Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2019
Konzertbericht
Freitag, 02.08.2019
EQUILIBRIUM
Guten Morgen! EQUILIBRIUM nehmen sonst eher Slots im Frühabendprogramm oder gar als Headliner ein. Heute sollen sie das Wacken Open Air wecken. Eine Herausforderung, welche die Band um den charmanten Frontmann Robse trotzdem gerne annimmt. Der Start glückt dank „Born To Be Epic“ umgehend. So schüttelt man den Kater vom Vortag aus den Knochen. Dass EQUILIBRIUM in Kürze ein neues Album namens „Renegades“ veröffentlichen werden, soll heute nicht vergessen werden und so freut sich die treue Fanschar über „Renegades – A Lost Civilisation“. Das Frühstücksprogramm endet schlussendlich souverän in „Apokalypse“, das einen gewohnt guten Auftritt zu einer ungewöhnlichen Uhrzeit beendet.
Galerie mit 17 Bildern: Equilibrium - Wacken Open Air 2019DOWNFALL OF GAIA
Noch scheint draußen die Sonne, doch unter dem Zeltdach der Headbangers-Stage ist es finster … und es wird noch dunkler. DOWNFALL OF GAIA sind quasi die Ankündigung des in Kürze folgenden Unwetters. Während die Bühne stilecht von einem Stroboskop-Gewitter heimgesucht wird, macht das Quartett das, was es am Besten kann: Lärm. Aber nicht einfach nur die Lautstärke ist es, die bei DOWNFALL OF GAIA für wohlige Gänsehautschauer sorgt. Auch die immer wieder aufkommenden Lead-Gitarren oder das irrwitzige Schlagzeugspiel von Michael Kadnar sorgen für qualitative Akzente, die einem bei dem kraftvollen, aber gleichzeitig atmosphärischen Sturm fast entgehen können. Die Band ist immer wieder ein Erlebnis.
ELUVEITIE
Zur Mittagszeit steht mit ELUVEITIE direkt das nächste Schwergewicht bereit, um einen Sturm über dem Infield hereinbrechen zu lassen (was auch gelingt, doch dazu später mehr). Nachdem es in den letzten Jahren den einen oder anderen Besetzungswechsel gegeben hat, scheinen die Folk Metaller mittlerweile wieder gefestigt und sind mit neuem Album „Ategnatos“ im Rennen. Chrigel Glanzmann und seine Mannen bzw. Frauen brauchen keine große Aufwärmphase und starten nach stimmungsvollem Intro direkt mit dem namensgebenden Song der neuen Platte.
Die Fans vor der Bühne scheinen damit bereits bestens vertraut und geben ab der ersten Minute volle Power. Spätestens beim nachfolgenden „King“ ist die Betriebstemperatur vollständig erreicht und der Pit tobt, sodass eine kleine Verschnaufpause in Form von „The Call Of The Mountains“, bei dem Fabienne Erni einmal mehr ihre gesanglichen Qualitäten unter Beweis stellt, gerade recht kommt. Anschließend folgen noch fünf weitere neue Stücke, was in Anbetracht der insgesamt zehn gespielten Songs ein wenig viel erscheint. Das abrupte Ende tritt nach „Rebirth“ ein, da sich ein Sturm ankündigt und das Gelände aufgrund einer Unwetterwarnung geräumt werden muss. So kommt es, dass ELUVEITIE zum ersten Mal in ihrem Dasein als Band die Bühne ohne die Pflichtnummer „Inis Mona“ verlassen müssen.
