Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2002

Konzertbericht

Billing: Wacken Open Air 2002
Konzert vom 2002-09-06 | Open Air, Wacken

Freitag, der 02. August 2002

Nachdem der Donnerstag dazu genutzt wurde, ausgiebig das Gelände zu besichtigen und dem Alkohol bis in den frühen Morgenstunden zuzusprechen, war am Freitag mal wieder Metalgreg der erste auf dem Gelände, um sich die Death Metaller von Vomitory nicht entgehen zu lassen.

Vomitory

Bei einem ersten Blick auf die Running Order während der Fahrt nach Wacken habe ich mir nur gedacht: „Scheiße, VOMITORY morgens um 10:40 Uhr! Das bedeutet einen fiesen Hangover vom Vortag samt Kater und mieser Laune!“ Genau so kam es dann auch dank übermäßigen Wikingerblut-Konsums. Trotzdem schaffte ich es rechtzeitig vor die Blackstage, die an diesem Tag von der oben genannten schwedischen Death/Grind-Walze eröffnet werden sollte. Zu meiner Überraschung hatte sich schon eine für diese Uhrzeit recht ansehnliche Masse Todesbleifreaks im Matsch vor der Bühne versammelt. Diese setzte sich dann auch sogleich bei den ersten Klängen des Openers „Chaos Fury“ in Bewegung und versuchte, sich die Kopfschmerzen vom Vortag aus besagtem zu bangen. Daran konnte auch ein anfangs recht undifferenzierter Sound nichts ändern, bei dem die Bass Drum ganz klar das Kommando führte. Das besserte sich aber zum Glück während des halbstündigen Gigs, so dass sich die Mischung aller bisherigen Alben, sogar „Raped In Their Own Blood“ wurde nicht übergangen, wunderbar in die Gehörgänge fräsen konnte und es sogar schaffte, meinen Kater zu liquidieren. Nichtsdestotrotz fiel aber auf, dass VOMITORY sonst eher in kleinen Clubs mit Bühnen, die einem kaum Bewegungsfreiheit zugestehen, zu Hause sind. Ihr Stageacting fiel nämlich recht spärlich aus. Dies tat aber der Güteklasse des Gebotenen keinen Abbruch, weswegen am Ende dieses kurzweiligen Gigs auch die letzte Vorabendleiche auf dem hintersten Campingareal wach gewesen sein dürfte. Ach nein, doch nicht. Nur Azazel hat es geschafft, auf dem sehr nahe gelegenen Backstage-Zeltplatz dieses morgendliche Gemetzel zu verschlafen. Respekt! (metalgreg)

Necrophobic

Schande über mein Haupt! Irgendwie habe ich es in den letzten Jahren nie geschafft, mich näher mit den mittlerweile schon auf eine Zahl von vier angewachsenen Alben der Schweden von NECROPHOBIC auseinanderzusetzen. So wollte ich mir diese Chance hier in Wacken nicht entgehen lassen und harrte gespannt der Dinge, die da kommen sollten. Mit ein wenig klischeebeladenen Outfits enterten die vier Elchtöter pünktlich die Bühne und wussten vom ersten Moment an zu gefallen. Räudiger, bösartiger, aggressiver Death Metal auf hohem Niveau wurde in die Menge geblasen, der sich jetzt auch die Personen angeschlossen hatten, die vorher erst von den Landsmännern von VOMITORY geweckt worden waren. Zu den Songs, die sich natürlich verstärkt auf das neue Album „Bloodhymns“ konzentrierten, flogen die Matten, und ein jeder war zufrieden. Nur fiel es dem zwischenzeitlich vorfahrenden, mit Stroh zum Beseitigen der Matschpfützen beladenen Traktor schwer, sich seinen Weg vor die Bühne zu bahnen, um dort das getrocknete Gras zu verteilen. Aber kein Problem, diese Aufgabe übernahmen die Fans dankbar, was später noch in wilde Strohschlachten ausarten sollte. Ein glasklarer, druckvoller Sound tat sein übriges für die gute Stimmung, und so machte ich mir echte Vorwürfe, nicht schon früher auf die antichristlichen Botschaften von NECROPHOBIC aufmerksam geworden zu sein. Aber es heißt ja nicht umsonst „besser spät als nie“! (metalgreg)

Wacken Open Air

Dornenreich

„Laß mich fallen, fallen die Lider […]“. Die erste Zeile von „Nächtlich fallend“ spiegelte meinen physischen Zustand nach der ersten Festivalnacht und der damit einhergehenden Rare-Breed Tasting Session recht gut wider, als wir mittags bei unverschämt hellem Sonnenschein vor der Party Stage warteten, um Dornenreich zu empfangen. Die Müdigkeit war zumindest bei mir sofort verflogen, als die ersten Takte von „Wer hat Angst vor Einsamkeit“ aus den Boxen erklangen – der Soundverantwortliche hingegen laborierte wohl noch an einem imposanten Hangover, was eine plausible Erklärung für den teilweise üblen Sound darstellen würde, mit dem die Österreicher zu kämpfen hatten. Weiter ging es im, leider nur durchschnittlich dargebotenen, Programm – bis auf eine interessante Version von „Reime faucht der Märchensarg“ – ausnahmslos mit Stücken des aktuellen Albums „Herr von welken Nächten“. Schade eigentlich, dass als Zugabe erneut „Trauerbrandung“ gespielt wurde, da Dornenreich nun wirklich auf ein reichhaltiges Repertoire an guten Songs hätten zurückgreifen können. Na ja, das Publikum hatte seinen Spaß daran, und so wurde auch die zweite Ausgabe des Liedes gut abgefeiert. (RR)

Doch jetzt wurde es Zeit, endlich die dringend benötigten Einkäufe zu tätigen, was leider dazu führte, dass wir einige Bands nicht sehen konnten. Als es dann aber mit Megaherz weiterging, waren wir wieder zur Stelle.

Megaherz

Bereits einige Zeit vor dem Auftritt von Megaherz versammelte sich eine erkleckliche Anzahl von Zuschauern vor der Party Stage. Um sich die Wartezeit bis zum Gig zu vertreiben, wurde dort spontan ein Moshpit gebildet, um dem „Stroh werfen“ zu fröhnen, das sich in diesem Jahr ähnlich wie „Schlammspringen“ zu einer beliebten Festivalsportart entwickelt hatte. Der Opener „Hurra – wir leben noch“ erklang, und es machte sich sofort eine ausgelassene Stimmung breit, die sich im Verlauf des Gigs mit den extrem partytauglich präsentierten Stücken wie „Herzblut“, „Blender“ und dem obligatorischen „Miststück“ noch massiv steigern konnte. Lobend zu erwähnen sei hier auch Sänger Alexx, der sich durch seine sympathisch witzigen Ansagen auszeichnete, ohne dabei jedoch platt zu wirken. Zugegeben: An den Tonkonserven der Münchner lässt sich ein gewisser Mangel an Eigenständigkeit schlecht leugnen – live gespielt jedoch macht ihre Musik kräftig Laune, was man auch an der durchschnittlichen Crowdsurferrate von 5 Leuten pro Song beobachten konnte. Wobei mir einfällt… man könnte vielleicht künftig zur Gesundheitserhaltung der Konzertbesucher, die sich im vorderen Drittel befinden, ein generelles Crowdsurfingverbot für Personen mit einem Lebendgewicht von mehr als 100 kg in Erwägung ziehen… (RR)

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07.09.2002

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