Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2003
Konzertbericht
Das W:O:A Team um Thomas Jensen und Holger Hübner mussten sich dieses Jahr zweifelsohne ganz besonders ins Zeug legen. Nicht nur das man nach dem eher umstrittenen Wacken Open Air 2002 den guten Ruf wieder herstellen musste, es galt auch die 14.Auflage des Wacken Open Air davor zu bewahren im Schatten des nächstjährigen Jubiläumsfestival abzutauchen.
Bereits im Vorfeld hat man zahlreiche Verbesserungen rund um das Festival versprochen; die Organisation sollte professioneller und die Festivalerfahrung für die Fans einfach angenehmer werden. Und tatsachächlich – es gab wenig Grund zur Beschwerde. Wie angekündigt waren mehr und besser gepflegte Sanitäranlagen vorhanden, die Eingangsbereiche wurden massiv erweitert, Soundüberschneidungen der Bühnen konnten weitgehend vermieden werden, die Preise blieben akzeptabel, usw. Besonderen Wert hatte man auf die Informationsmöglichkeiten für die Festivalbesucher gelegt – erstmalig waren Laufbänder, Monitore und eine Leinwand am Start. Bereits während man sich in die Schlange am Einlass zum Festivalgelände einreihte (was eher selten vorkam, da durch die zwei Eingangsbereiche zügiger Einlass möglich war) konnte man den Laufbändern, die gut sichtbar über den Einlasskontrollen postitioniert waren, die aktuellen Änderungen in der Running Order entnehmen. Doch der Star des diesjährigen W:O:A war zweifelsfrei die 12m² große Videowall, die zwischen der Black Stage und True Stage für jeden gut einsehbar angebracht gewesen ist. Hier wurden während der Gigs Großaufnahmen der Geschehnisse auf der Stage oder Bilder des Publikums gezeigt, so daß man auch von etwas ungünstigeren Plätzen einen guten Eindruck vom jeweiligen Auftritt bekommen konnte. Wenn auf beiden Bühnen gerade nichts los war, wurde man nicht nur mit Werbung (unter anderem für Doro) berieselt, sondern erfuhr auch einige interessante Informationen über das Wetter, aktuelle Heiratsanträge (während des Carpathian Forest Auftritts – wie romatisch :lol:), oder was sonst noch so anlag; extrem praktisch – nicht nur für Leute, die nichts besseres zu tun hatten, als gelangweilt rumzusitzen und die Videowall anzustarren, weil die gesammelte Festivalbegleitung ausgedehnt kiloweise tote Tiere auf den Grill werfen, statt auf dem Festivalgelände zu chillen *sigh*. Zusätzlich waren an den Licht/Soundtürmen vor der Bühne noch jeweils ein Plasmabildschirm angebracht, die ebenfalls durchgehend Infos einblendeten. Obendrauf gab es aber noch einen neuen Service im Rahmen des Wacken Open Air, den man allerdings noch vor dem eigentlichen Termin bestellen und separat bezahlen musste. Auf der offiziellen Homepage konnten sich zahlungswillige Mobiltelefonbesitzer für den Wacken SMS Service eintragen, um auf aktuelle Änderungen und Vorkommnnise per Shortmessage hingewiesen zu werden. Über mangelnde Informationen konnte sich dieses Jahr eigentlich niemand mehr beschweren. .
Auch in allen anderen Bereichen gab es wenig zu meckern. Der Biergarten war, wie schon letztes Jahr, ein wahres Highlight (auch wenn sich der ein oder andere sicher gewünscht hätte, das hier ebenfalls eine Videowall zur Verfügung gestanden wäre, um das Fussballspiel Frankfurt-München auszustrahlen), die Campingplätze waren ok, der Slush Puppy Stand war eine riesen Idee, die Security war freundlich, es gab kaum Verkehrschaos rund um das Festival – eigentlich war alles in bester Ordnung. Ein paar kleinere Kritikpunkte waren dann aber doch zu finden; Die Hygiene der Plastikbecher ließ etwas zu wünschen übrig (jaja, ein Festival ist kein Kindergeburtstag, aber ein kühles Bier schmeckt aus einem versifften Becher eben nur noch halb so gut), die Essensstände nahmen es mit der Frische ihrer Waren manchmal nicht so genau (der Fischstand war hier wohl eine rühmliche Ausnahme) und das eklatante nicht Vorhandensein von schattigen Aufenthaltsmöglichkeiten auf dem Festivalgelände fallen hier als Erstes ein. Auch wenn es natürlich Geschmacksache ist, fällt für mich auch das Band Billing unter die Kategorie „Mäßig“. Zwar war auch in dieser Saison eine akzeptable Mischung aus sehenswert, genial und uninteressant am Start, doch leistete man sich aus meiner Sicht einige Schnitzer. So finde ich es kaum angebracht Bands wie Rotting Christ, Ancient Rites oder Darkane auf die staubige WET Stage zu schieben – zumindest Kataklysm konnten sich auf der Party Stage behaupten, doch auch hier machte uns die Organisation einen dicken Strich durch die Rechnung. Der größte Reinfall in Bezug auf das Band Billing dürfte aber wohl die Fixierung auf Slayer gewesen sein; man sollte meinen, das alleine die Anwesenheit der Thrash Heroen für ein grandioses Festival garantieren würde, aber was dann unterm Strich rausgekommen ist, war für fast alle Zuschauer eine ordentliche Enttäuschung. Durch die unterdurchschnittliche Leistung des Samstagsheadliners Slayer, den gewöhnungsbedürftigen Twisted Sisters Headliner Gig am Freitag und durch inzwischen überpräsente Co-Headliner wie In Flames verkamen die eigentlich schönsten Stunden des Festivals zu halbwegs amüsanter musikalischer Hintergrundberieselung. Bleibt zu hoffen, das auf dem W:O:A 2004 die Headliner mehr zu bieten haben – und wenn es nur die polarisierenden Onkelz in der Night to Remember sind, die, wie dieses Jahr Running Wild, das Fähnchen des sehenswerten Headliners hoch halten.
Zurückblickend würde ich dem W:O:A 2003 eine ziemlich professionelle Organisation und ordentliche Portion Fanfreundlichkeit attestieren – ein solides Metalfestival, das sich aus einem Tief im letzten Jahr aufgerappelt hatte und gute Chancen hat zum anstehenden 15.jährigen Jubiläum wieder zu ganz großer Form aufzulaufen.
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