Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2005

Konzertbericht

Konzert vom 2005-08-04 | , Wacken

Freitag 05.08.2005

Nach einer recht exzessiven Party und einer bitterkalten Nacht war ein Freitagmorgen angebrochen dessen Himmel alles andere als Gutes vermuten ließ. Und so kam was kommen musste. Nachdem die ersten Bands noch recht trockenes Terrain vorfanden, steigerte sich der Regen zunehmends und ließ dich Erde in schauerartigen Wolkenbrüchen zunehmends aufweichen. Was sich schon am Vortag angekündigt hatte, wurde an diesem Tag zur Realität. Obwohl das Gelände sehr weitläufig angelegt war, wurde man die Vermutung nicht los, dass in diesem Jahr wohl neue Zuschauerrekorde erreicht wurden und schon am frühen Morgen Menschenmassen über das Gelände schoben und in Verbindung mit dem Regen ihr Übriges taten. Innerhalb kurzer Zeit hatte sich das Gelände in eine riesige Schlammoase verwandelt, die von einigen Besuchern exzessiv für Schlammschlachten missbraucht wurde. Die Veranstalter reagierten trotz der Menschenmassen sehr rasch und pflasterten das Gelände mit tonnenweise Stroh. Etwas Verwirrung gab es allerdings noch am Abend, als eine Unwetterwarnung ausgegeben wurde. Dem Metal Gott sei Dank, blieb das Gröbste allerdings aus und der Abend fand ein würdiges End in einer krachend Party zwischen Bier, komisch alkoholisiertem Eis und jeder Menge Frauen, nicht wahr Thomas!?

Wacken Open Air

NAGLFAR Black Stage, 11.00 – 11.45
Donnerstag war Anreisetag und ansonsten von reichlich Alkohol gezeichnet. Außer diesen Eckdaten weiß ich nur noch, dass ich mir ein viel zu kleines CEPHALIC CARNAGE Shirt gekauft hab und von einer ominösen Blonden am Bierstand überfallen wurde. Ach, und NIGHTWISH hatten Pyros. Dass meine Hose nur noch aus Fetzen besteht, liegt aber sicher nicht an der Bühnenpräsenz von Tarja. Dieses Geheimnis gilt es also noch zu ergründen. Wer hat mein Gedächtnis? Wie dem auch sei, die erste Band, an die ich mich erinnern kann, sind NAGLFAR. Äußerst ärgerlich, dass man diese Hitgaranten gleich am ersten Tag als erste Band auf die Bretter schickt und… um bei dieser Metapher zu bleiben: … sie mit einem so miesen Sound niederstreckt. Immerhin passt er zu den Bodenverhältnissen. Prädikat: äußerst matschig. Nachdem ich mir meinen beschwerlichen Weg vom Zelt über den mittlerweile von Matsch bedeckten Wackener Boden gebahnt habe, eine geschlagene halbe Stunde am Einlass angestanden habe und den halben Gig von draußen erahnen musste, komme ich endlich vor der Black Stage an, wo die Schweden gerade zum „Diabolical“-Hit „When Autumn Storms Come” ansetzen. Wie passend, dass gerade da der Nieselregen wieder einsetzt. Wer braucht schon Pyros, wenn er Wasser haben kann? Von der Show bin ich allerdings ziemlich enttäuscht, fühle mich bezüglich meiner Rezension zum neuen Output der Schweden allerdings sehr bestätigt, denn die könnte man so auch auf die Livepräsenz der Band anwenden. Kristoffer Olivius steht seine neue Glatze zwar ziemlich gut, der Posten als Frontmann jedoch deutlich weniger. Bereits zu diesem Zeitpunkt wage ich die These, dass er auf ewig in Jens‘ Schatten stehen wird, weil ihm das Charisma, die imposante Präsenz und das hysterische Gekeife seines Vorgängers einfach total abgehen. A apropos Glatze: Angesichts der fast abgeschlossenen Verbreiterung seines Scheitels sollte Vargher vielleicht auch einmal über einen neuen Look nachdenken, aber das nur am Rande. Die Schweden wirken ziemlich verloren auf der großen Bühne und eher wie ihre eigene Coverband, als wie das Original. Weitere Songs im Set sind „I Am Vengeance“, „The Perpetual Horrors“, „A Swarm Of Plagues“ und „The Brimstone Gate“. Insgesamt ziemlich ernüchternd. (Thomas)

