Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2003
Konzertbericht
Ancient Rites
Die heimlichen Abräumer des W:O:A 2003 ? Hier lang bitte ! Es war eigentlich schon vorher klar, das der belgische Import die WET Stage zum platzen bringen würde. Zwar hat mir auch bei Ancient Rites der Sound wieder alles andere als begeistert, doch die beengte Umgebung des WET verhalf den Jungs um Gunther Theys zu einer noch intensiveren Atmosphäre – das Zelt ist fast übergekocht. Noch bevor die Belgier auch nur einen Fuß auf die Bühne stetzen, waren die Ancient Hordes schon in Partylaune und hatten mit Flaggen das Revier markiert. Die Stimmung überschlug sich bereits innerhalb der ersten paar Minuten, als dem herrlichen Dim Carcosa Intro „The Return“ bald das großartige „Victory or Valhalla“ folgte – schon jetzt war die Luft so dick, das es wirklich hieß „… last man standing“. Routiniert und doch eine unglaubliche Atmosphäre vermittelnd zogen Ancient Rites ihr Set durch; und zu keiner Minute ließ die Stimmung nach. Zu recht haben sich Ancient Rites inzwischen den Ruf erspielt, eine der besten und Fan freundlichsten Live Bands zu sein. Zwar hatten sie sich überwiegend an relativ neuem Material orientiert, doch wer kann sich schon bei Songs wie „Fatherland“, „Götterdämmerung“ (hier bin ich mir nicht 100% sicher, aber wer macht sich bei einem solchen Gig denn schon Notizen :)) oder dem zum Abschluss gespielten „Mother Europe“ ernsthaft über die Setlist beschweren ? Ein wahnsinnig intensiver Auftritt, bei dem die begeisterten Zugaberufe noch lange lange nach dem letzten Akkord zu hören waren – grandios !
So fantastisch der Auftritt der Belgier auch war, so sehr ärgerte es mich Peavy und Co auf der True Metal Stage verpasst zu haben. Lediglich einige wenige Töne von „Black in Mind“ waren im vorbeilaufen noch zu hören. Aber angesichts des anstehenden Auftritts auf dem Summer Breeze, kann ich die verpasste Gelegenheit auf dem W:O:A verschmerzen.
Eigentlich wollten wir nur eine kurze Pause am Zeltplatz einlegen, da sich dort wie eigentlich immer unser Chefred und Grillmeister Azazel entspannte, doch nachdem man ein schnelles (und lauwarmes *bäh*) Flens gezischt hatte, war an eine Rückkehr auf das Festivalgelände erstmal nicht mehr zu denken. Der Grund war so simpel wie ärgerlich – die Meet & Greet Stunde mit Slayer stand kurz bevor. Bereits auf dem Rückweg zum Campingground entging uns nicht die ca. 300 Meter lange Menschenschlange, doch das der Backstage Zugang zum Festivalgelände für etliche Minuten zugesperrt werden würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Dank der Menschenmasse (und übereifrigen Photoreporter, die unbedingt Slayer knipsen wollten) war der Zu- und Ausgang erstmal dicht. Nach einem weiteren Bier und einiger Frustration die überragenden Kataklysm lediglich über einige Zäune hinweg hinter der Bühne zu hören, ging es dann doch noch vorran. Leider kamen wir pünktlich zum letzten Song vor der Party Stage an, so daß sich mein mit Freude erwarteter Kataklysm Gig in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Anstatt den Darkane Gig auf der WET Stage zu verfolgen, wurden wir von einem ziemlich amüsanten Fußball/Rugby Spiel vor der Party Stage aufgehalten. Es ist einfach erstaunlich, was passiert, wenn man (überwiegend männlichen) gelangweilten und alkoholbeeinflussten Festivalbesuchern einen Ball hinwirft. Nach einigen kräftigen Schüssen, wüsten Tackles, staubigen Sacks und der tatkräftigen Unterstützung der Security mit dem Wasserschlauch, war der Spaß dann aber auch schon wieder vorbei – Darkane leider auch.
