Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2005
Konzertbericht
Donnerstag 04.08.2005
Dass die Straßen in Richtung Metal Mekka dicht befahren sein würden, war uns schon vor Antritt der 800 Kilometer währenden Fahrt klar, dass es allerdings dermaßen zäh im hoffnungslos überladenen VW-Bus voran gehen würde, war dann doch mehr als ermüdend.
Zum Glück waren wir einige der Wenigen, von denen der Zoll, der die meisten Zufahrtsstraße zum Gelände fest in Beschlag hatte, nichts wollte. Schon hier dürfte wohl für manche das Festival ein jähes Ende gefunden haben. Denen, die die Zollkontrolle überstanden hatten, allerdings noch ohne Tickt waren dürfte der Abendkassenpreis von 99€ ziemlich sauer aufgestoßen sein, der 21€ über dem VVK-Preis lag. Sorry, aber das muss nicht sein! Endlich am Gelände angekommen, war schon zu sehen, dass es an diesem Tag doch den einen oder anderen Regenschauer gegeben haben musste. Davon ließen sich aber die in Massen anreisenden Metalmaniacs nicht beirren und nahmen den scheinbar immer größer aber nicht großzügiger werdenden Campground in beschlag. Schon jetzt war abzusehen, dass das Wacken Open Air auch in diesem Jahr erneut mehr Menschen anziehen würde als noch in den letzten Jahren. So hatte es jedenfalls den Anschein. Die Rahmenbedingen waren also gegeben für ein Metal-Fest der Extraklasse, wenn nicht wieder die massiven Bier- und Foodpreise einen fahlen Beigeschmack hinterlassen hätte. Dafür gilt es allerdings festzuhalten, dass das Angebot reichhaltig war und wirklich jeder etwas passendes gefunden haben dürfte. Der Startschuss war gefallen für drei Tage voller Party, Musik und noch mehr Regen.
TRISTANIA True Metal Stage, 18:00 – 18:45
Recht pünktlich um 18:00 Uhr sollten die Gothic Metaller TRISTANIA das 16. Wacken Open Air am „Night to Remember“ Tag offiziell einläuten. Wie quasi jedes Jahr schien auch 2005 der Publikumsandrang am Donnerstag, im Vergleich zum Vorjahr, wieder zugenommen zu haben, so dass sich vor der True Stage eine ansehnliche Menschenmenge versammelt hatte; was TRISTANIA allerdings nicht so sehr beeindruckt hatte, damit sie sich mit ihrem Soundcheck etwas beeilt hätten. Leider hielt der eigentliche Gig dann nicht, was der lange Soundcheck versprochen hatte. Während der Sound über weite Strecken ziemlich arm aus den Boxen dröhnte, vernahm man Vibekes Stimme – nachdem sie anfänglich viel zu leise war – glasklar; auch wenn sie nicht in der Nähe des Mikros war… Von den offensichtlichen Playbackeinlagen abgesehen war die Gesangsleistung der drei Sänger aber ganz akzeptabel, so dass Songs wie „World Of Glass“, oder auch am Ende des Auftritts das herausragende „Angelore“, vom Publikum gut aufgenommen wurden. Insgesamt ein solider Gig, aber großartige Reaktionen konnte man vor der Bühne nicht wahrnehmen – die hob man sich offenbar für die nun folgenden CANDLEMASS auf. (Pro)
CANDLEMASS True Metal Stage, 19:15 – 20:15
Nachdem TRISTANIA das W:O:A 2005 eher mäßig eingeläutet haben, stand nun das erste richtige Highlight auf dem Programm: die Chartbreaker von CANDLEMASS. Obwohl die Jungs dank eines verspäteten Fluges quasi vom Flughafen direkt ins Taxi und vom Taxi direkt auf die Bühne stürmten, merkte man ihnen keinen Deut Erschöpfung an. Ganz zu schweigen davon, dass die lästigen Querelen der letzten zwei Jahre (Reunion ja, dann wieder nein, dann wieder doch) endgültig vom Tisch scheinen. „Black Dwarf“ vom aktuellen, selbstbetitelten Werk „Candlemass“ eröffnete kraftvoll-stampfend eine Stunde, die Doom in Perfektion bot. Angefangen beim perfekten Sound über Messiahs einzigartige, charismatische Stimme und die geschmackvolle Songauswahl bis hin zur dezenten und deswegen umso verstärkter wirkenden Bühnendeko aus weißen Kreuzen stimmte einfach alles. Und das, obwohl Messiah nach