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MERCENARY Party Stage, 11:00 – 11:45
Zu Beginn des Freitags gab es eine powermetallische Vollbedienung der Dänen MERCENARY, die mit dem letzten Longplayer viele Sympathien gewinnen konnten. Pünktlich um 11 Uhr war es an der Zeit, das facettenreiche Schaffen der Jungs zu genießen, die es wunderbar verstehen, einen musikalischen Streifzug durch mehrere Genres zu arrangieren und dies auch vorzüglich live umzusetzen. Dabei wurde keiner der Anwesenden enttäuscht, der aus welchen Gründen auch immer schon so früh den Weg vor die Bühne gefunden hatte. So einige Gestalten waren nämlich schon unter den Bangern, die aussahen, als wäre ihnen der heilige Biergott persönlich begegnet. Die gute dreiviertel Stunde war somit auch recht schnell um und man konnte den Dänen einen ansprechenden Gig attestieren, auch wenn die Mucke auf kleinen Bühnen „noch“ besser aufgehoben ist. (Norman)

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MORGANA LEFAY True Metal Stage, 11:50 – 12:35
Da waren sie doch wieder, meine Helden aus Schweden, die ich genau an dieser Stelle vor einigen Jahren zuletzt gesehen hatte. Dazwischen lagen viele Ungereimtheiten bezüglich des Namens und auch diverse Auflösungsgerüchte lagen in der Luft. Und wieder war eine frühe Position für die Schweden reserviert, was wohl langsam zur Gewohnheit verkommt und das, obwohl die Formation durchaus einen höheren Platz im Billing verdient hätte. Erneut gab es das, was die Fans erwarteten, nämlich geradlinigen Power Metal mit viel Liebe zum Detail und einer Portion Spielfreude, die sonst gut und gerne für zwei Bands reicht. Zwischen das mittlerweile ausgelegte Stroh mischte sich mit Nachdruck die metallische Heugabel in Form der sägenden Gitarren der Schweden, die man mit immer größer werdendem Radius gen Himmel schwang. Dabei wurden treffsicher Hits der gesamten Schaffensperiode gezockt, die von den Fans lauthals mitgegrölt wurden. Neben „Hollow“ gab es „Maleficium“ oder „The Boon He Gives“ aus der LEFAY Phase für das hungrige Volk. Hoch die Tassen! (Norman)

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MARKY RAMONE & RAMONES MANIA Party Stage, 12:40 – 13:25
Zur frühen Stunde fand ich mich vor der Party Stage ein. Als alter Fan der RAMONES konnte ich mir den Auftritt von Marky Ramone und seinen Jungs nicht entgehen lassen, und trotz der stilistisch nicht gerade zum WOA passenden Musikrichtung war vor der Bühne bereits einiges los. Die geneigten Fans bekamen dann von den nicht mehr ganz taufrischen Herrschaften auf der Bühne ein buntes Best Of Programm serviert, in dem sich auch Klassiker wie „Sheena is a Punkrocker“ oder „Pet Cemetary“ versteckten.
“Versteckten“ deshalb, weil es verdammt schwer war, zwischen den einzelnen Songs zu unterscheiden. Extreme Gleichförmigkeit und absolut bescheidene Leistung sowohl am Gesang als auch im instrumentalen Bereich machten die 45 Minuten nur schwer erträglich und ließen wahrscheinlich die bereits verstorbenen RAMONES vor Scham im Grab rotieren. Ich zog mich enttäuscht an den Bierstand zurück und verfolgte die Selbstdemontage von dort aus weiter, und ich kann nur hoffen dass Mr. Ramone irgendwann zur Besinnung kommt und diese Grabschändung sein lässt. Ganz miese Nummer! (Nightstalker)

