Villagers Of Ioannina City
World's On Fire Tour 2022

Konzertbericht

Billing: Villagers Of Ioannina City und Lev Radagan
Konzert vom 22.11.2022 | Lido, Berlin

Die griechische Band VILLAGERS OF IOANNINA CITY mag hierzulande vielen noch kein Begriff sein. Dennoch gehören sie dank ihrer Mischung aus Post-Rock, Progressive Metal und Folk Rock zu einem der interessantesten Exporte aus dem Mittelmeerraum. Kein Wunder also, dass Powerhouse Napalm Records sie schon unter Vertrag genommen hat. Nach einzelnen Auftritten in Deutschland (unter anderem dem Desertfest 2022) sind VILLAGERS OF IOANNINA CITY auf ihrer „World’s On Fire Tour 2022“ quer durch Europa unterwegs.

Im Zuge ihrer Tour beehren die Hellenen das Berliner Lido. Als tatkräftige Unterstützung an diesem Abend haben VILLAGERS OF IOANNINA CITY das Berliner Duo LEV RADAGAN engagiert. Schon am Einlass fällt eines sofort ins Auge: Am heutigen Abend scheint sich die gesamte griechisch-stämmige Metal-Gemeinde im Lido eingefunden zu haben. Zumindest ist ein sehr großer Teil des Stimmengewirrs auf Griechisch. Das überrascht wenig, denn VILLAGERS OF IOANNINA CITY sind in ihrer Heimat keine Unbekannten mehr.

LEV RADAGAN – Durchgedreht, aber genial

Doch bevor VILLAGERS OF IOANNINA CITY die Bühne betreten beziehen, betreten Sxantana (Gesang, Gitarre) und Giro Jota (Schlagzeug) Position. Ohne Umschweife und mit einer ordentlichen Ladung Adrenalin gehen LEV RADAGAN mit ihrem Song „Mantra“ von dem aktuellen Album „Witches“ direkt in die Vollen. Die bluesige Mischung aus Stoner Rock und Psychedelic geht so sehr ins Mark, dass – obwohl LEV RADAGAN mit Sicherheit die großen Unbekannten sind – der ganze Saal ins Kochen gerät. Fast möchte man meinen, dass man es hier eigentlich mit einem Headliner zu tun hätte und die beiden auf größere Bühnen gehören.

Sicherlich, musikalisch innovativ sind LEV RADAGAN nicht. Doch gerade Frontmann Sxantana besitzt eine Live-Präsenz, der man sich nur schwer entziehen mag. Song um Song steigern sich LEV RADAGAN in einen wahren Spielrausch, der auch auf das Publikum voll übergeht. Den richtigen Überraschungsmoment heben sich LEV RADAGAN dann aber für die Mitte des Sets auf. Denn neben einfacher E-Gitarre beherrscht Sxantana noch ein ganz besonderes Instrument: Eine selbst gebaute Skateboard Slide Gitarre. Richtig gelesen. Eine ehemaliges Skateboard. auf dessen Unterseite Gitarrensaiten aufgezogen worden sind. Dadurch kann das Skateboard wie eine herkömmliche Gitarre gespielt werden. Auf dieser covert Sxantana mal eben den Jimi-Hendrix-Klassiker „Voodoo Child/Evil Girl“ – fast so gut, wie das Original. Nun haben LEV RADAGAN das Publikum vollends auf ihrer Seite. Nach schweißtreibenden 45 Minuten ist leider Schluss und LEV RADAGAN haben mit Sicherheit einige neue Fans dazugewonnen.

Kältestarre mit VILLAGERS OF IOANNINA CITY

Mit der Wahl der Vorband haben sich VILLAGERS OF IOANNINA CITY ein klein wenig selber ins Knie geschossen. Denn der Auftritt von LEV RADAGAN war so fantastisch, dass die Griechen dagegen doch etwas alt aussehen. Während LEV RADAGAN schweißtreibenden Wüstenrock bieten, kommt der Headleiner eher mäßig in Fahrt und lässt es mit den tragenden „Welcome“, „Age of Aquarius“ und „Part V“ wesentlich langsamer angehen.

Dennoch werden VILLAGERS OF IOANNINA CITY vor allem von den griechischen Fans mit großem Applaus empfangen. Wie gesagt, sind sie in ihrer Heimat schon sowas wie Rockstars. Warum sie die zuvor schon von LEV RADAGAN benutzte Leinwand im Hintergrund nicht zur zusätzlichen Immersion nutzen, wissen wahrscheinlich nur sie selbst. So wird die Bühne stattdessen nur von roten Vorhängen eingerahmt. Der Jubel im Publikum wird besonders laut, als Multiinstrumentalist Kostas zum ersten Mal zum Dudelsack greift. Immerhin ist der Einsatz von Dudelsack, Kaval und Klarinette ihr großes Markenzeichen.

Nach drei Songs ihres aktuellen Albums „Age Of Aquarius“ drehen sie die Zeit etwas zurück und konzentrieren sich ein wenig auf ihr 2014 erschienenes (und ebenso großartiges Album) „riza“. Der Jubel unter den Fans kennt nun kein Halten mehr. Mit dem Stoner-lastigen „Nova“ lockern sie etwas die Stimmung auf, bevor es dann mit „Perdikomata“ fast schon PINK-FLOYD-artig in psychedelisch-progressive Gefilde geht. Mit dem folkloristischen „Skaros“ und dem anschließenden „Dance Of The Night“ hingegen laden VILLAGERS OF IOANNINA CITY dann zum Hexentanz ein. Die Einladung wird vom Publikum auch dankend angenommen und trotz des eher langsamen Tempos bildet sich ein kleiner Moshpit in den vorderen Reihen.

Noch lange nicht am Ende

Mit dem kurzen Jammer „Arrival“ gönnen VILLAGERS OF IOANNINA CITY dem Lido eine kleine Pause, bevor sie dann mit den epischen „Father Sun“, Cosmic Soul“ und „Millenium Blues“ und „Ti kako“ einen Höhepunkt nach dem anderen auf das Publikum loslassen. Song um Song wird entweder getanzt, mitgesungen oder beides zusammen. Mit dem rockigen „For The Innocent“ läuten die Griechen das vorzeitige Ende des Sets an.

Doch das Publikum hat noch nicht genug. Da der große Teil des Publikums eben aus aufgewallten Griechen besteht, bleibt es hier nicht bei einfachen „Zugabe“ Rufen. Stattdessen stampfen die Zuschauer synchron auf dem Fußboden herum, dass sich die Pakettbohlen biegen. Als Zugabe gibt es die komplette „Zvara/Karakolia“-EP obendrauf, die mit voller Inbrunst vom Publikum mitgegrölt wird. Nach knapp zwei Stunden entlassen die VILLAGERS OF IOANNINA CITY die Fans in die kalte Kreuzberger Nacht.

30.11.2022

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