Festivalunterbrechung und Bandabsagen
Dem zumindest angekündigten Unwetter zum Opfer, fallen vorerst auch THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT, DIARY OF DREAMS sowie TRIBULATION. Während der Auftritt von DIARY OF DREAMS tatsächlich relativ schnell ersatzlos gestrichen wird, verschiebt sich das Set des ungarischen Folk-Duos THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT erst mitten in die Nacht und wird anschließend wieder vorgezogen. TRIBULATION hingegen wird erst ein Ersatz-Slot um kurz vor Mitternacht zugewiesen, dieser anschließend aber wieder aus produktionstechnischen Gründen gestrichen, sodass auch dieser Auftritt komplett gecancelt wird. Leider erfolgt die Ankündigung solcher Änderungen in der Running Order ausschließlich über die Festival-App, die aufgrund der starken Auslastung nicht immer erreichbar ist. Als Folge finden sich einige Fans vor der Bühne für den ursprünglich verschobenen TRIBULATION-Gig ein, bekommen die Band aber leider nicht zu sehen und andere verpassen bedauerlicherweise den zweifach verschobenen Auftritt von THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT. Die aktualisierte Running Order auf einer oder zwei der vielen LED-Tafeln wäre sicherlich hilfreich gewesen …
BODY COUNT
Manche Acts will man gerne mal wiedersehen, andere fallen in die Kategorie „immer (m)ein Highlight“ und dann gibt es Bands wie BODY COUNT, deren Auftritte hierzulande etwas ganz Besonderes sind. Wer die Truppe um Ice-T schon live gesehen hat, freut sich auf Cover-Nummern: Die Band beginnt standesgemäß mit „Ace Of Spades“. Dass die Show mit einer 45-minütigen Verzögerung startet, liegt übrigens an der kurzzeitigen Unterbrechung des gesamten Festivalbetriebs aufgrund einer Unwetterwarnung. Mit „Bowels Of The Devil“ geht’s weiter, anschließend wendet sich der Bandkopf mit einer seiner legendären Ansagen ans Publikum: Er stellt die Band der Reihe nach vor, dann sich selbst mit der Ankündigung, dass sein Name nicht mehr Ice-T, sondern „Ice Motherfucking T Bitch“ lautet. Hihi.
„Manslaughter“ ist der dritte von rund 18 Songs, die von Laura M. Schwengber wie gewohnt beeindruckend in Gebärdensprache übersetzt werden. Mindestens ebenso löblich sind die wiederkehrenden und immer wieder wichtigen Worte gegen Rassismus. Dass Ice-T, sorry „Ice Motherfucking T Bitch“, später behauptet, nur diejenigen, die jetzt klatschen, würden das wirklich ernst meinen, nehmen wir schmunzelnd zur Kenntnis. Seine Rede gegen Trump, der „nur rumsitzt, blödes Zeug twittert und dumm aussieht“, wird ebenfalls beklatscht. Anschließend reisen wir mit dem Klassiker „Body Count“ musikalisch ins Jahr 1992. Hier und da explodiert Freude über die erfüllte Song-Erwartung und die dazugehörigen Menschen bewegen sich zum Rhythmus und singen mit. Während an gewohnter Stelle ein normaler Moshpit wütet, entsteht zu „Drive By“ ein seitlich platzierter Mini-Pit. „Ice Motherfucking T Bitch“ bewertet den großen mit einer 8, fordert die pogende, hüpfende, tanzende Gesellschaft aber auf, die 10 zu erreichen, denn im Pit erlaubt er Gewalt. Verletzt hat sich nach unseren Informationen glücklicherweise niemand.
„Woop, that’s the sound of the police. Woop, that’s the sound on the streets“. Danach spielen BODY COUNT „There Goes The Neighborhood“, und der Chef geht in den Hintergrund, um der Instrumentalfraktion Raum zu geben. Es folgt auch ein Drum-Solo. Nach einer weiteren Anti-Rassismus-Ansprache, die er mit einer Publikumsanimation verbindet, werden Bands genannt, die sie mögen: THE EXPLOITED und SLAYER. Das „Disorder“-Cover zocken sie komplett und „Postmortem“ wird angespielt. Volltreffer. Weniger treffsicher ist sein Joke im Anschluss, als er fragt, wer der jüngste BODY-COUNT-Fan im Publikum ist. Das ausgewählte Mädchen ist zehn Jahre alt und entpuppt sich kurzerhand als Junge mit etwas längeren blonden Haaren. Kommentar von „Ice Motherfucking T Bitch“: „I fucked up.“ Halb so schlimm, der Kleine bekommt ja ein T-Shirt geschenkt. Die Überleitung zum nächsten Lied können nur Schwarzhumorige belächeln, dann aber so richtig: „Du hast jetzt einen neuen Onkel. Onkel Ice. Und wenn dich jemand mobbt, weißt du, was du dann sagst? Talk shit, get shot.“
Klar haben BODY COUNT ihren kontroversen Trumpf ans Ende gepackt: „Cop Killer“. Jubelschreie ertönen und weitere Mini-Pits wirbeln Staub auf – neue Bewertung: 9,9. Die Zugaben leitet die Band sehr humoristisch ein und bezeichnet sie als „virtuelle“, denn „Ice Motherfucking T Bitch“ ist schlichtweg zu faul, um von der Bühne zu gehen und wiederzukommen. Stattdessen verabschieden sie sich, drehen sich gesammelt um, warten auf die „Body Count“-Rufe und spielen dann weiter: erst das SUICIDAL-TENDENCIES-Cover „Institutionalized“ und schließlich „This Is Why We Ride“ vom aktuellen Album „Bloodlust“, das in ein emotionales Finale mündet.
