Wacken Open Air 2018
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Wo bleibt der Soundtrack to (Your) Escape, wenn er gebraucht wird?!
Gegen Mitternacht verlassen sämtliche gute Geister den Holy Ground. Einige greifen sich auf dem Weg zur Louder Stage noch mehr Gerstensaft ab als am Vorabend, vielleicht mit dem Zweck, den großen Kulturschock zu überstehen: Hier steht als Headliner des Abends der bekannteste Hofnarr des Landes auf der dritten Hauptbühne. WTF? What the Friese? OTTO (Waalkes) & DIE FRIESENJUNGS klatschen auf der krass gemixten Bühne aber jedes Vorurteil fehlender Musikalität in den immer noch staubtrockenen Boden. Wohl nur wenige wussten, dass der Friese schon weit vor seiner Comedy-Karriere Musik machte und die Gitarre blind beherrscht. Sogar Helge Schneider hätte sich wohl spätestens beim „Örtchen“ (FOREIGNER-Cover von „Urgent“) ein Schmunzeln abringen lassen. Der echte Ostfriese mit einem gelungenen Cover-Medley im bekanntesten Friesen-Dorf. Kann man durchgehen lassen. Spektakulärer geht es nebenan auch nicht zu:
Obwohl eine feurige Explosion die nächste jagt, ist die Stimmung vor der Faster Stage mittlerweile genauso abgekühlt wie die Luft. IN FLAMES warten mit einer völlig übertriebenen Bühnenshow auf, die weder zum Flüsterton der Technik noch zur Gesangsleistung des Frontmanns passt. Gehetzt werden die Lyrics entweder blind herausgeschrien oder einfach lieblos abgebrochen. Die Songs der Schweden sind nach fast 30 Jahren allen geläufig und auf Platte klingen sie seit jeher grandios! Kurz bäumt sich die Menge daher bei jedem neu angestimmten Titel auf, blickt dann nach einer Weile aber nur noch kopfnickend zur Bühne. Mit langen Gesichtern schlendern ein paar Fans hinüber zur benachbarten Harder Stage, in der Hoffnung, mit GHOST einen besseren Treffer zu landen.
Und tatsächlich: Ein riesiger einarmiger Bandit kündigt die Band auf einer großen Leinwand an. Als alle Felder auf GHOST stehen, schreit das Publikum begeistert auf. Vor einer gigantischen kirchlichen Theaterkulisse steht nun Frontmann Tobias Forge mit seinen sieben nameless Ghouls. Elegant und einheitlich in schwarzem Frack gekleidet, die Köpfe mit silbernen Teufelsmasken geschmückt, bewegen sie sich agil über die Bühne und gehen neben ihrem Sänger keineswegs unter. Jeder einzelne von ihnen scheint sein Instrument in Perfektion zu beherrschen. Mit einem transsilvanisch anmutenden Akzent geleitet Forge als Cardinal Copia seine Zuhörerschaft querbeet durch poppigen Satanismus. Mit dabei natürlich “Dance Macabre“ vom jüngsten Album “Prequelle“ und der obligatorische Abgang zu “Monstrance Clock“ mit dem Anliegen, auch in dieser Nacht dem weiblichen Orgasmus zu frönen.
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