auch schon los. Die selbst ernannten „Trashrockterroristen“ schmetterten der Menge eine Mischung aus Hardcore, Punkrock und Thrash Metal um die Ohren. Sänger Friedemann tobte wie elektrisiert über die Bühne und lehnte sich mit seinem freien, tätowierten Oberkörper in die Meute – überließ jedoch das Bodydiving der rockenden Menge. Für jeden, der gerne schnelle und etwas punkige Musik mag, sind COR auf jeden Fall ein MUSS, wer jedoch mit Punk so gar nichts am Hut hat, der sollte sich von dieser Band lieber fern halten. (Maike Eisenmenger – STALKER)

MAMBO KURT 23:00 – 24:00, W.E.T. Stage
Kult oder Quatsch? Es gab zwei eindeutige Meinungen auf diese Frage. Die Einen halten MAMBO KURT für den King der Unterhaltungsmusik, die anderen sagen er sei ein Spinner. Auf jeden Fall war die W.E.T.-Stage am Donnerstagabend prall gefüllt, und nicht ohne Grund wird der „King der Heimorgel“ in Wacken an zwei Abenden gastiert haben. Er gab Songs von METALLICAs „Enter Sandman“, über RAMMSTEINs „Engel“ bis hin zu ACE OF BASEs „All That She Wants“ zum Besten. Aber auch vor dem klassischen Walzer machte MAMBO KURT nicht halt. Hierfür holte er sich eine junge Dame aus dem Publikum auf die Bühne und tanzte mit ihr Walzer zu den Klängen seiner Heimorgel. Egal was er auch spielte, die Menge feierte ihn. Sogar, als er mit Humppa- und Technobeats begann, applaudierten die Leute. Dieser Mann ist definitiv ein Unikat und mehr als nur sehenswert. Eine bessere Einstimmung für das größte Metal-Festival weltweit kann es kaum geben. (Maike Eisenmenger – STALKER)

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19.09.2006

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