Galerie mit 17 Bildern: Body Count - Wacken Open Air 2019VENOM INC.
Als VENOM INC. die Bühne im Bullhead City Circus betreten, blicken sie zunächst in die Kameralinsen unzähliger Mobiltelefone. 2015 gegründet, hat Schlagzeuger Anthony Bray mit der Zeit das Feld geräumt und damit bleibt Jeffrey “Mantas“ Dunn an der Gitarre das einzige Urtier, das noch aus vergangen Tagen der umstrittenen Heavy Metal Legende VENOM übrig ist. Während der ersten Titel kratzt der Sound hier und da noch, wird im Verlauf der Show aber deutlich besser. Beeindruckende Gitarrensoli und fetzige Riffs sorgen neben einem mitreißenden Unterhaltungsprogramm für Stimmung in dem spärlich gefüllten Zelt. Bis die Menge allerdings komplett auftaut, dauert es ein paar Songs, die zunächst mehr nach Einheitsbrei klingen. VENOM INC. geben damit ein durchwachsenes Konzert, das am Ende nur wenige ins Schwitzen bringt.
ANTHRAX
“Caught in a Mosh“ ist das Motto, das ANTHRAX mit ihrer gewaltigen Thrash- und Heavy Metal Mischung gleich zu Anfang darbieten. Die New Yorker Urgesteine machen vor einem wolkenverhangenen Himmel ordentlich Stimmung und haben den Platz vor der Bühne im Handumdrehen für sich gewonnen. Frontmann Scott Ian bewirbt mit seiner Kleiderwahl nicht nur seine eigene Truppe, sondern glänzt auch mit einer feschen 80er Jahre Frisur, die das Gesamtbild abrundet. Eine gute Figur macht außerdem die Gebärdendolmetscherin auf der Bühne, die mit ihrer Musikübersetzung auch die Gehörlosen Rocker erreicht. Die geballte Ladung 80er gibt es nicht nur optisch, sondern vor allem musikalisch; “Madhouse“ vom Album ‘Spreading the Disease‘ katapultiert alle Beteiligten mit jedem Ton ein Stück weiter zurück ins das Jahr 1985. Das kommt vor allem in den ersten Reihen gut an.
Ians kratzige Stimme facht das ein oder andere Feuer im Moshpit an, das auch weiter hinten noch glimmt. ANTHRAX hinterlassen im Hinblick auf ihre Animationskünste einen bleibenden Eindruck und ziehen gut mit. Besonders der Titel “Indians Wardance“ setzt sich nachhaltig im Gedächtnis fest; nach den ersten Klängen tobt vor der Bühne bereits eine feucht fröhliche Party, die Scott allerdings nicht energisch genug scheint. Es folgt nach dem abrupten Musikstopp eine Ansage in Richtung Publikum und fortan lässt Wacken die Hunde los und kann sie bis zum Schluss nicht mehr bändigen.
WITHIN TEMPTATION
So langsam aber sicher nimmt das Abend- bzw. Nachtprogramm Fahrt auf: Den passenden Sound für den langsam einsetzenden Sonnenuntergang liefern WITHIN TEMPTATION, die seit Jahrzehnten fette Ausrufezeichen im Symphonic Metal setzen. Stillstand war noch nie etwas für die sympathische Formation um Sängerin Sharon den Adel. Anstatt auf gängige Klischees zu setzen, präsentiert die Band auch heute einen futuristischen Bühnenaufbau mit fetten LED-Leinwänden, der sich stilistisch an das neue Werk „Resist“ anlehnt. Auch der Opener „Raise Your Banner“ stammt vom aktuellen Album, wozu die durchaus redefreudige Frontfrau entsprechend ein Bandbanner kreisen lässt. Ehemann, Gitarrist und Songwriter Robert Westerholt ist wie seit vielen Jahren üblich auch heute nicht mit dabei auf der Bühne, damit er sich u.a. um die gemeinsamen Kinder kümmern kann – seine Band liefert aber auch ohne ihn mehr als amtlich ab. Das Beste dabei: Die Truppe hat scheinbar auch Bock ohne Ende, was sich sowohl in den Ansagen als auch am euphorischen Stageacting aller Musiker erkennen lässt. Hinzu kommt eine abwechslungsreiche Songauswahl, die von weiteren neuen Stücken („The Reckoning“, „Mad World“) über unverzichtbare Evergreens (u.a. „Stand My Ground“, „Faster“) bis hin zu einer akustischen Version von „Ice Queen“ reicht. Auch die etwas älteren Songs werden mit zeitgemäßem Sound in die Moderne transportiert und fügen sich reibungslos ein. Luft nach oben lässt das Sextett nicht viel: Hier und dort erhält Sharon, die gegen Ende des Sets „Supernova“ noch ihrem verstorbenen Vater widmet, ein wenig viel technische Unterstützung beim Gesang. Auch einer der zahlreichen Gastsängerbeiträge könnte mal in die Tat umgesetzt werden und nicht nur vom Band bzw. über die Videoleinwand kommen (Mina Caputo wäre für „What Have You Done“ sogar vor Ort gewesen …).
