Victims
Hardcore To Death - Tour
Konzertbericht
Als Großstädter wird man faul… ist einfach so. Selbst kostenlose Shows, die nur 800m entfernt sind, werden irgendwann zum unüberwindlichen Aufwand. Zu groß ist das Angebot in immer denselben Clubs. Man kennt es halt. Riesengroß war daher meine Verwunderung als mir letzt jemand auf einer Show auf meine zugegebenermaßen blöde Frage, was er bei 150km Anreise so alles in München vorhabe, lediglich antwortete: „…hier auf’s Konzert gehen…!?“.
Es war klar, dass es eines besonderen Packages bedurfte, um mich mal einmal wieder aus meiner fetten Lethargie zu reißen. Und so geschah es dann auch im April Zwozwölf: TORMENTED / VICTIMS & BLACK BREATH beschloßen skandalöserweise einen minimum 200km-Bogen um die bayrische Landeshauptstadt zu machen. Aber was soll man tun? Drei Bands, alle geil, alle noch nie live gesehen. Nun denn, Tasche packen.
Das Interesse, die drei Bands betreffend, verteilt sich bei mir etwa zu 35/15/50 zum Headliner hin auf und obwohl ich brav um 18.15 Uhr in München los fahre, laufe ich durch Stau und ähnlich Ekelhaftes wie Baustellen, o.ä. plötzlich Gefahr, die 35%, in Form von TORMENTED, sogar noch zu verpassen. Schockschwerenot! Fangen doch heutzutage viele Konzerte gefühlt schon um 18.00 Uhr an, damit die Bands um kurz nach Zehn wieder weiter können…
Hektisch erreiche ich um Punkt Neun das JuHa-West und, Gott sei gepriesen, es gibt sie noch, die (im übertragenen Sinne) Punkrockshows. TORMENTED spielen gerade den zweiten Song. Fett! Die Band stilecht gekleidet (Stretch-Jeans, Patronengurte, Oldschoolshirts) geht ab wie Schmitz‘ Katze und bollert sich durch ihr Set. Oldschoolperlen wie „Vengeance From Beyond The Grave“ und „Reversed Funeral“, dargereicht in gutem Sound und in passabler Lautstärke. Die Band reckt artig Fäuste und schüttelt eifrig Haare. Leider ist im Publikum (80 Leute werden es sein) noch nicht wirklich Bewegung erkennbar, dabei passen TORMENTED mit ihrer höchsteigenen Mische aus alten AUTOPSY, REPULSION und Konsorten hier ins Billing wie die Faust auf’s Auge. Sehr guter, solider Gig, auch wenn die Band bisweilen noch etwas schüchtern wirkt.
Zeit sich um zuschauen. Publikum: bunter Mix. Merchstand: Shirts für 10(!) Euro, Platten zwischen 10 und 15 Ois, dazu ein Eintrittspreis von 14 Euro und das für ein hochklassiges Package aus (2x) Schweden und den USA. Chapeau! Bitte nachmachen.
Dann kommen VICTIMS und auch sie machen Ihre Sache ziemlich gut. Die Alltimehits wie „Scars“ und „The Answer“ sind Garanten für fliegende Haare. Man merkt den Jungs die langjährige (15!) Bühnenerfahrung an, das Energielevel bleibt permanent bei 100%, Gitarren, Schweiß, Haare – alles fliegt umher. Machen gut was los. Das ist alles sehr kraftvoll und so fällt die Tatsache, dass die Songs sich zum Ende hin dann doch etwas ähneln nicht weiter ins Gewicht. Auch hier: Daumen hoch.
Headlinertime: Es folgen die Ultrasympathen BLACK BREATH. Fünf Typen, alles Freaks, nuuuur Haare, das Bier wird kurz zum Gruße erhoben, dann „Feast Of The Damned“. Sehr sehr gut. Sound ist bombe und laut ist es auch. Es folgt ein Hitfeuerwerk (Setlist siehe unten) dieses Bastards aus AUTOPSY/MOTÖRHEAD/MASTER und viel viel ENTOMBED („Wolverine Blues“-Ära), das eigentlich keine Wünsche offen läßt. Lediglich „I Am Beyond“ die Bandhymne/Abrissbirne schlechthin, wird merkwürdigerweise außen vorgelassen, doch dafür gibt es gleich an dritter Stelle mit „Escape From Death“ meine persönliches BB-Highlight (unfassbar brutaler Mittelpart!).
In der Tat, es gibt nichts zu nörgeln. Musikalisch wie showmäßig alles top! Schlagzeuger Jamie Byrum, wenn auch optisch etwas schräg, spielt sich da ganz feine Sache zusammen, die Haare der Axtschwinger fliegen in einer Tour und Sänger Neil McAdams ist stimmlich voll auf der Höhe und bangt und schreit und trinkt, obwohl das Publikum (es bleibt leider bei den gut 80 Zahlenden) nicht gerade völlig ausrastet (jaaaaa, die Schwaben… ein Freund ist wenige Tage später im AJZ zu Bielefeld zugegen und weiß von einigen hundert Wahnsinnigen, Bierduschen, Deckenschweiß und Chaos zu berichten – Neid!).
Aber auch so: war jut jewesen. Nun wieder 227km zurück…
Setlist Black Breath (gewährlos):
o Feast Of The Damned
o Eat The Witch
o Escape From Death
o Sentenced To Life
o Heavy Breathing
o The Flame
o Virus
o Of Flesh
o Endless Corpse
o Home Of The Grave
o Black Sin
o Wenwhocannotbenamed
Text & Fotos: haslauer
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