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ILLDISPOSED Black Stage, 12:40 – 13:25
Der Gig der verrückten Dänen von ILLDISPOSED stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Erst dauerte es fünf Minuten zu lange, bis endlich das Intro erklang. Selbiges erstreckte sich dann noch dazu über eine halbe Ewigkeit. So waren schon zehn Minuten Spielzeit verpufft, bis endlich die ersten Akkorde simpel-eingängigen Groove-Todesbleis aus den Speakern quollen… womit wir beim nächsten Problem waren: Durch den Rausschmiss von Gitarrenrüpel Lasse Bak, für den noch kein Ersatz gefunden war, standen ILLDISPOSED heute nur mit einem Sechssaiter auf der Bühne, was sich sofort auf den Druck der sonst stets alles ummähenden Gitarrenwand auswirkte. Hier blieb jeder Grashalm stehen. Und wenn dann noch die Double Bass losdonnerte, war von den eigentlich fetten Riffs nicht mehr viel übrig. Aber zum Glück gab es Sänger Bo, der durch seine tapsige Art, seine einmal mehr äußerst erheiternden Ansagen („Sollen wir schneller spielen? Ja? Machen wir aber nicht!“) und natürlich seinen gewaltigen Vocalmix aus tiefstem Grunzen und fiesem Kreischen die Qualität dieser 45 Minuten rettete. Songtechnisch konnten die Jungs sowohl mit altem (u.a. „Near The Gates“, „Kokaiinum“, „Purity Of Sadness“), als auch mit neuem Material („Still Sane“, „Now We’re History“, „Believe In Me“, „Dark“, „The Final Step“) eh nicht viel falsch machen.
P.S.: Die auf dem aktuellen Album „1-800 Vindication“ erstmals in der Bandgeschichte eingesetzten cleanen Gesangsparts kamen als zusätzlicher Wermutstropfen vom Band. (metalgreg)

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GORILLA MONSOON WET Stage, 12:50 – 13:20
Gorillas im Nebel war einst eine sehr tiefgehende Dokumentation. Heute heißt es wohl eher Gorillas im Regen, auch wenn das Inferno, das gleich auf mich hereinbrechen sollte, auf der Zeltbühne der W.E.T.-Stage stattfand. Gorillas sind groß und mächtig, genau wie die Musik der Formation, die ihren Mix aus wüstem Doom und krachenden Stoner-Elementen direkt in der Magengrube platzieren konnte. Die Jungs posten und rockten als gäbe es kein Morgen, was angesichts des ausgeschriebenen Wettbewerbes unter einigen anwesenden Newcomern nicht verwunderlich war. Trotzdem wirkte das Acting zu keiner Zeit übertrieben, sondern manifestierte den einzigartigen Sound dieser aufstrebenden Kapelle. Selten hat mich eine Band um diese frühe Uhrzeit derartig mitgerissen, auch wenn das Zelt nur spärlich besetzt war und nur wenige Fans diese monstermäßie Darbietung obercooler Doom-Rocker genießen konnten. Die Jungs überzeugten nicht nur durch ihr Auftreten, sondern insbesondere durch die Intensität ihre Kompositionen. „Granatenstark“ ist die Zensur für diesen Morgen und mich würde es wundern, wenn man nicht bald mehr von dem Gespann mit dem Coolness-Prädikat „Porno-Brille am Tag“ hören würde. Bleibt zu erwähnen, dass man den Contest natürlich gewonnen hat. Alles andere wäre Schiebung gewesen. (Norman)

SONATA ARCTICA True Metal Stage, 13.35 – 14.20
Bin ich etwa der einzige aus der Bande, der SONATA ARCTICA sehen will? Scheint so. OK, Power Metal mit starkem finnischem Akzent ist nicht jedermanns Sache, aber „Reckoning Night“ ist ein starkes Album, basta! In sicherer Entfernung finde ich mich also vor der True Metal Stage ein und wundere mich einerseits über das ultra-geschmacklose Shirt (lila!) von Keyboarder Henrik und frage mich andererseits, ob diese Umhänge-Keyboards nicht damals mit Thomas Anders in der Versenkung verschwunden sind. Aber vielleicht gehört das auch zur Show? Denn SONATA ARCTICA stehen mit ausreichend Munition an den Gute-Laune-Kanonen und feuern einige Hits in die dankbare Meute vor der Bühne. Sänger Tony beschreibt einen ordentlichen Aktionsradius, die Axtschwinger posen verwegen und die Songs stimmen. „Misplaced“, „Blinded No More“ oder die coole Singleauskopplung „Don’t Say A Word“ vom neuen Album ergänzen sich mit Songs älteren Datums zu einem ansprechenden Querschnitt durch die Diskographie der Band, der auch die eine oder andere Überraschung parat hält. So motzen die Finnen zum Beispiel „My Land” mit ein wenig „I Was Made For Loving You” auf. SONATA ARCTICA waren sicher nicht die beste Band in diesem Jahr, aber sie haben ihre Sache dennoch gut gemacht. Seichte Unterhaltung zum Nachmittag. Prost! (Thomas)