Galerie mit 23 Bildern: Within Temptation - Wacken Open Air 2019DEMONZ & WIZARDS
Zeit für einen der vielen wirklich besonderen Auftritte auf dem Wacken Open Air. Die Bühne in ein passendes Design gehüllt, unter anderem steht ein kleiner Chor auf einem mit eleganten Zäunen umrahmten Podest, beginnen DEMONS & WIZARDS. Ein Auftritt, der vor allem Power Metal-Liebhabern Freudentränen in die Augen treiben dürfte. Schließlich sieht man die Band um Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) und Jon Schaffer (ICED EARTH) höchst selten auf der Bühne. Die Band legt zunächst viel Wert auf eigenes Material, sodass der Beginn mit unter anderem „Rites Of Passage“ und „Crimson King“ bei bestem Sound für erstes Mitsingen und wohlige Schauer zwischen fliegenden Haaren sorgt.
Das Versprechen von Kürsch, dass heute eine besondere Show mit einer fantastischen Setlist und viel Feuer geboten wird, halten DEMONS & WIZARDS. Immer wieder steigen Feuersäulen empor und Kürsch ist bestens bei Stimme und Laune. Neben eigenem Material hat die „Supergroup“ auch noch Besonderheiten aus den Hauptbands der beiden Musiker in Petto. „Burning Times“ und „I Died For You“ von ICED EARTH sowie „Welcome To Dying“ und das lautstark mitgesungene „Valhalla“ von BLIND GUARDIAN finden ebenfalls Platz im Set. Als die letzten Töne von „Fiddler Of The Green“ verklingen, ist jedem Anwesenden klar, dass er heute einen denkwürdigen Auftritt erlebt hat. Hoffentlich wiederholt sich das Spektakel zeitnah.
MESHUGGAH
Wacken, wie es leibt und lebt: Auf der ersten Hauptbühne spielen DEMONS & WIZARDS, auf der dritten sind MESHUGGAH am Werk. Gut, musikalisch liegen Welten zwischen den Bands, im Sinne der allgemeinen Größenordnung aber schon ein Ausrufezeichen. Ob man hier von einer Konkurrenzsituation sprechen mag oder nicht, Fakt ist, dass auch der Auftritt der Schweden sehr gut besucht ist. Faktisch ebenso treffend: In den Song-Pausen hört man den Fantasy-Metal von nebenan und auch so überschneidet es sich hauchzart, wenn man zu weit links von der Louder-Stage steht. Wer beides sehen will, gewinnt das Duell und pendelt einfach hin und her. Wer beides gleichzeitig hören möchte, stellt sich in die Mitte und genießt ein Crossover aus Power und Progressive Metal.
Auch hier ist die Soundqualität stark vom Stehplatz abhängig: mittig links definitiv nicht optimal, weil das Schlagzeug die Gitarren oft dominiert, Stimmen anders platziert klingen hingegen sehr positiv. Den Leuten im Pit, der zentral wütet, ist das vermutlich egal. Nüchtern betrachtet sind MESHUGGAH natürlich eine Sache für sich – richtig einordnen kann man die experimentelle Mucke eh nicht, muss ja auch nicht sein. Wirklich fasziniert sind wohl nur denjenigen, die dem Ganzen mindestens etwas abgewinnen können, im besten Fall sogar Fans sind und die vertrackten Lieder nahezu auswendig kennen. Dass der Wacken-Auftritt von MESHUGGAH eine Art Gruppentreffen dieser begeisterten Anhänger ist, versteht sich aufgrund der Masse an Menschen und der Tatsache, dass zeitgleich Jon Schaffer und Hansi Kürsch auf der Bühne stehen, von selbst.
