Visigoth & Savage Messiah
Live in Mannheim
Konzertbericht
Wo viele mit Wanderschuhen und Bollerwagen losziehen, gönnen sich andere ihr Vatertags-Bierchen mit stilvoller Thrash und Heavy-Metal-Untermalung. So geschehen am 30.05.2019 im Mannheimer MS Connexion Complex, so sich neben VISIGOTH und SAVAGE MESSIAH auch BEWITCHER, RESISTANCE und OLD MOTHER HELL einfanden.
OLD MOTHER HELL
Galerie mit 20 Bildern: Old Mother Hell - Europatour 2019 in MannheimDas Mannheimer Trio OLD MOTHER HELL macht heute den Anfang. Bedenkt man die Uhrzeit und dass es Vatertag ist, haben sich auch schon überraschend viele Besucher vor der Bühne eingefunden. Den Heimvorteil hat die Truppe also auf ihrer Seite. Sie starten pünktlich um 18:00 Uhr in ihr Set und präsentieren solide geschriebenen, klassischen Heavy Metal, der besonders durch die sehr angenehme Stimme von Sänger Bernd Werner besticht. Durch die ein wenig einsam vor sich hinschreddernde Gitarre wirkt die Musik aber, als könne sie etwas mehr Tiefe und Dichte vertragen.
So erinnert der Sound eher an eine Garagenband, was vielleicht auch gar nicht so weit von der Realität entfernt ist. Wirklich beanstanden kann man allerdings nichts, und die Jungs kommen außerdem sehr authentisch und sympathisch rüber. Bassist Ronald Senft kommentiert anerkennend, wie voll es schon ist. Sänger Bernd Werner erwidert darauf: „Hörst du auf, das Publikum zu beleidigen? Die sind doch gar nicht voll. Noch nicht.“ Nicht zuletzt dadurch kommen OLD MOTHER HELL gut beim Mannheimer Publikum an und sahnen reichlich Applaus ab.
RESISTANCE
Galerie mit 20 Bildern: Resistance - Europatour 2019 in MannheimEine sehr viel weitere Anreise hatten RESISTANCE, die es aus Los Angeles herverschlagen hat. Ihr Auftritt startet etwas holprig mit einem Aufbau und Soundcheck, mit dem sie erst mal rund 15 Minuten Verspätung einfahren. Bei fünf Bands und einem dichten Zeitplan kein Kavaliersdelikt. Mit Glatze und Sonnenbrille erinnert Frontmann Robert Hett entfernt an SABATON-Sänger Joakim Brodén, aber wirklich nur entfernt. Einen etwas fragwürdigen Kleidungsstil haben sie allerdings beide. Nach dem ersten Song des klassischen Fünfergespanns entschuldigt er sich immerhin für die Verzögerung.
Die Band spielt einen thrashigen Heavy Metal, der zwar nicht vor Alleinstellungsmerkmalen strotzt, handwerklich aber sehr gut umgesetzt ist und durch schnelle Solos immer wieder interessante Momente bietet. Mit „Metallium“ spielen sie einen Song vom neuen Album, den sie bisher noch nie live gespielt haben. „No one knows this, we’ve kept it a secret“, kündigt der Fronter an. RESISTANCE schaffen es so bald, einen Mini-Moshpit auszulösen, auch, wenn es im Vergleich zur ersten Band ein wenig leerer im Saal geworden ist. Die lauen Temperaturen haben viele Gäste in den Biergarten gelockt. Früher Schluss macht die Band nicht, so wird die Verzögerung dem Programm noch etwas nachhängen.
BEWITCHER
Galerie mit 18 Bildern: Bewitcher - Europatour 2019 in MannheimEbenfalls aus den USA, allerdings aus Portland, Oregon, kommen BEWITCHER. Die Thrasher drehen den Härtegrad direkt ein ganzes Stück nach oben und ballern los, was das Zeug hält. Obwohl sie nur zu dritt sind, erreichen sie einen fetten Sound, der auch, wenn Frontmann Matt Litton (aka. „Unholy Weaver Of Shadows & Incantations“) das Brett aus Riffs für ein Solo unterbricht, nicht abflacht. Wie man am Pseudonym des Musikers, aber auch an den Texten ablesen kann, geht es bei BEWITCHER vor allem um eines: Satan, Satan und noch mal Satan. Auf Dauer wirkt das Thema schon etwas ausgelutscht, stört aber nicht den Spaß an der Musik.
„Speed ‘Til You Bleed“ ist nicht nur das Motto der Band, sondern auch einer ihrer Songs. In diesen sowie in alle anderen Stücke steigen die Jungs rasant ein und spielen sie dementsprechend auch rasant durch. Gefühlt hat jedes Stück ca. zwei bis drei Minuten Laufzeit, die aber vollgepackt mit nackenzerstörender Gewalt sind. Gegen Ende wird Drummer Aris Wales, der neu in der Band ist, offiziell willkommen geheißen, da ist es auch schon Zeit, das Feld zu räumen. Mit verschmiertem Waschbär-Makeup verabschieden sich BEWITCHER von der sie feiernden Menge.
