Van Canto
No Silence To The End Tour 2011/2012
Konzertbericht
Van Canto
Die Diskussion, ob VAN CANTO nun als echte Metal-Band durchgehen oder nicht, soll an dieser Stelle nicht schon wieder geführt werden. In jedem Fall sorgen die fünf Sänger und ihr Trommler heute wieder einmal für beste Unterhaltung. Die Setlist besteht jeweils zur Hälfte aus Eigenkompositionen und hervorragend umgesetzten Cover-Versionen bekannter Metal-Stücke. Mir persönlich wäre hier ein stärkerer Fokus auf das bandeigene Songmaterial zwar lieber gewesen, echten Grund zur Klage gibt es aber trotzdem nicht.
Mit „The Seller Of Souls“ gibt es zu Beginn direkt einen Song vom überragenden aktuellen „Break The Silence“-Album. VAN CANTO profitieren sichtlich von der großen Bewegungsfreiheit der nur mit Mikrofonen bewaffneten Sänger. Wo die meisten Bands nur über maximal einen Sänger verfügen, der ohne instrumentelle Einschränkungen über die Bühne rennen und das Publikum antreiben kann, sind es hier eben fünf. Insbesondere die Charakterköpfe Ross Thompson und Sly werden nicht müde, die Fans zum Klatschen und Hüpfen zu animieren, während Frontlady Inga Scharf naturgemäß die Blicke auf sich zieht und Ingo Sterzinger, sowie Bandleader Stefan Schmidt meist eher zurückhaltend im Bühnenhintergrund für das musikalische Fundament sorgen.
Die Bandbreite an Sounds, die die Musiker mit ihren Stimmbändern erzeugen, ist beeindruckend, auch wenn für die starke Verzerrung bei den „gesungenen Gitarrensoli“ natürlich auf Effektgeräte zurückgegriffen wird. Hier kann man den Fortschritt seit dem Debütalbum auch am deutlichsten erkennen, es steckt eben wesentlich mehr hinter den A-Cappela-Metal-Stücken als nur „Rakkatakka“. Im direkten Vergleich mit IN LEGEND fällt hier auf, dass das gesamte Klangspektrum vernünftig abgedeckt wird und es nicht zu merkwürdigen Löchern im Gesamtsound kommt.
Galerie mit 28 Bildern: Van Canto - No Silence To The End TourBeim NIGHTWISH-Cover „Wishmaster“ liefert Inga Scharf eine gesangstechnisch extrem starke Leistung ab, die zwar stilistisch kaum mit der Originalvorlage Tarja Turunen vergleichbar ist, sich qualitativ aber nicht hinter dieser verstecken muss. Auf welch hohem Niveau sich die Sängerin inzwischen bewegt, wird aber erst später beim atmosphärisch-vielschichtigen „Black Wings Of Hate“ so richtig deutlich. Mit „Neuer Wind“ liefern VAN CANTO ihren bislang einzigen deutschsprachigen Song ab, der auch live hervorragend funktioniert, während man bei „Rebellion (The Clans Are Marching)“ ähnlich gewaltigen Publikumszuspruch erfährt wie die Original-Interpreten GRAVE DIGGER auf ihren Konzerten.
Vom Geheimtipp „Last Night Of The Kings“ über die Cover-Klassiker „Primo Victoria“ (SABATON) und „The Bard’s Song – In The Forest“ (BLIND GUARDIAN) geht es schließlich zum ersten Band-Hit „The Mission“, der den neueren Stücken zwar kompositorisch nicht wirklich das Wasser reichen kann, aber immerhin wie gewohnt durch eine schicke „Master Of Puppets“-Einlage aufgepeppt wird. Spannend ist auch das launige Solo-Duell zwischen Stefan Schmidt und Ross Thompson bei „One To Ten“, bei dem sich die beiden in bester Gitarristen-Manier gegenseitig die sinnbildlichen Bälle zuspielen und gegenseitig zu verbal-akustischen Höchstleistungen anstacheln.
Viel zu schnell geht die Show zu Ende. Doch vorher gibt es noch zwei Zugaben, bei denen wieder einmal völlig zurecht Inga Scharf in den Mittelpunkt gerückt wird. Zunächst erfreuen sich die Fans an IRON MAIDENs „Fear Of The Dark“, dem der weibliche Lead-Gesang einen ganz eigenen Stempel aufdrückt, ohne die kompositorische Großartigkeit in irgendeiner Form zu mindern. Im Anschluss wird die Bühne kurz umgebaut und Bastian Emigs IN-LEGEND-Keyboard herangeschafft. Es folgt die großartige MANOWAR-Piano-Ballade „Master Of The Wind“, die wie geschaffen für Inga Scharfs Stimme scheint und für absolute Gänsehaut sorgt.
Setlist VAN CANTO:
- The Seller Of Souls
- Wishmaster
- Neuer Wind
- Rebellion (The Clans Are Marching)
- One To Ten
- Last Night Of The Kings
- Black Wings Of Hate
- Lost Forever
- Primo Victoria
- Water Fire Heaven Earth
- The Bard’s Song – In The Forest
- To Sing A Metal Song
- The Mission / Master Of Puppets
- Fear Of The Dark
- Master Of The Wind
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