Galerie mit 27 Bildern: Meshuggah - Wacken Open Air 2019SLAYER
Das brennende Wacken-Symbol heizt die Stimmung der Wartenden an, die gebannt auf den schwarzen Vorhang starren. Als das „Delusions Of Saviour“-Intro ertönt, entlädt sich die Spannung in aufgeregtes Wippen, Prosten und Anfeuern. Auf dem Vorhang erscheinen Kreuze aus Licht, die sich langsam Richtung Blasphemie drehen. Danach wandern Logos und der Schriftzug von SLAYER über den dunklen Stoff. Fall doch endlich!
Die Setlist besteht aus satten 20 Songs und startet mit dem Titeltrack des letzten Albums „Repentless“. Einige Begeisterte beginnen sofort mit dem Surfen über die Menge, während sich Tom und Co. ohne Umwege die Finger wund spielen. Vom Ende zum Anfang: Als zweite Nummer hauen SLAYER „Evil Has No Boundaries“ vom 1983er-Debüt „Show No Mercy“ raus. Da wird es schnell mal feucht im Fan-Höschen. Zumal der Sound so richtig gut ist. Die Euphorie Einzelner entfacht kurze Pits im Kleinformat, denn die Band liefert konstant ab. Wie schon bei den Clubshows dauert es rund 20 Minuten, bis Tom im Scheinwerferlicht die erste Ansage macht. Mal eben den Backdrop austauschen und weiter geht’s mit „War Ensemble“. Da kann man beim Zocken der Luftgitarre schon umkippen – gut, dass Metaller hilfsbereit sind und dem Gestrandeten schnell auf die Beine helfen.
Tatsächlich legt der Sound noch eine Schippe drauf und untermalt den Abriss in SLAYER-Manier bestens – das alles ist heute wirklich eines Headliners würdig. Unglücklich: Es ist mächtig voll, der offizielle Einlassstopp, der einigen den Zutritt verwehrt, erscheint jedoch sinnfrei. Zurück zum Geschehen auf der Bühne: Da werden umgedrehte Kreuze durch Pyros simuliert und die generell massive Feuer-Show setzt gefühlt die halbe Bühne in Brand. Manchmal helfen nur noch Floskeln: SLAYER zerstören die Harder-Stage eindrucksvoll, legen den Fokus dermaßen auf Mucke (allein das Finale aus „Seasons In The Abyss“, „Hell Awaits“, „South of Heaven“, „Raining Blood“, „Black Magic“, „Dead Skin Mask“ und „Angel Of Death“) und zelebrieren ihren Abschied erst ganz am Ende durch wortlose und genau deshalb emotionale Minuten.
Galerie mit 23 Bildern: Slayer - Wacken Open Air 2019THE CROWN
Ungeduldig trommeln die Finger am Geländer vor der History Stage als das Licht gedimmt wird und THE CROWN auf die Bühne treten. Viel mehr torkeln die fünf leicht angetrunkenen Schweden vor die Mikrofone und gewinnen ihre dicht gedrängte Gefolgschaft direkt für sich. Mit saftigem Death Metal Groove und latenten Black Metal Einflüssen in Gitarrenspiel und Gesang, bedienen sie nicht nur ein Lager, sondern gleich mehrere. Je zügiger die Musik, desto mehr feiert die Crowd. Zu “Blitzkrieg Witchcraft“ fliegen die Fetzen im Pit. Das eine Bier zu viel hat vor Sänger Johan Lindstrand anscheinend nicht Halt gemacht; ein Kabel wird während der Show zur Stolperfalle. Auch die gesamte Attitüde der Band ist zugegebenermaßen etwas proletenhaft. Trotz allem macht es die Musik in diesem Fall wett. Bis zum Ende bleibt die Stimmung unverändert gut und lässt zufriedene Gesichter zurück. “Zombiefied“ ziehen die Metalheads zum nächsten Konzert.
