Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2004
Konzertbericht
Samstag, 07.August 2004
Nach kurzer Nacht ging es Samstags zum Glück etwas später los. Während Metalgreg sich eher für die Power Metaller Mystic Prophecy auf der Party Stage erwärmen konnte, stand mir der Sinn nach Battle Magic auf der Black Stage. Aber wieder machte der Soundmann einen Strich durch die Rechnung.
Bal Sagoth
Immerhin hatte man die Anfangszeit, im Vergleich zum Vortag, um eine Stunde ´gen Mittag verschoben, so daß die Battle Mages erst um 12:00 Uhr auf die Bretter mussten; viel war trotzdem nicht los. In brennender Sonne stand Byron und seine Jungs auf der Black Stage, um Wacken zu wecken. Ärgerlich: trotz riesigem Backkatalog, epischen Killersongs und nur knappen 30 Minuten Spielzeit vertrödelte Byron sich ständig in langen Reden und großsspurigen Ankündigenen bezüglich der in Kürze startenden Tour – es ist nun wirklich nicht nötig jedes einzelne &!%§´*! Land aufzuzählen, in dem sie auf der Tour zu Besuch sein werden. Nebenbei wurde auch noch der neue Drummer Dan Mullins vorgestellt, aber nicht ohne noch ein paar abwertende Worte in Richtung des ex-Knüpplers loszuwerden. Wie dem auch sei – die Songauswahl war ziemlich gut getroffen, was bei der Fülle an Hits aber auch nicht so schwer war. Extrem schwer war es offensichtlich für den Herrn im Soundturm Bal Sagoth einen Sound zu verpassen, der den Namen auch verdient hätte. Ernsthaft – ich kann nachvollziehen, das es nicht ganz einfach ist eine Band wie diese abzumischen, aber nicht einen einzigen Song einigermaßen hörbar zu machen ist nur noch ärgerlich. Wenn mich mein Gehör nicht im Stich gelassen hat, dann müssten folgende Titel am Start gewesen sein; „The Empyreal Lexicon“, „Atlantis Ascendant“, „Starfire burning upon the ice-veiled throne of Ultima Thule“ und „Hyperborean Empire“(welcher Teil hab ich vergessen :)). Man kann sich vorstellen, wie frustrierend es war, dank des Sounds die Songs kaum genießen zu können.
Death Angel
Lange lange ist es her, dass die Thrasher aus San Francisco die ganz großen Bühnen der Welt und Deutschland betreten haben. Mehr als 14 Jahre war es still um die damaligen Thrasher, die schon in ganz jungen Jahren große Erfolge feierten und damals sogar Kirk Hammett als Produzenten für das erste Demo „Kill As One“ gewinnen konnten. Aber genug in der Vergangenheit gewühlt, Death Angel sind anno 2004 mit einem der Thrash Alben der letzten Jahre zurück und haben schon bei einigen Klubkonzerten in Deutschland, mitunter bei den No Mercy Shows, bewiesen, dass mit ihnen zu rechnen ist und man auf der Bühne zu Hause ist. Der Auftritt, bei der No Mercy Tour hat mich damals derart begeistert, dass ich mich richtig auf den Auftritt freute und ich mich deshalb auch schon bestimmt 20 Minuten vor Beginn an der Bühne einfand, um mir einen guten Platz in den ersten Reihen zu sichern. Trotz der Positionierung am frühen Mittag, bei bestimmt 34 Grad, hatten diese Idee wohl noch einige andere Fans der Band, was dazu führte, dass es an diesem Tag das erste Mal richtig voll wurde vor der Hauptbühne, zumal die Jungs auch schon auf der Bühne standen, um für den richtigen Sound zu sorgen. Allerdings war Rastamähne Mark weit und breit nicht zu sehen, was mich schon mutmaßen ließ, dass sich Herr Osegueda am Vorabend doch zu heftig am Alkohol vergriffen hatte. Dieser Verdacht drängte sich mir zumindest auf, als mir der Death Angel Fronter mit beschwingt lockerem Gang entgegen kam. Doch langsam war es soweit die Masse vor der Bühne stimmten zum ersten Mal an diesem Tag Sprechchöre an und wollten die Bay Area Thrasher förmlich auf die Bühne schreien, was aber keineswegs von Nöten war. Pünktlich erschienen die Jungs und alleine der Anblick verriet, wie viel Energie diese Jungs im Hintern haben. Gleich zu Beginn gab es den Kracher schlechthin des neuen Albums. Basser Dennis stampfte in „Robert Trujillo“ Manier über die Bühne und Sänger