VV (Ville Valo)
Zwischen HIM und Soloprojekt
Konzertbericht
Ville Valo nennt sein Soloprojekt schlicht VV und veröffentlichte Anfang 2023 das Debüt „Neon Noir“. Damit tourt er bis heute um den Erdball und begibt sich für drei Shows erneut nach Deutschland, nachdem im vergangenen Jahr einige Städte bereits die Ehre hatten. Bremen, Leipzig und Wiesbaden stehen auf dem Programm – in der Hansestadt waren wir mit dabei. Das Konzert im altehrwürdigen Aladin ist ausverkauft, sodass Zuspätkommer aufs benachbarte Tivoli ausweichen müssen, von wo man nicht besonders gut sehen kann. Zudem sind die Tourshirts mit 45 Euro frech bepreist. Ehrlich, Ville? Das haben nicht einmal IRON MAIDEN 2022 (40 Euro) oder METALLICA 2023 (35 Euro) genommen.
ZETRA haben das mit dem Anheizen nicht so richtig verstanden
Genug der allgemeinen Kritik. Bevor der selbsternannte Love Metaller die Bühne betritt, geht es um Punkt 20 Uhr mit ZETRA los. Das britische Duo legt auf die Bühnenshow mehr Wert als auf die Musik. Mit Keyboard, Gitarre und zwei Mikrofonen ausgestattet bieten uns die beiden maskierten Musikanten eine Mischung aus Synthie Rock, Industrial und Gothic. ZETRA interagieren während ihrer halben Stunde Spielzeit nicht mit dem Publikum, sondern präsentieren sich als unnahbare, finstere Einheit. Das kann beeindrucken, doch es zündet heute Abend nicht. Die ersten Reihen sehen das anders, denn diese klatschen und jubeln fleißig.
Nach ihrem letzten Stück verschwindet die Gruppe genau so wortlos von der Bühne wie sie gekommen ist. Es ist schwierig zu sagen, ob sie durch diese Konzertreise an neuen Fans gewinnen, denn die Musik ist deutlich spezieller als die des Mainacts – und bei einer Kultfigur der jüngeren schwarzen Szene wie Ville Valo warten 99 Prozent der Anwesenden ausschließlich auf den Headliner.
VV ist HIM unter neuem Namen
HIM haben sich 2017 aufgelöst und danach wurde es still um Ville Valo. Pünktlich zur Pandemie meldete er sich als VV mit der „Gothica Fennica“-EP zurück – das Debüt folgte knapp drei Jahre später. Dennoch war schon im Vorfeld klar, dass selbst sämtliche neuen Stücke nicht für einen Headlinergig ausreichen. Daher konnte man getrost auf HIM-Klassiker im Set hoffen.
Um 21 Uhr betritt VV die Bühne. Der 47 Jahre alte Valo ist nicht mehr der junge Mädchenschwarm, doch die Tonlage des Jubels, als er die Bühne betritt, ist deutlich höher als bei den meisten Metalkonzerten. Die Anzahl weiblicher Fans ist hoch und Valo legt direkt mit dem Titeltrack seines Soloalbums los. Danach folgt mit „Right Here In My Arms“ der erste HIM-Kracher und im Verlauf des Sets stellt sich heraus, dass sich HIM-Klassiker mit Solomaterial abwechseln.
Zehn der zwölf Songs von „Neon Noir“ schaffen es somit in die Setlist und für die Fans der alten Schule, die heute in der Überzahl sind, gibt es zehn HIM-Stücke auf die Ohren. Dabei bleiben keine Wünsche offen: „Rip Out The Wings Of A Butterfly“, „Poison Girl“, „Buried Alive By Love“ und natürlich „Join Me In Death“ – Valo hat sichtlich Spaß daran, seine alten Hits aufzuführen. Im Hintergrund prangt das leicht modifizierte Heartagram – ein beliebtes Tattoomotiv der 2000er-Jahre.
Mit Ansagen hält sich der zarte Finne zurück, erst gegen Ende wendet er sich in genuscheltem Englisch ein paar Mal kurz an das Publikum. Zwischendurch lächelt er immer wieder und zeigt, dass ihm die Show Spaß macht, doch die große Publikumsinteraktion bleibt am heutigen Abend aus. Gute 90 Minuten dauert der Querschnitt durch das Schaffen von HIM und VV, dann verabschieden sich Valo und Band von der Bühne. Die Besucherinnen und Besucher strömen glücklich in die laue Mainacht.
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