Wacken Open Air 2018
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Das Wacken Open Air öffnet in diesem Jahr zum 29. Mal Tor und Tür für rund 75.000 Besucher aus aller Welt. Apropos “alle Welt“: Natürlich findet auch 2018 wieder ein Finale des Wacken Metal Battle statt. Im großen Festzelt sind die Konfettireste der letzten Nacht zusammengekehrt worden. Die Battle Finalisten stellen nun zum fünfzehnten Mal ihr Können auf zwei nebeneinander aufgebauten Bühnen für jeweils zwanzig Minuten im Wechsel unter Beweis. Wer gewinnt, entscheidet eine dreiköpfige Jury.
Gegen Mittag entern EVERY DOG HAS ITS DAY die Headbangers Stage auf der rechten Seite des Zeltes. Die Jungs aus Georgien starten im Vergleich zu den Amerikanern von VOICES OF RUIN recht schwerfällig und kühl, bevor sie nach einer kurzen Aufwärmphase ein gutes Drittel der Halle im Griff haben. Geboten wird Alternative Metal mit hektisch hohen Gesangspassagen und tiefen Growls. Wenige Meter weiter links knüpfen auf der Wet Stage THE FLYING SCARECROW aus Spanien an. Die bleiben zwar im Genre, sind jedoch mit Dark Rock Einflüssen und klangvollen Soli deutlich gefühlvoller unterwegs.
Am Ende setzen sich DIE FROM SORROW aus China gegen insgesamt 28 Konkurrenten durch und räumen neben 5000€ aus der Kasse der Wacken Foundation unter anderem auch eine freie Musikvideoproduktion im Wert von 4000€ sowie einen Auftritt auf dem “Full Metal Holiday Festival: Destination Mallorca“ ab.
In Florida sind Quietscheentchen und praller Sonnenschein vermutlich ebenso geläufig wie auf Malle: “Dismemberment, Cannibalism and Death“ – das sind die drei großen Lebenssäulen menschlicher Kultur; zumindest wenn es nach Sänger Matt Harvey geht. Getreu diesem Motto sorgen GRUESOME auf der Headbangers Stage für große Begeisterung. Eine ordentliche Anzahl an zuverlässig moralisch derangierten Freunden der alten Schule hat sich zur kollektiven Verbeugung vor dem Werk von Evil Chuck zusammengefunden. Binnen einer Dreiviertelstunde verfliegt jeder Zweifel daran, dass jedwede relevante musikalische Entwicklung innerhalb des Death Metal im 20. Jahrhundert und zu Mr. Schuldiners Lebzeiten stattgefunden hat. Nicht erst als DEATH direkt gecovert werden, fliegen Haare wie Fäuste und es bildet sich ein kleiner rechtschaffener Pit.
„Is old school Death Metal alive in 2018?“ In der norddeutschen Tiefebene regt sich zur Kaffeezeit noch was.
Eine der faszinierendsten Erkenntnisse der gesamten Veranstaltung liefert vor allem der Auftritt von VALLENFYRE: Der sonst so zurückhaltende Gitarren-Melancholiker von PARADISE LOST ist in Wahrheit ein nihilistischer Crust-Punk. Menschenhass ist Programm!
Den Einstieg in ihr Set gestalten VALLENFYRE stilvoll mit CELTIC FROST – als Verteidigung wackliger Erinnerung sei angemerkt, dass das Konzert zuverlässig sämtliche geordnete Gedanken niederzubrennt. Zwischen verkrusteter, langsamer BOLT THROWER-Walze und schneller Grind-Machete berserkern sich die übelgelaunten Briten begeisternd durch eine destruktive Auswahl aus ihren drei großartigen Alben und nehmen dem Publikum wie bemerkt jeden Gedanken an Zukunft und Perspektive.
CONVERGE halbieren das Publikum anschließend. Zwar nicht von oben nach unten wie OBITUARY und auch nicht zahlenmäßig, sondern im Hinblick auf den Altersdurchschnitt. Der Mosh Pit wächst erneut. Unter 30 springt es sich noch unbeschwerter – beschweren wiederum kann man sich über CONVERGE schon optisch nicht: Links und rechts Schnurrbart, in der Mitte BATHORY. Sänger Jacob Bannon trägt neben all den Tattoos „Blood Fire Death“ vor allem mit seiner Muskel-Flummi-Performance zum Gelingen des Ganzen bei. Warum genau diese Band unter all den moderneren (Post-)Hardcore-Chaos-Kombos so groß ist, bleibt dabei subjektiv offen. Diverse umherfliegende Körperteile und lautstarke Sympathiebekundungen aus dem Auditorium machen allerdings deutlich: CONVERGE machen alles richtig.
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37247 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!