Mark intonierte „Thrown To The Wolves“ als wäre es das Letzte, was es zu tun gäbe auf dieser Welt. Um es gleich vorweg zu nehmen, man merkte Mark nicht das Geringste an, vom Alkoholgenuss des Vorabends. Ganz im Gegenteil, sowohl die Stimme als auch die Bühnenshow war auf allerhöchstem Niveau und es war eine Freude ihm und seinen Mitstreitern zuzusehen. Zu keiner Sekunde schalteten die Thrasher auch nur einen Gang zurück, sondern brannten ein Feuerwerk aus Alten und Neunen Stücken ab. Songs wie das sehr thrashige „Thicker Than Blood“ oder das eher groovige „Famine“ kamen derart überzeugend von der Bühne, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Diese Spielfreude übertrug sich auch zunehmend auf das Publikum, welches die Pausen zwischen den Stücken mit rhythmischen „Death Angel Shouts“ füllten. Für die Angänger der früheren Tage gab es dann noch Klassiker wie „Voracious Souls“ vom „The Ultra Violence“ Album oder „Bored“, die man locker aus dem Hangelenk schüttelte. Selbst die Ansagen, die Sänger Mark an das Publikum richtete und meistens in Dankesbekundungen ausarteten, habe ich selten so ehrlich und glaubwürdig erlebt. Auch am Sound gab „in meinen Ohren“ nichts zu mäkeln im Gegensatz zu einigen anderen Bands, die mit einer wesentlich schlechteren Soundwand zu kämpfen hatten. Eigentlich sollte so ein Auftritt immer weiter gehen, aber wie sagt man so schön, wenn es am Besten ist, soll man aufhören und das taten die Jungs dann auch standesgemäß mit einer ultra fetten Interpretation von „Kill As One“, mit der man das Publikum dann mit weit aufgerissenen Augen und hochgezogenen Mundwinkeln zurück in die Mittagshitze schickte, jedoch nicht ohne nochmal die Sprechchöre zu genießen die noch eine ganze Weile nachhallten. Für mich waren „Death Angel“ der heimliche Headliner des Tages und ich bin mir sicher, den Reaktionen des Publikums nach zu urteilen, dass eine Menge Leute das ähnlich sehen. (Norman)
Mystic Prophecy
Multiinternational begann der Samstag, nämlich mit dem griechisch-deutsch-schwedischen Power-Metal-All-Star-Projekt Mystic Prophecy, bestehend aus Sänger R.D. Liapakis (Valley’s Eve), Flitzefinger Gus G. (Dream Evil, Nightrage), Bassist Martin Albrecht (ex-Stormwitch) und Drummer Dennis Ekdahl (Raise Hell). Verstärkt wurden sie noch von einem weiteren Gitarristen. Lange Rede, kurzer Sinn: Bei so viel geballter Erfahrung auf der Bühne war klar, dass nicht viel schief gehen konnte. Noch dazu, wenn man ein so starkes Langeisen wie ihr aktuelles Werk „Regressus“ im Rücken hatte. Nur schade, dass relativ wenig los war vor der Party Stage. Die Leute, die sich aus ihrem Zelt geschält hatten, wurden dafür mit astreinen Power Metal-Stampfern wie „Night Of The Storm“, „Forgotten Soul“, „Eternal Flame“ oder „Lord Of Pain“ belohnt oder konnten mit etwas Glück einen der Plastik-Griechenland-EM-Fußbälle, die die Band in die Menge schmiss, einheimsen. Dementsprechend warm fielen die Beifallsbekundungen aus, für die sich der gut aufgelegte Fronter R.D. immer wieder bedankte. Nur sollte er es lassen, die filigranen Gus-Soli mit seinen deplatzierten Anfeuerungsrufen ans Publikum penetrant zu übertönen. Ein neuer Song namens „Burning Bridges“ wurde kurz vor Schluss ebenfalls noch präsentiert und verspricht viel für das kommende Werk „Neverending“. Ein runder Gig! (metalgreg)
Ektomorf
Nach den geilen Death Angel wollten ich mir nun endlich mal Ektomorf live zu Gemüte führen, da ich sie bisher immer verpasst hatte. Heute standen sie mit 13:25 Uhr zu einer deutlich kompatibleren Zeit auf den Brettern. Brachial ging es gleich von der ersten Minute an los und die wild moshende Menge hüllte den Bereich vor der Bühne in eine einzige Staubwolke. Der Sound kam sehr wuchtig und Songs wie „Destroy“, „You Leech“ und „A.E.A.