Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2001

Konzertbericht

Billing: Wacken Open Air 2001
Konzert vom 2001-08-02 | , Wacken

Auch wenn ich mich recht früh, vom Kaffee auf dem Gelände angezogen, wieder vor den Bühnen wiederfand, war ich dennoch 15 Minuten zu spät, um die eingeplanten Warhammer und Circle of Grief sehen zu können – schöner Mist. Wenigstens konnte ich mir rechtzeitig meinen Kaffee sichern, um Cryptopsy auf der fetten Mega Stage von guter Position aus verfolgen zu können. Es war ein absolut gelungener Einstieg in den letzten Tag des W:O:A 2001 – Mike hat auf seinem letzten Gig mit Cryptopsy keine Kompromisse gemacht. Energiegeladen wie kaum ein anderer fegte er nicht nur über die Bühne, sondern suchte auch immer wieder den Kontakt zu den Fans an der Absperrung, die das sehr zu schätzen wussten. Man sollte nicht glauben, wieviel Leben in den Metalheads so früh am morgen steckt, doch die brutale Mischung aus Death & Grindcore, präsentiert mit einer Intensität die einem Henry Rollins würdig wäre, fegte jegliche Müdigkeit locker weg. Was bewegt die Verantwortlichen für den Ablauf der Bands dazu solche Granaten wie Deceased oder Cryptopsy zu dieser Zeit spielen zu lassen ? Auch wenn der Gig von Cryptopsy äusserst positiv war, hatte er auch seine Schattenseiten – ich konnte mich einfach nicht losreissen, um Deströyer 666 auf der Party Stage zu sehen. Lediglich die letzten paar Songs mussten herhalten, um mir einen groben und oberflächlichen Eindruck verschaffen zu können. Als eine der wenigen Black Metal Bands hatten es die Australier nicht gerade einfach; auch das sie stilecht mit Nieten bestückt und quasi bewegungslos ihre Songs darboten, hat ihnen das unschlüssige Publikum nicht wesentlich näher gebracht. Wie erwartet waren einige wenige Fans in den ersten Reihen anwesend, während sich das „gemeine“ Publikum eher neugierig denn interessiert vor der Bühne positionierte, da gerade keine andere Band auf dem Gelände spielte. Besonders spannend war Deströyer 666 zu dieser frühen Zeit nicht, aber von schlecht kann definitiv nicht die Rede sein.

Bereits um 13:00 Uhr mussten Dark Tranquillity auf die Mega Stage, um ihr gemischtes Programm an den Mann zu bringen. War ich auf der Tour zu „Projector“ noch ziemlich enttäuscht von den Darbietungen der Düster Metaller, sollte mich die die Setlist auf dem W:O:A 2001 überraschen. Offensichtlich wussten zahlreiche Festivalbesucher bereits im Vorfeld, daß Dark Tranquillity nicht nur die seichten Dark Rock Sachen auf dem Programm hatten (im Gegensatz zu mir), ansonsten kann ich mir den enormen Andrang vor der Bühne nicht erklären. Die Band besann sich, daß sie nicht nur langsame und cleane Songs der Projector Scheibe zur Verfügung haben, sondern griff, in der Gewissheit das Publikum damit auf ihre Seite zu bringen, unter anderem auf solche Hammer wie „Punish my Heaven“ oder gar „Hedon“ zurück. Die Meute vor der Stage, teils fasziniert gebannt, teils völlig ausgeflippt konnte dann im Gegenzug Mikael Stanne offensichtlich sehr beeindrucken – zumindest gab das seine Gestik und seine Ansage immer wieder zu verstehen. Auch ich genoss den Auftritt in voller Länge, was bei einem Festival wie dem Wacken Open Air schon fast Luxus ist – aber diese Dark Tranquillity, wie sie am 04.08. auf der Bühne standen, waren jede Minute Aufmerksamkeit wert. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit von einem Gig zum anderen zu laufen, ohne irgendwo jedoch wirklich hängen zu bleiben. Man suchte ein wenig nach dem ominösen The Dark Chat Camp, von dem aber nirgendwo etwas zu sehen war (obgleich es von zahlreichen Leuten gesucht wurde :)) und stattete dem Grindcorebus der Excrementory Grindfuckers, inclusive eines tief schlafenden Him´s, einen kurzen Besuch ab und sah zu, daß man sich irgendwie nicht zu sehr langweilt. Ein Blick zu Krisiun offenbarte, daß die Band wie immer ihr Ding durchzog, ohne großartige Schwächen oder Extravaganzen – anständiges Handwerk eben. Metalium machte sich mit ihrer Kostümierung in meinen Augen ein wenig lächerlich, weswegen ich es vorzog nicht zuviel Zeit vor der Mega Stage zu verbringen, da mir ihr Auftritt auf dem Summermania schon nicht sonderlich gefallen hat. Sehr angetan war ich dann allerdings von der überraschend guten Performance der Power Metaller Annihilator. Auch wenn ich mich mit den neuen Sachen der Jungs beileibe nicht anfreunden konnte, als sie im CD Player rotierten, war ich von den Songs, die da auf der Bühne präsentiert wurden recht begeistert – ungeschlagen waren natürlich die älteren Stück. Annihilator, gestraft durch ihre Verlegung auf die Party Stage, gaben einen Dreck auf die schlechtere Startposition und powerten was das Zeug hält. Ungefähr zu dieser Zeit wurde dann der verschobene Crematory Abschiedsgig nachgeholt, den ich vermieden habe anzusehen. Azazel war da ein wenig tapferer: „Crematory @Wacken, 2. Versuch und diesmal schafften es die müde gewordenen Jungs auch tatsächlich auf die Bühne. „A Gig to remember“ lautete das Motto nachdem die „Night to remember“ am Donnerstag ja aus bereits erwähnten Gründen ohne Crematory stattfinden musste. Die Reaktionen hielten sich jedoch in Grenzen, was in Anbetracht der lethargischen Darbietung von Frontmann Felix („Jetzt wird´s eng“) auch nicht verwunderlich war. Musikalisch hingegen ging das Konzert schon in Ordnung – wer die Band mag wurde von den Klassikern „Shadows of mine“ und „Tears of Time“ sicher nicht enttäuscht.“

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11.09.2001

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