Van Canto
Tour Of The Brave 2014
Konzertbericht
Leicht haben es ihnen ihre Vorbands nicht gemacht, doch natürlich können VAN CANTO da noch einen draufsetzen. Selbstbewusst eröffnen sie die Show mit „Fight For Your Life“ und „Badaboom“ vom neuen Album „Dawn Of The Brave“, das auch insgesamt die Setlist dominiert. Dazwischen findet sich aber auch Raum für Coverversionen („Rebellion“ wird erwartungsgemäß vom Publikum besonders lautstark mitgesungen) und einige ausgewählte Stücke ihrer früheren Scheiben. Das Mikrofon von Lead-Sänger Sly hat zu Beginn mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, was vorübergehend zu emsiger Betriebsamkeit auf der Bühne und Stressrunzeln auf der Stirn aller Beteiligten sorgt. Nur die Fans lassen sich nicht beirren und überbrücken die hektischen Pannenbehebungsmomente mit lautem Jubel und Klatschen.
In der Zwischenzeit gelingt es mir dann auch endlich, den Blick von Inga Scharfs Outfit abzuwenden. Klar, das schwarze Glanzlederoberteil ist eng geschnitten und setzt die körperlichen Reize der Frontfrau ansprechend in Szene – in Wirklichkeit ist es jedoch der einzelne, diagonal verlaufende Schulterträger, der die Gesamtsymmetrie stört und mich deswegen den gesamten Konzertverlauf über beständig irritiert. Gottseidank kleiden sich ihre männlichen Kollegen etwas dezenter, sonst wüsste ich überhaupt nicht mehr, wohin ich meinen Blick wenden sollte. Und nachdem die Tonprobleme unter Kontrolle gebracht sind, geht es dann endlich mit den wirklich wichtigen Dingen weiter, der Musik nämlich.
Richtige Balladen gibt es heute nicht, nur „The Other Ones“ nimmt vorübergehend etwas das Tempo raus. Ansonsten ist Partystimmung pur angesagt und das Ludwigsburger Publikum ein dankbarer Komplize. Beim SABATON-Cover „Primo Victoria“ übernehmen einige Spaßvögel sogar die passenden Sprechchöre, so dass laute „Noch ein Bier!“-Rufe durch die RoFa hallen und auf der Bühne für merkliche Verwirrung sorgen. „Ich darf nicht“, kommt es da etwas verlegen von Sly zurück. „Ich bin seit vier Jahren trocken!“ Yeah, mit Anlauf voll ins Fettnäpfchen getreten; kein Wunder, dass nun einige Augenblicke lang betretenes Schweigen im Auditorium herrscht, bevor es dann anerkennendem Beifall weicht.
Zwischen beeindruckender Vokalakrobatik und mitsingkompatiblen Ohrwurm-Songs bekommen die Fans genau das, was sie an VAN CANTO mögen (und wofür Kritiker die Band zutiefst verabscheuen). Die Coverversion von BLACK SABBATHs „Paranoid“ grenzt eigentlich an Gotteslästerung. Spaß macht die außergewöhnliche Interpretation dennoch. Im Gegensatz dazu kann mich VAN-CANTO-Trommelbube Bastian Emig auch mit launigen Ansagen und Mitmachspielchen nicht davon überzeugen, dass Drum-Soli im Rahmen von Live-Konzerten etwas anderes als Zeitverschwendung sind. Aber da er seinen Mitmusikern dadurch ein wenig Zeit zum Durchschnaufen vor dem Showendspurt verschafft, geht das schon in Ordnung.
Mit „The Mission“ beschließt der erste VAN-CANTO-Song überhaupt den regulären Teil der Show. Und wie gewohnt wird das Stück um einen „Master Of Puppets“-Cover-Part ergänzt. Danach verschwinden die Musiker, lassen sich aber nicht lange bitten, bis sie den lautstarken Zugabe-Forderungen der Fans nachgeben. „If I Die In Battle“ wird von einer etwas unbeholfen wirkenden Ansage von Haupt-Songschreiber Stefan Schmidt eingeleitet, bevor das Konzert mit dem wie immer genialen IRON-MAIDEN-Cover „Fear Of The Dark“ seinen würdigen Abschluss findet, bei dem auch die überwältigend gute Stimmung unter den Besuchern der Rockfabrik ihren finalen Höhepunkt erreicht.
Lead-Sänger Slys Sicht des Konzertes könnt Ihr im dritten Teil unseres exklusiven VAN CANTO-Tourblogs lesen. Mehr Bilder von VAN CANTO gibt es in unserer Galerie:
Galerie mit 36 Bildern: Van Canto - München - Tour Of The Brave
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