Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2006
Konzertbericht
Der Sommer 2006 hat genau bis Ende Juli gedauert. Dann wurde es kalt. Arschkalt. Tolle Aussichten für Wacken, das letztes Jahr mal wieder Schlamm-Inferno deluxe war. Aber zum Glück – muss man sagen – kommt es doch öfter anders als man denkt! Denn während die Daheimgebliebenen im Süden des Landes bei kühlen 15 Grad und Dauerregen die warmen Klamotten rausholten, kletterte das Quecksilber (ist schließlich auch Metal!) in Wacken auf 30 Grad. Einmal Pelzbrand, bitte. „Rain or shine“ – etwas anderes scheint Wacken wirklich nicht zu kennen. Und wenn, dann aber heftig!
Was auch jedes Jahr wiederkehrt: der ultimative Entschluss, die Strapazen und den ganzen Zirkus dort zum letzten Mal mitgemacht zu haben. Gut, was sollte nach dem fetten Billing im letzten Jahr auch noch kommen? Die vierfache Antwort und damit die diesjährigen Gründe, den (diesmal bestimmt wirklich) endgültigen Entschluss, nicht mehr hinzufahren, noch ein Jahr hinauszuzögern: EMPEROR, CELTIC FROST, ATHEIST, CARNIVORE. In Wacken versteht man es blendend, die Katze hinter dem warmen Ofen hervorzulocken. Viermal Reunion, viermal keine wirkliche Reunion, sondern nur für ein paar erlesene Gigs, weshalb man sich natürlich gerne wieder on the road begibt. CARNIVORE waren gar zum ersten Mal überhaupt auf einer europäischen Bühne zu sehen, ATHEIST, die Urväter des technischen Death Metal, gaben nach 13 Jahren Totenstarre ihren letzten Abschiedsgruß, und die einst mächtigen EMPEROR erhoben sich auch ein letztes Mal, um sich noch einmal ihrem Gefolge zu präsentieren. Wobei man bei allen schönen Worten doch nie weiß, woran man ist, und nicht allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz doch noch ein weiteres Album kommt. Auch wenn es jede Band natürlich abstreitet: das Geschäft mit den Reunions ist eines der lukrativsten. Oder warum sind 2007 auf einmal IMMORTAL Wacken-Headliner? Wie dem auch sei: auch abseits der großen Schlagzeilen bot das Wacken mal wieder nur Crème. Unvergessen die Monumental-Shows der SCORPIONS oder MINISTRY, oder der Einstand der jungen Wilden, wie END OF GREEN oder WINTERSUN. Daneben kristallisieren sich mit AMON AMARTH, CHILDREN OF BODOM, den APOKALYPTISCHEN REITERn und MOTÖRHEAD aber langsam auch einige Standards heraus, die sich regelmäßig die Klinke in die Hand geben. Etwas mehr Abwechslung dürfte es da gerne bald einmal sein.
Dennoch: zu bemeckern gab es beim Wacken – wenn überhaupt – wieder dieselben Punkte, die jedes Jahr bemängelt werden und hier deshalb nicht wiederholt werden müssen. Mit offiziell verkündeten 62.500 Besuchern hat sich die Mutter aller Metal-Festivals einmal mehr selbst übertroffen. Und bei diesen unvorstellbaren Menschenmassen kann man vor der Organisation eigentlich nur seinen Hut ziehen. Dieses Jahr machten wir zum ersten Mal vom Fundbüro-Service Gebrauch. Und man glaubt es kaum: ein verlorenes Handy findet selbst zwischen 62.500 Menschen seinen Weg zum rechtmäßigen Eigentümer zurück. Wie ein kleines Wunder! Nun sind der Worte aber genug vorweggeschickt, lasst uns endlich Möpse, Bier und Metal sehen! Viel Spaß beim Lesen unserer Eindrücke vom Wacken Open Air 2006!
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