eigenen Worten „sechs Stunden nichts mehr gegessen hatte“. Rekord für ihn. Brauchte er aber auch gar nicht, denn der servierte „Doom mit Gemüse“ ließ keinen hungrig zurück. Klassiker wie „Well Of Souls“ oder „At The Gallows End“ und Neumaterial in Form von „Copernicus“, „Seven Silver Keys“ (magische Gänsehaut pur!) oder „Born In A Tank“ stopfen alle offenen Münder reichlich. So tanzte am Ende jeder zum überraschenden und deswegen noch gelungeneren Finale „A Sorcerer’s Pledge“ Messiahs berühmten Doom-Dance. Hammergig, der dem Bang Your Head-Auftritt Ende Juni noch einen drauf setzte. (metalgreg)
NIGHTWISH True Metal Stage, 22:15 – 23:45
A Night To Remember lautete die Kampfansage der Finnen und diesem vorlauten Gebrüll ist man auch tatsächlich gerecht geworden, wenn man in die Augen der vielen Fans blickte. Die Zweifel lagen meinerseits vor allem darin begründet, dass die hübsche Frontfrau Tarja in der letzten Zeit des Öfteren durch nicht hundertprozentige Gesangsleistungen aufgefallen war. Heute schien dies aber nicht annähernd zutreffend zu sein und die Dame, die sich passend zum Outfit das Mikro in grellem Gelb lackieren ließ, lieferte eine sehr passable Leistung ab. Trotzdem scheint sich im Lager der Finnen ein gewisser Wandel zu vollziehen und die Band wird nicht mehr nur auf die charismatische Dame am Mikro reduziert. Insbesondere an diesem Abend präsentierte sich die gesamte Band in hervorragender Form und ließ sich von den überschwänglichen Fanreaktionen zu Höchstleistungen peitschen. Dazu gab es ein musikalisch vorzüglich angerichtetes Büffet aus Songs der gesamten Bandgeschichte. Es ist müßig an dieser Stelle auf die einzelnen Stücke einzugehen, da ausnahmslos jeder Hit der Band einen Platz im Set fand. Für ganz besondere Gänsehaut sorgte allerdings das mittlerweile zur Institution gewordene PINK FLOYD Cover „High Hopes“, welches von Marco Hietala erstklassig gesungen wurde und stimmlich einen erholsamen Kontrast zu Tarja bot. NIGHTWISH wurden an diesem Abend auf jeden Fall ihrem Headliner Status gerecht und unterstrichen das mit einem kleinen aber sehr effektvollen Feuerwerk gegen Ende des Sets. Ob es eine Nacht war, an die man ewig denken wird, muss jeder selbst entscheiden, gute Unterhaltung war der Auftritt allemal. (Norman)
HATESPHERE WET Stage, 23:00 – 23:45
Einen besseren Platz in der Running Order hätten HATESPHERE eigentlich gar nicht abbekommen können. Während auf der True Metal Stage Tarja Turunen tirilierte, konnten sich im Zuge des vom Hammer in der WET Stage veranstalteten „Hellfests“ alle, die auf Bombast-Kitsch keine Lust hatten, ihre Ohren gehörig mit dänischem High Energy Thrash durchpusten lassen. So ließen sich die Mannen um Fronthüne Jacob Bredahl (mittlerweile mit einer richtigen Matte gesegnet) nicht lumpen und ballerten von Sekunde eins an in ohrenbetäubender Lautstärke los, als gäbe es kein Morgen mehr. „Vermin“, „Only The Strongest“, „Low Life Vendetta“, „You’re The Enemy“, „Hate“ – allesamt verbotene Tiefschläge unter die Gürtellinie, die ihre Wirkung im Pit nicht verfehlten. Den Zustand der Zeltluft lassen wir lieber unerwähnt. Vom neuen, im September erscheinenden, bärenstarken Album „The Sickness Within“ kam der Titeltrack zum Einsatz, der die Vorfreude auf den neuen Genickbrecher nur noch erhöhte. Zwar muss man anmerken, dass Jacob vor ein/zwei Jahren noch aggressiver über die Bretter gewütet ist. Die „etwas angezogene Handbremse“ reichte aber dennoch aus, um sämtliche anderen Bands des Festivals (außer MACHINE HEAD) gnadenlos zu verblasen. Und als dann gegen Ende noch ein paar Coversongs (u.a. OZZYs „Bark At The Moon“) mit Chorunterstützung einiger Hammer-Schreiberlinge dargeboten wurde, war die Partystimmung perfekt. (metalgreg)
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