Wacken Open Air 2018
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Melodische Finsternis zum Abschluss
Viele haben schon nicht mehr an die Rückkehr einer Band geglaubt, die den Melodic Black Metal zum Weltklasse-Format werden ließ: DIMMU BORGIR waren vier Jahre wie vom Erdboden verschwunden. Davor hatten sie alles durch, was man als Band bewerkstelligen kann; inklusive opulentem Live-Album mit Orchester. Dass die Norweger diesem Wacken gefehlt haben, stellt sich kurz nach Mitternacht bei einem atmosphärisch gelungenen Gig heraus. Erstaunlich, dass die Synth-Passagen des neuen Albums gar nicht übermäßig auffallen. Bei aller Perfektion springt der Funke jedoch nicht völlig über. Das kann so kurz vor dem Abschiedsgruß der Veranstalter natürlich an den ausmergelnden drei Tagen zuvor liegen, vielleicht aber auch am Fokus, der auf den Songs der letzten beiden Alben liegt. Alle Achtung jedoch an Sound und Performance und ein mahnender Blick geht an jene, die sich sogar beim ewigen Melodic Black-Vorzeige-Song „Mourning Palace“ nicht mitreißen lassen.
An dieser zugegeben etwas späten Stelle sei schließlich nochmal auf die enorme Stil-Vielfalt hingewiesen, für die sich das Wacken nicht nur durch das Metal Battle auszeichnet. Jeder soll hier fündig werden, weshalb auch unbekannteren Acts eine große Chance gegeben wird. Modernere Spielarten wie Postcore, Screamo oder sogar Progressive Metal sind vielleicht weniger vertreten, aber gerade durch die industriell angelegte Wasteland Stage kann man allerhand Mystisches oder Grenzen auslotendes wie etwa HEILUNG erleben. Diese zelebrieren teilweise auf Knochen eine originelle Art des Dark Ambient Black Metal, während sich auf der Folk- und Mittelalter-dominierten Wackinger Stage unter anderen CEMICAN mit alt-mexikanischen Instrumenten an einer Symbiose aus modernem Metal und Feeling für die ureigene Geschichte versuchen.
Als Rauswerfer kann man nur mittelmäßige Künstler bezeichnen, die nicht so ganz bei der Sache zu sein scheinen. Das trifft auf den Ami-Schweizer Manuel Gagneux und ZEAL & ARDOR natürlich nicht zu. Die nutzen gekonnt die tiefschwarze Nacht für ihre originelle Kunst und werden schon als künftige Headliner gehandelt. Nicht nur, weil sie die originelle Mischung aus Gospel-Gesang und Black Metal als Erste veröffentlichten, sondern auch weil sie stimmungsmäßig einfach immer funktionieren. Mit Gospel wird die langsam aufkommende Wacken-ist-zu-Ende-Depression weggeträllert. Und so verhallen die düsteren Choral-Passagen noch lang in den Ohren auf dem letzten Weg zum Zeltplatz. Witzigerweise passt das wie Pommesgabel-auf-Steelfist zum kitschigen Motto: Nach dem Wacken ist vor dem Wacken.
See you zum schon jetzt ausverkauften „XXX“ 30-Jahre-Jubiläum – unter anderem mit SABATON, und PARKWAY DRIVE. Shine or Shine!
Ein Festivalbericht in Zusammenarbeit mit Andrash Kais und Marek Protzak
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