THY ART IST MURDER
Die australischen Deathcorer haben heute eine in einem gewissen Sprichwort vorkommende Karte gezogen. Während auf der Harder Stage SLAYER stehen, müssen sie die W:E:T Stage abreißen. Ein Glück für THY ART IS MURDER, haben sie auch auf dem Wacken Open Air eine treue Fanschar, hinzukommt, dass der Battleground aufgrund des großen Andrangs für weitere Zuschauer gesperrt ist. Ein paar Schaulustige scheint es dorthin zu treiben, wo die Jungs, die erst kürzlich „Human Target“ rausballerten, ihre große Live-Klasse belegen. Die technischen Fähigkeiten stehen außer Zweifel, doch vor allem live entwickeln sich die brachialen Breakdowns und die unheilvollen Lead-Gitarren zu einem finsteren Gewitter. Das gilt für aktuelle Brecher der Sorte „Make America Hate Again“ oder „Human Target“ ebenso wie für fast schon als Bandklassiker einzustufende Songs wie „Dear Desolation“ oder „Reign Of Darkness“. Schlussendlich bleibt der Slot undankbar, aber das Ergebnis kann sich hören lassen – ein Glück steht das Zelt nocht.
Galerie mit 13 Bildern: Thy Art Is Murder - Wacken Open Air 2019OPETH
Zu später Stunde finden OPETH gemeinsam mit einem munteren Wacken, das sich scheinbar zur Gänze versammelt hat, die Balance. Mit “In my Time of Need“ schwimmen alle auf einer Welle aus Melancholie und Wir-Gefühl. Frontmann Mikael Åkerfeldt liefert sich mit der Menge vor der Bühne ein gefühlvolles Duett, das unter die Haut geht. Zuvor sorgte schon der Einstieg mit dem bekannteren Stück “Sorceress“ für Gänsehaut. Vom Death Metal der 90er haben sich die Schweden weit entfernt und glänzen in dieser Nacht mit feinstem Progressivem Rock. Zeitweise gleicht die Show beinahe einer Jam Session, zu der Jedermann geladen ist. Die Interaktion zwischen Publikum und der Band selbst, hebt die Schönheit der Musik besonders hervor. Die auffallend lange Spieldauer der einzelnen Titel lädt zum Verweilen ein und beschert bei derart kuschliger Atmosphäre so manchem einen romantischen Augenblick. Mit ihrer Songauswahl bieten OPETH ein bunt gemischtes Potpourri aus allen Alben zwischen 2001 und 2016. Ab und zu blitzt im Gesang kurz der Death Metal durch, den Rest der Zeit bleiben die Stockholmer jedoch auf Kuschelkurs. Es herrscht eine fast magische Stimmung, während die Bandmitglieder alle nahezu andächtig auf ihre Instrumente blicken und das Publikum teils die Augen geschlossen hält, um die Klänge in all ihrer Tiefe aufzunehmen. Ganze fünfzehn Minuten lang entlassen OPETH ihre Jünger am Ende mit “Deliverance“ in die kühle Nacht.
Galerie mit 28 Bildern: Opeth - Wacken Open Air 2019LEGION OF THE DAMNED
Zum Abschluss des Tages auf der W:E:T werden nochmal schwere Geschütze rausgeholt: LEGION OF THE DAMNED sind vor Ort, um ihre tödlichen Riff-Salven abzufeuern. Neu mit dabei im Tross der Verdammten ist Gitarrist Fabian Verweij, der zumindest live für mehr Druck in den ohnehin schon wuchtigen Songs sorgen soll. Los geht der wilde Ritt mit „Warhounds Of Hades“ vom zu Jahresbeginn veröffentlichten „Slaves Of The Shadow Realm“. Die Mischung aus fettem Groove und treffsicherem Gehacke kracht ordentlich in die Nackenwirbel. Feuersäulen machen zusätzlich Feuer unterm Hintern, sodass nicht nur der von Anbeginn tobende Pit ohne Umschweife betriebsbereit ist. Leider geht dem Auftritt im Laufe der Zeit ein wenig die Puste aus, was zum einen auf die doch fortgeschrittene Uhrzeit und den damit verbundenen überaus volltrunkenen Zustand einiger, zum anderen aber auch auf die nahezu durchgängig gleichbleibende Struktur vieler Songs zurückzuführen sein könnte. Sei’s drum, ausreichend Hartgesottene bleiben bis zum Schluss, als sich Sänger Maurice fürs Wachbleiben bedankt, eine bald startende Tour ankündigt und ins Finale mit „Legion Of The Damned“ überleitet.
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