“ drückten durch die Boxen. Dazu heizte Frontmann Zoltàn die Menge unaufhörlich mit „Jump, Jump, Jump“ Rufen immer wieder an. Die Vergleiche zu Sepultura oder Soulfly kommen nicht von ungefähr, stapft man doch nicht nur soundtechnisch, sondern auch optisch in ihren Fußspuren. Statt brasilianisch, gab es folkloristich-ungarische Klänge in „Gypsy“ und man bolzte unerbittlich weiter mit Songs der Marke „Everything“, „Only God“, „Serial Men“ oder „Fire“. Die Menge liebte es und auch ich fand es stellenweise sehr gut, jedoch kam ich nicht umhin mich nach der x-ten Jump Aufforderung ein wenig zu langweilen. Wenn ich mich an mein letztes Soulfly Konzert oder gar an die alten Sepultura live erinnere, fällt der Vergleich unvorteilhaft für Ektomorf aus. Nicht das sie schlecht wären, aber eben jene Klasse fehlt ihnen noch, um eine Stunde kompromisslos ohne Schwachstelle zu rocken. (Metal_Inc)
Unleashed
Zur heissesten Mittagszeit luden Unleashed zum Tanze und zahlreich versammelten sich die „immortals“ vor der Black Stage. Inzwischen noch etwas runder um die Hüften (muss eine Altmetaller-Krankheit sein…)gaben Johnny und seine Wikinger von Beginn an Gas und sorgten für Kurzweil und gute Laune, was bei Klassikern wie „to asgard we fly“ und „execute them all“ niemanden verwundern sollte. Es ist halt schon etwas anderes ob eine Band permanent auf Tour ist oder nur alle Jubeljahre mal die heimische Gruft verlässt. Unleashed wurden dementsprechend wie verlorene Brüder begrüsst,nach allen Regeln der Kunst abgefeiert und widmeten das Death-Cover „evil dead“ den verstorbenen Metalheroen Chuck Schuldiner und Quorthon. Weiter gings im Drachenboot mit „into glory ride“ und „winterland“, dessen angepriesene nordische Kälte den Fans die in der prallen Sonne bei ca. 34°C harrten wohl sehr entgegen gekommen wäre. Doch so hieß es weiter schwitzen und feinsten schwedischen Death Metal genießen. Der nordische Plünderungszug fand seinen Höhepunkt beim niemals zuvor live gespielten „before the creation of time“ und machte deutlich daß bei Unleashed nach 5 jähriger Schaffenspause Mitte der 90er endlich wieder Dampf im Kessel ist. Daumen hoch für Johnnys Horde. (Nightstalker)
Anthrax
Eins vorneweg: Anthrax waren für mich das Highlight und der heimliche Headliner des diesjährigen WOAs. Zwar wirkte es etwas befremdlich, dass mittlerweile alle Mitglieder dieses Metal-Dinos Kurzhaarfrisuren tragen, aber das beeinflusste zum Glück die Musik nicht. Und die hatte es während dieser viel zu kurzen Stunde wahrlich in sich. Hit reihte sich an Hit. Los ging es mit „N.F.L.“ und spätestens beim folgenden Gute-Laune-Kracher „Got The Time“ stand die Menge trotz gnadenloser Hitze Kopf. Drum-Maschine Benante, Scottie Ian mit seinen eigenwilligen Stampf-Moves, ein cool posender Rob Caggiano und ein sich homogen einfügender Ersatz-Bassist Joey Vera (von mir aus könnte er auch fest einsteigen) ballerten Klassiker der Marke „Caught In A Mosh“, „Antisocial“ (wirklich jeder sang mit!), „Indians“ oder „Deathrider“ und neues Material wie „Safe Home“ und „What Doesn’t Die“ souverän in die übertrieben zahlreich erschienenen Leute und lieferten so den Teppich, auf dem DER Frontmann des Festivals (knapp vor Brainstorm-Andy) fesselnd wandelte. John Bush badete in der Menge, hielt sich verstärkt im Fotograben auf, suchte Kontakt zu den Fans und war im nächsten Moment wieder auf der anderen Seite der Bühne, um dort die Meute mitzureißen. Charismatisch, sympathisch, einfach geil! Über seine stimmliche Performance brauchen wir gar nicht reden. Als dann auch noch die Eingangsmelodie von „Be All, End All“ ertönte war die Glückseligkeit perfekt und das sich anschließende „Only“ markierte den Schlusspunkt eines Gigs, den ich das nächste Mal bitte um 22 Uhr und eine Stunde länger sehen möchte. Ich denke, von den Anwesenden würde mir keiner widersprechen, denn Anthrax fesselten von der ersten bis zur letzten Minute und ließen einen sogar die unbarmherzig brutzelnde Sonne vergessen, sodass die Matten reihenweise flogen. Hammer! (metalgreg)
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