Wacken Open Air 2018
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Schwarz, schwärzer, Black Metal – mit einem Hauch von altbewährtem Stahl
Auch BEHEMOTH scheinen um die Gunst ihrer Fans zu buhlen. Am Nachmittag reden sie Tacheles zum neuen Album “I Loved You At Your Darkest“. Das Werk wird am 05. Oktober dieses Jahres das Licht der Welt erblicken und das polnische Black Metal-Quartett schafft es auch dieses Mal wieder, Provokation und Tiefgang unter einen Hut zu bekommen. Sämtliche Artworks der neuen Scheibe sind thematisch eng an die Bibel angelehnt, eines zeigt sogar Frontmann Nergal als Jesus; selbstverständlich an ein umgedrehtes Kreuz genagelt. Auch der Albumtitel ist ein Zitat des Messias und soll für Empathie, Leidenschaft und Respekt gegenüber gefallenen Helden stehen. “I Loved You At Your Darkest“ wird schlussendlich eine Geschichte erzählen, die aus dem Geflecht aller Songs entsteht.
Zwei neue Songs präsentieren BEHEMOTH neben Klassikern wie „Blow Your Trumpets Gabriel“ am frühen Abend mit Corpse Paint und Pyrotechnik bewaffnet auf der Harder Stage. “GOD=DOG“ ist die erste bereits veröffentlichte Single, die wie ein majestätisches Kriegsschiff neben einigen Crowdsurfern über die Meute segelt. Vereinzelte sakrale Gesangselemente, drückende Drums und die pralle Abendsonne schaffen zusammen so manchen unvergesslichen Konzertmoment.
Mit DANZIG marschieren direkt im Anschluss gleich mehrere Metal-Urgesteine auf die benachbarte Faster Stage. Kopf und Namensgeber der Band Glenn Danzig ist nach mehr als 30 Jahren Bühnenpräsenz nach wie vor ein wahres Tier am Mikrofon. Dass seine Stimme mittlerweile ebenso ausgedünnt ist wie sein Haar, tut der Stimmung keinen Abbruch. Instrumentale Zugkraft liefert nicht zuletzt der ehemalige TYPE O NEGATIVE-Drummer Johnny Kelly, der sich mit seinem Trommelwerk hervorragend in klassische Hard Rock-Riffs fügt.
Während DANZIG die Menge weiter anstachelt, ziehen in der Dämmerung vereinzelt Black Metal-Grüppchen durch ein staubiges Schlachtfeld, das immer noch glüht. Auf der Headbangers Stage haben nämlich WATAIN das Tor zur Hölle geöffnet – die Bühne versinkt in einem Meer aus lodernden Flammen und Petruskreuzen. Dazu zelebrieren sie feinsten rotzigen Underground Black Metal in gewohnt morscher Kluft. Ein industriell-maschinelles Rauschen erfüllt in den Spielpausen die glühende Luft, als die Meute schon mit den Hufen scharrt und beim Erklingen des nächsten Stücks zu toben anfängt.
Allmählich vibriert derweil die hitzige Luft vor den Hauptbühnen. Alles, was Rang und Nieten hat, ist nun versammelt und wartet ungeduldig auf das Herabsteigen der Metal-Götter JUDAS PRIEST.
Nach drei Jahren ist die mittlerweile dienstälteste Metalband dieses Planeten zurück bei ihrer treuen Anhängerschaft.
Beim obligatorischen „War Pigs“-Intro von BLACK SABBATH betet diese nur noch „Priest, Priest“ vor sich hin. Der knackige „Firepower“-Auftakt zeigt eindrucksvoll: Die Band steht ihrem großartigen Live-Album “Battle Cry“ auch heute in Nichts nach. Ihre Hits klingen genauso tight wie die nietenbesetzte Lederhose an Richie Faulkner sitzt, dem wie immer bestens posierenden Zakk Wylde-Style-Ausfallschritt-Gitarrenhelden.
Sängergott Rob Halford kreischt mit annähernd 70 in nur einer Tonlage unter dem Original!
So zahlen sich über 30 Jahre Abstinenz sämtlicher Drogen eben auch stimmlich aus. Die British-Heavy-Metal-Legende holt für “Metal Gods“, “Breaking The Law“ und, kurz vor 12, auch „Living After Midnight“ den an Parkinson erkrankten Riffmaster Glenn Tipton zurück auf die Bühne. Die harten Jünger in Wackens Staubwüste sind fast zu Tränen gerührt – wie vor einem Altar aus Stahl kniend, huldigen sie sechs nie müde werdenden Freunden, die ihre Leidenschaft an sie weitergeben. Die Wirkung dieser Band wird alle Zeiten überdauern, denn diese puren Metalsongs kennen keine Sanduhr. Und sie predigen: Metal ist die unerschöpfliche Lebenskraft, selbst noch weit after Midnight.
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