Wacken 2017
Ein Wochenende voller Schlamm, Bier und Bands
Konzertbericht
Freitag, der 4. August 2017
Nach einer kurzen Nacht wollte ich mir mit MEMORIAM ein wenig die Knochen wachschütteln, wie einige andere Frühaufsteher auch. Doch den Mannen um den ehemaligen BOLT THROWER-Sänger Karl Willets wollte das nicht so recht gelingen. Ihr schwerfälliger Death Metal war zwar eine nette Aufwärmübung für den Nacken, doch bis er so richtig in Rotation kommen wollte, sollte es noch etwas dauern. Zeitgleich wurde die Louder Stage von KADAVAR eingeweiht, bei denen sich ein ähnliches Bild zeigte, bloß dass es nun Schlaghosen-Rock war.
Nun bot sich mir endlich Zeit, um auch mal das Drumherum begutachten zu können, wie es in Wacken ja eine große Rolle spielt. Das Wackinger Village konnte mit Met und Axtwerf-Ständen bei den Wikingern punkten. Allerdings sollte man sich fragen, ob man die dort auftretenden Bands nicht mal elektrisch verstärkt, da man noch die Hauptbühnen hören kann, wenn man nicht gerade in Trittweite der Künstler steht. Auf der Wacken Plaza findet sich dann auch ein kuscheliger Container, der „Metal Heart“ heißt und wo ausschließlich Balladen gespielt werden, die von Metal-Bands stammen. Neu in diesem Jahr ist das „Welcome To The Jungle“-Zelt, dem ich leider keinen Besuch abstatten konnte. Dort standen u.a. Wrestling, ein Poetry Slam und Metal-Yoga auf dem Programm.
Rechtzeitig zu SANCTUARY war ich wieder auf dem Konzertgelände, genau wie der Regen. Dazu kam noch ein unangenehmer Wind, von dem sich allerdings niemand den Spaß verderben ließ. Die US-Amerikaner präsentierten sich gut aufgelegt und präsentierten einen Querschnitt durch ihre Alben. Dieser wurde von den Fans in alle Stille genossen, dennoch waren diese auch sofort da, wenn Frontmann Warrel Dane es forderte. So geschehen, als er zum Crowdsurfing aufforderte, damit „die Security für ihr Geld auch mal arbeitet.“
Für diese wurde es bei GRAVE DIGGER zwar ruhiger, dennoch hielt Sänger Chris Boltendahl die Wackinger durch Publikums-Interaktionen auf Zack. Das ging zwar auch bei unbekannteren Songs wie ‚Lionheart‘ schief, doch die Hits ‚Rebellion‘ und ‚Heavy Metal Breakdown‘ wurden erwartungsgemäß mitgesungen. Bei Boltendahl offenbarten sich Probleme, so schaffte er die Höhen nicht mehr. Und auch die Technik funktionierte nicht einwandfrei: So gab es einige Mikrofon-Aussetzer und auch Gitarrist Axel Ritt hatte einige Probleme während der Show. So blieb es letztlich bei einem soliden Auftritt der Gladbecker.
Kochend heiß wurde die große Menge an diesem Freitag zum ersten Mal bei den Mittelalter-Rockern von SALTATIO MORTIS. Schon der Opener ‚Früher War Alles Besser‘ brachte die Fans auf Betriebstemperatur. Und auch die weiteren Tracks ‚Idol‘ und ‚Promotheus‘ heizten das Publikum weiter an. Der Funke sprang schnell auf die Band über und die Party war somit im vollen Gange. Schnell wurde auch der Punkt erreicht, ab dem die Crowd den Musikern aus der Hand fraß. Während ein instrumentales Dudelsack-Stück bei anderen Bands ein Stimmungstöter gewesen wäre, wurde es hier auch abgefeiert. Weitere Höhepunkte waren das Mitsingspiel vor ‚Rattenfänger‘, welches für Gänsehaut gesorgt hat und das Crowdsurfing von Alea der Bescheidene. In diesen 75 Minuten hat das Oktett unter Beweis gestellt, dass sie bei den Festival-Highlights ganz vorne mitspielen und sich vor etablierten Bands nicht zu verstecken brauchen. Teilweise ist es eher umgekehrt, doch dazu gibt es später mehr.