SAVAGE MESSIAH
Galerie mit 22 Bildern: Savage Messiah - Europatour 2019 in MannheimAls erste Band an diesem Abend haben SAVAGE MESSIAH ein Intro und starten ihr Set damit sehr atmosphärisch und ein wenig feierlicher als ihre drei Vorgänger. Aus einem Sammelsurium von Geräuschen und verzerrten Stimmen geht plötzlich „American Pie“ von DON MCLEAN hervor, was die Besucher schon vor Beginn des Auftritts zum Mitsingen animiert. Das Intro gibt außerdem allen in den Biergarten Abgewanderten genug Zeit, sich rechtzeitig wieder vor der Bühne zu versammeln. Los geht das Set von SAVAGE MESSIAH schließlich mit dem Song „Virtue Signal“ und einem Heavy-Metal-Schrei. Diesen, wie auch den Rest seiner Vocals, bringt Sänger Dave Silver sehr souverän und kraftvoll hervor.
Man hat das Gefühl, dass der sympathische Fronter einen mit seiner Mimik und Bühnenpräsenz an irgendwen erinnert. In der Tat wirkt er wie eine Mischung aus Mikael Stanne (DARK TRANQUILLITY) und Michael Amott (ARCH ENEMY), auch, wenn ein musikalischer Vergleich hier sehr abwegig wäre. Vom neuen Album „Demons“ (ganz frisch draußen) gibt es natürlich einige Songs zu hören. Unter anderem „Heretic In The Modern World“, das mit einem melodischen Refrain sofort punktet. Wenig später folgt auch „The Bitter Truth“.
Gerade auf Tour mit SYMPHONY X, haben sich SAVAGE MESSIAH auf den Weg gemacht, an ihrem freien Tag die Mannheimer Show zu spielen. Obwohl sie auf die Erholung verzichtet haben, ist der Band keine Müdigkeit anzumerken. Unentwegt fegen sie über die Bühne und interagieren mit dem Publikum. Dieses dankt es ihnen mit reichlich Applaus und Abgehen bei den Songs. Sehr britisch bedankt sich Dave Silver dafür immer wieder mit „Cheers“. Das verstehen so einige falsch und recken ihm ihr Bier zum „Prost“ entgegen. Dagegen hat er zwar sicher auch nichts, gemeint war das allerdings ein wenig anders.
1. Virtue Signal
2. Blood Red Road
3. Heretic in the Modern World
4. The Bitter Truth
5. The Lights Are Going Out
6. Under No Illusions
7. Hands Of Fate
8. Cross Of Babylon
9. What Dreams May Come
10. Parachute (Chris Stapleton Cover)
11. Minority Of One
12. The Fateful Dark
13. Down and Out
VISIGOTH
Galerie mit 26 Bildern: Visigoth – Europatour 2019 in MannheimSAVAGE MESSIAH haben es geschafft, zehn Minuten der Verzögerung wieder reinzuholen. So gehen die Headliner VISIGOTH fast pünktlich auf die Bühne. Anders als bei allen anderen Bands des Abends haben sich die Besucher schon vor Beginn dicht an dicht vor der Bühne versammelt. Auf wen hier alle gewartet haben, steht außer Frage. Das Set beginnt dann sehr plötzlich und ohne Vorgeplänkel. „Dungeon Master“ macht den Anfang und sorgt direkt dafür, dass die Fäuste in die Höhe schnellen. Textsicher wird außerdem der Refrain mitgebrüllt.
Diese Textsicherheit stellt sich direkt beim nächsten Song „Warrior Queen“ als sehr nützlich heraus, denn Sänger Jake Rogers vergisst mal eben den Text. „I fucked up. Thanks for helping me out“, bedankt er sich, als die Menge die Strophe für ihn übernimmt. Mit „Hammerforged“ geht es weiter. Ob das Beste an dem Stück das darin enthaltene, sehr plötzlich einsetzende Solo oder die mitreißenden, kombinierten Vocals von Sänger und Gitarrist sind, steht zur Debatte. Nicht nur die Besucher feiern VISIGOTH hier ordentlich ab, sondern auch BEWITCHER, die sich vorne einen Premiumplatz gesichert haben.
Einen fast balladesken Einstieg gibt es in „Abysswalker“. Das Stück bleibt aber nicht so ruhig, sondern legt schnell an Geschwindigkeit zu. Recht thrashig geht es bald zu, doch die verschiedenen, im Song enthaltenen Solos lenken den Stil gekonnt wieder in die Power-Metal-Ecke. Auch bei diesem Stück sitzt beim Publikum wieder jedes Wort. Es gibt im Grunde jedoch keinen Song, bei dem die Menge nicht durchdreht, wie auch das folgende „Steel And Silver“ beweist. Wild fliegen die Haare nicht nur in den vorderen Reihen. Immer wieder erheben sich zwischen den Songs VISIGOTH-Rufe.
Mit „Mammoth Rider“ folgt ein Stück, das auf dieser Tour bisher nicht gespielt wurde. Diesen besonderen Leckerbissen hat sich das Mannheimer Publikum aber auch verdient. Die Ankündigung, dass es vielleicht ein wenig holprig werden könnte, hätten VISIGOTH sich sparen können, denn der Song sitzt auf den Punkt. Als schließlich nach „Revenant King“ nach einer Zugabe verlangt wird, fragt Jake Rogers ernsthaft verunsichert, ob sie denn noch Zeit hätten. Sie haben sie, und gönnen sich und den Fans noch „Traitor’s Gate“ und „Iron Brotherhood“, bevor sie sich schließlich unter tosendem Jubel verabschieden.
Setlist:
1. Dungeon Master
2. Warrior Queen
3. Hammerforged
4. Blood Sacrifice
5. Fireseeker
6. Abysswalker
7. Steel And Silver
8. Outlive Them All
9. Mammoth Rider
10. The Revenant King
11. Traitor’s Gate (Zugabe)
12. Iron Brotherhood (Zugabe)
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37294 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!