Slayer
Es war endlich soweit – SCHLLÄÄÄÄRRRR !!! Immer und immer wieder hört man die hartnäckigen Slayer Rufe Tag und Nacht auf jedem Festival wiederhallen – doch jetzt, kurz vor dem Auftritt der Gottgleichen … ehrfürchtiges Schweigen. Um 23:15 Uhr sammelten sich Tausende von aufgeregten, interessierten oder einfach gelangweilten Metalheads vor der True Metal Stage um den legendären Thrash Ikonen zu lauschen; doch diese hatten wohl noch besseres zu tun. Es passierte erstmal 15 Minuten garnichts; als die Menge langsam ungeduldig wurde, platzte der Gig unverhofft los. Doch was war das ? Der Sound war einigermaßen klar, aber viel zu dünn. Verwirrt suchte man kurzfristig eine Position, die eine besseren Soundwahrnehmung versprochen hätte, aber da war einfach nicht mehr zu holen. Die Fans in den ersten Reihen störte das erwartungsgemäß herzlich wenig, doch weiter hinten zündeten Songs wie „God hates us all“, „The Antichrist“ oder „Hell Awaits“ dann nicht mehr sonderlich. Slayer gingen an diesem Tag wenig Risiko ein; die Songauswahl gab dem Publikum, was es verlangte und die Band bewegte sich nicht vom Fleck, um kein unnötiges Muskelkater Risiko einzugehen – oder um es beim Namen zu nennen: Slayer waren berechenbar, ohne Druck und langweilten durch nicht vorhandene Bühnenpräsenz. Genausogut hätte man sich das Live Undead Album anhören können, oder ein Live Video auf der Videowall zeigen. Zu diesem Eindruck passte dann auch, das man nach einigen Killersongs wie „South of Heaven“, „Raining Blood“ oder „Angel of Death“ sang und klanglos von der Bühne verschwandt – wiederrum etwa 10 Minuten zu früh. Ich hoffe die Organisatoren nehmen Slayer hier nochmal ins Gebet und kürzen die Gage entsprechend… schließlich hatte man den Fans nur 2/3 der Spielzeit geboten. Slayer boten an diesem Abend ein wenig erfreuliches Bild; da konnte die anschließend recht überzeugend spielenden Vader auch nicht mehr viel retten, die Stimmung war erstmal dahin.
Sonata Arctica
Parallel zu Vader gehen die Finnen von Sonata Arctica als eine der letzten Bands des Festivals zu später Stunde an den Start und dürfen sich über einigen Zulauf vor der Party Stage freuen. Das Klischee der Weichspül-Metaller widerlegen sie dann auch recht zügig, denn mit ihrem bunten und größtenteils flott gespielten Set aus mehreren Alben, vorzugsweise natürlich aus dem neuesten Machwerk „A Winterheart’s Guild“, legen sie einen astreinen Gig hin, wecken so manche müde Seele wieder auf, bringen nahezu jeden bei Songs wie „Replica“ oder „Victoria’s Secret“ zum mitsingen und hinterlassen nach 45 Minuten ein begeistertes und vollkommen überzeugtes Publikum. Zumindest für mich ein mehr als würdiger Abschluss des W:O:A, denn auf Onkel Tom verzichte ich dann doch lieber und freunde mich statt dessen mit einem kühlen Bier an… Prost auf Sonata Arctica! 🙂 (KB)
Tja, ich dagegen habe mich sehr wohl auf den guten Onkel gefreut. Dummerweise habe ich mich mal wieder ablenken lassen und den überwiegenden Teil der Tom Show daraufhin verpasst. Allerdings bot sich auch dieses Jahr wenig neues – wieder war die Bühne mit freiwilligen Mitgröhlern überfüllt, wiedermal gab es die gleichen Songs, wiedermal war alles wie immer. So spaßig der Abschlussgig mit Onkel Tom Angelripper auch ist, es wird Zeit das er dem Gig eine neue Choreographie verpasst, oder mit neuem (und hoffentlich gutem !) Material aus der Hüfte kommt. Aber wie könnte man dem Onkel Tom was krumm nehmen; sobald sein „Diebels Alt“ aus den Boxenwänden dröhnt ist alles wieder in bester Ordnung 🙂
Ein Fazit ist denke ich nicht mehr notwendig. Wie bereits geschrieben hat sich das WOA Orga Team um nahezu alle Kritikpunkte des letzten Jahres gekümmert und in einigen Bereichen gute neue Ideen hervorragend umgesetzt. Auch wenn es momentan noch ein wenig Unmut über den angekündigten Auftritt der Onkelz auf dem nächstjährigen Jubiläums-WOA gibt, bin ich mir fast sicher, das uns mit dem 15. Wacken Open Air ein herrausragendes Festival bevor steht.
Folgenden Leute gilt unser Dank:
– Metaltix.com für die Bereitstellung der entsprechend gekennzeichneten Photos
– Proserpine für die bereitgestellten Photos
– Benny für seine Reviews
– Allen anwesenden Redakteuren und Freien Mitarbeitern
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