Versengold
Nordlicht Tour Live

Konzert aus der Batschkapp Frankfurt vom 03.10.2019

Der Kampf um die Parkplätze bei der Batschkapp ist ein alter Hut, doch für VERSENGOLD und ihrem Eröffnungsgig der Nordlicht Tour 2019 nimmt man diesen sowie einen eventuell längeren Fußweg gerne in Kauf, wenn man nicht auf die Tram angewiesen sein möchte. Vor allem ist man gut beraten, bei Zeit anzureisen, da sich das Venue recht flott bis zum Rand anfüllt. Bewegungsfreiheit gibt es einigermaßen, auch wenn man fürs Getränkeholen oder für den Gang zum Örtchen streckenweise durch die Massen hindurch schwimmen muss. Passt natürlich zu einer norddeutschen Band, die einer Seefahrerthematik in ihrer Musik nicht abgeneigt ist. Bevor die Nordlichter jedoch in See stechen können, sind MR. IRISH BASTARD an der Reihe.

MR. IRISH BASTARD lassen die Keulen schwingen

Und die liefern das passende Aufwärmprogramm für den folgenden Auftritt von VERSENGOLD mit ihrem flotten, punkigen Irish Folk, der dem Publikum auch gleich in Mark und Bein geht. Sollte es bis dahin noch müde Knochen innerhalb des Publikums gegeben haben, so werden diese nun wach geschüttelt. Größtenteils akustisch gehalten, werten Tin Whistle, Banjo und Geige den rockigen Sound auf und füllen ihn mit wuseligen Melodien, die gleichzeitig auch für das gewisse, irische Etwas in den Songs sorgen. Das kommt sichtbar gut an im Publikum, das folgerichtig die Keulen schwingt.

Mr Irish Bastard – Nordlicht Tour 2019

Kein Wunder: Die Münsteraner um Mr. Irish Bastard höchstpersönlich verbreiten auch gute Stimmung und Sympathie, während mal treibende, mal etwas gemächlichere, aber immer mit Folk getränkte Klänge ihren Weg durch den Äther und in die Gelenke der Meute finden. Ein paar Ansagen des Fronters fordern das Publikum zur Aktivität auf, welches sich nicht lange bitten lässt und vor allem bei „Darlinka (Darling Kalinka)“ ordentlich Dampf vor der Bühne macht. Schon gut angeschwitzt wird das Publikum schließlich in die Pause entlassen und MR. IRISH BASTARD räumen unter verdientem Applaus die Bühne, um dem Hauptkakt des Abends Platz zu machen.

Galerie mit 21 Bildern: Mr. Irish Bastard - Nordlicht Tour 2019

Gute Laune und Konfetti

Dass die „Nordlicht“-Tour das gleichnamige Album zum Gegenstand haben und daneben nicht viel Raum für Nostalgie lassen würde, hat sich bereits bei den Festivalauftritten von VERSENGOLD, zum Beispiel auf dem diesjährigen Summer Breeze, abgezeichnet. Entsprechend stehen die neuen Songs auch im Vordergrund, während es lediglich vereinzelte Tracks von „Funkenflug“ und ein ganzer Song, namentlich „Hoch die Krüge“, von „Zeitlos“ ins Programm geschafft haben. Das ist zunächst einmal enttäuschend für diejenigen, die sich einen ausgeglichenen Querschnitt aus dem Schaffen der Band gewünscht hat.

Dennoch tut diese Entscheidung der Stimmung keinen Abbruch: Die Batschkapp platzt förmlich aus allen Nähten, als VERSENGOLD mit „Durch den Sturm“ ihr Set eröffnen. Die Konfettikanonen beim folgenden „Niemals sang- und klanglos“ sowie im weiteren Verlauf des Konzertes feuern die Stimmung weiter an und bringen sie effektiv in Richtung Siedepunkt, wo sie fast durchgehend bleiben sollte. Trotz der Ankündigung, das eine Reihe von Tracks aus dem neuen Album an diesem Abend Live-Premiere feiern würden, geben sich weder Band noch Publikum die Blöße. Letzteres erweist sich selbst bei den neuen Songs als fast durchgehend textsicher, was Frontmann Malte Hoyer ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert.

VERSENGOLD lassen das „Nordlicht“ steigen

Der verhaspelt sich das ein oder andere Mal bei seinen Ansagen, nimmt es aber mit Humor – ein echter Profi eben. Da gehört auch mal ein nicht sonderlich angenehm aussehender Schluck aus dem „Roden Gerd“, um in den gleichnamigen Song einzuleiten. Das macht die Sache nur menschlicher und ihn damit umso sympathischer. Unterdessen ist der heimliche Star des Abends wieder einmal Stimmungskanone und Strahlemann Florian Janoske, der sich einen abfiedelt als gäbe es kein Morgen mehr und das Publikum immer wieder weiter anheizt. Besonders blüht er in den Instrumentalstücken auf, in denen er teilweise wie ein aufgeweckter Flummi über die Bühne hopst oder sich vom Publikum als Crowdsurfer zu einem an der Technik platzierten Becher Bier durchreichen lässt.

Versengold – Nordlicht Tour 2019

Für die Zugabe hat sich die Band dann noch was Feines überlegt: Bei der Technik wird ein Tresen aufgebaut, an dem VERSENGOLD ihren Acapella-Song „Mach noch ’ne Runde“ zum Besten geben. Textgemäß werden hierbei ein paar Runden Schnapps gekippt – Prost! Und dann kommt das späte Highlight des Abends: Die Band  spielt doch noch den zumindest beim Summer Breeze sträflich vernachlässigten Publikumsliebling „Ich und ein Fass voller Wein“, bei dem sich Malte Hoyer auf einem Podest mit Steuerrad durch das Publikum ziehen lässt – und dabei von diesem auch mal textliche Schützenhilfe erhält.

Das rundet den insgesamt doch sehr von neueren Songs und damit dem moderneren, radiofreundlicheren Sound der Band geprägten Abend erfreulich ab. Man mag andere Klassiker aus den frühen Tagen der Band schmerzlich vermissen, doch immerhin nimmt man als Skeptiker ein derart schick in Szene gesetztes Friedensangebot gerne an. Dazu weist die Band auf den angelaufenen Verkauf von Tickets für die anstehende „Nacht der Balladen“ Tour hin und verabschiedet sich mit einem „Abgesang“ unter großer Zustimmung des Publikums schließlich von der Bühne der Batschkapp und in den wohl verdienten Feierabend.

Galerie mit 24 Bildern: Versengold - Nordlicht Tour 2019