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BLOODBATH Black Stage, 14.30 – 15.30
Der Sinn und der einzige Grund, warum ich mich dieses Jahr wieder 800 Kilometer gen Wacken gequält habe und Matsch, Regen und andere Entbehrlichkeiten über mich ergehen ließ, sollte – zu meinem Ärger auch viel zu früh – bereits um halb drei bei strahlendem Sonnenschein und feuchter Hitze im Moshpit die Bühne entern. DAS Starensemble schlechthin, die selbsternannte schwedische Elite, das Real Madrid des Death Metal, der feuchte Mädchentraum, Death Metal quattro stagioni, die Erfüllung meiner Sehnsüchte und die Mutter aller multiplen Orgasmen: BLOODBATH. Der erste und letzte Gig dieser Götterband soll es sein. Man darf gespannt sein, inwiefern sich diese Exklusivität in Zukunft mit der Geschäftstüchtigkeit von Herrn Nyström vereinbaren lässt. Schließlich hat man ein Backdrop drucken lassen und so was amortisiert sich ja auch nicht schon nach einem Auftritt. Aber glauben wir einmal, was uns erzählt wird. Ich bin bester Dinge, dass dieser Gig nicht nur aufgrund seiner Einzigartigkeit phänomenal werden wird, denn zu aller Sensation hat man dem Line-Up mit der Rückkehr von Mikael Åkerfeldt ans Mikro noch die Krone aufgesetzt. Die Spannung vor der Black Stage steigt ins schier Unermessliche, als sich endlich um Punkt 14.30 Uhr die Bühne mit Rauch füllt und das Intro aus den Boxen erschallt. Und dann kommen sie: in weißen T-Shirts, über und über mit Blut besudelt („We forgot to do our laundry this morning“) und setzen mit „Cancer Of The Soul” sogleich zur akustischen Entjungferung an! Eines wird dabei sofort klar: Mikael Åkerfeldt gehört zweifelsfrei zu den besten Death Metal Stimmen überhaupt. Dieses geniale, fiese, erdige Growlen jagt einem die Gänsehaut im 4/4-Takt über den Rücken! Der Sound: wuchtig, die Songauswahl: perfekt. Und wenn ich perfekt sage, meine ich perfekt! Allein die Tatsache, dass die Band die komplette „Breeding Death“ EP spielt, dürfte daran kaum einen Zweifel lassen. Die Band hat einen Mordsspaß an der Sache, zockt einen Hammersong nach dem anderen und macht mit dieser Show einen tiefen Kniefall vor dem Stockholmsound der alten Tage, ohne sich dabei selbst zu ernst zu nehmen. Was vielleicht nicht jedem aufgefallen ist: als eines der zahlreichen Schmankerln ersetzen BLOODBATH das Keyboardbreak in „Furnace Funeral“ kurzerhand durch das ähnlich klingende aus „Left Hand Path“! Zum Niederknien! Mikael zieht eine ironische Show ab, bei der es einiges zu Lachen gibt. „Wacken, do you want more?“ Die Antwort vom Publikum kommt prompt, aber Mikael fordert die ganze Tonleiter: „do it in a Death Metal voice” – „high pitched” – „Dani Filth”! Aber nicht nur zwischen den Songs überzeugen BLOODBATH auf ganzer Linie. Egal aus welcher Schaffensperiode die Band Songs zum besten gibt, das Publikum liebt sie alle. Mit dabei sind „Bastard Son Of God”, „Soul Evisceration”, „Outnumbering The Day”, „Brave New Hell”, „Buried By The Dead”, „Breeding Death”, „Ominous Bloodvomit”, „Furnace Funeral”, „So You Die”, „Ways To The Grave”, „Like Fire” und als Zugabe „Eaten”. 1600 Kilometer Fahrt, drei Tage Regen und Matsch und drei schlaflose Nächte haben sich gelohnt. Damit hab ich alles gesehen. (Thomas)

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22.09.2005

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