Bei schönstem Sonnenschein betraten PARADISE LOST die Louder Stage. Klar, es ist nicht das beste Wetter für diese Band, doch davon ließen sich die Briten nicht abhalten, mit ihrem Death-Doom düstere Stimmung zu verbreiten. Dabei konzentrierte man sich auf die Anfänge und die letzten Alben. Und das kam besser an, als erwartet: Die alten Songs, wie ‚Gothic‘ wurden natürlich abgefeiert, aber auch bei den neuen Tracks von „Medusa“ brach die Stimmung nicht ab. Das beeindruckte die Band so, dass es ihr teilweise schwer fiel, ihre abweisende Haltung zu bewahren. Vielleicht gelingt das bei der Tour im Herbst besser, für die sie hier kräftig werben konnten.
Bislang gab es noch keinen Thrash, richtig. Bei mir machten sich langsam Entzugserscheinungen bemerkbar. Bis zu MEGADETH konnte ich nicht mehr warten, weswegen ich zu SACRED REICH gepilgert bin, die auf der Zeltbühne gespielt haben. Und diese lieferten einen fetten Abriss ab. Von der ersten Sekunde an, legten die hochmotivierten Amerikaner mit ihrem gnadenlosen Thrash los, mit dem sie die Fans gekonnt in Wallung brachten. Wer hier nicht mitging, hätte klinisch tot sein müssen. So verwunderte es kaum, dass am Ende bei ‚Surf Nicaragua‘ alle mit schrien. Die Wartezeit auf MEGADETH wurde mit dem Rest von EMPEROR verkürzt. Dadurch, dass sie weniger Wert auf die Optik legten, stand ganz allein die Musik im Mittelpunkt. Mit dieser gelang es, eine düstere Atmosphäre aufzubauen, die weite Teile des Publikums mitriss. Definitiv das schwärzeste Highlight der gesehenen Bands.
Gegen 23 Uhr war dann Showtime für MEGADETH mit einem distanzierten Dave Mustaine, der eine nur mäßige Gesangsleistung bot. Außerdem verzichtete er weitesgehend auf Kommunikation mit dem Publikum. Seine Performance wirkte insgesamt sehr blutleer. Bezüglich des Sound war auch nicht alles im Reinen: Das Double Bass-Gewitter verschluckte etwa jegliche Nuancen. Einen Lichtblick stellte dagegen der junge Lead-Gitarrist Kiko Loureiro dar, der Spielfreude versprühte und mit einem sehr versierten Spiel überzeugen konnte. Es blieb am Ende aber trotzdem ein enttäuschender Auftritt mit einem schwachen Dave.
Lust auf ein bisschen Horrorschau? Gut, denn danach war MARILYN MANSON an der Reihe. Doch bis sich dieser auf der Bühne blicken ließ, sollte es noch etwas dauern, denn die Faster Stage wurde während des zehnminütigen Intros (!) im Nebel verhüllt. Dann verzog sich der Nebel und die Band spielte ‚Revelation #12‘. MANSON war fast komplett in Schwarz gekleidet und hatte dazu Make Up aufgetragen, welches an Ziggy Stardust erinnerte. Seine Saitenfraktion war ebenfalls geschminkt, wobei diese eher wie Schurken aus dem DC-Universum aussahen. Und auf beinahe schurkische Weise verjagte MANSON das Publikum mit einer unmotivierten Leistung, langen Pausen und einem insgesamt enttäuschenden, stimmungslosen Auftritt. Am Ende blieb die Erkenntnis, dass der Schock-Rocker hier eindeutig deplatziert war.
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