Urfaust
Urfaust
Konzertbericht
Mittlerweile ist es 23:30, die Geisterstunde naht – und damit auch der lang erwartete Auftritt von THE DEVIL’S BLOOD, die ebenfalls ihre Deutschlandpremiere feiern werden. Zwischen brennenden Kerzen und waberndem Nebel tauchen eine halbe Stunde später sechs Gestalten auf, die man wegen der unpraktisch gesetzten Säulen vor der Bühne nicht von überall her gut sehen kann, und beginnen ein 70 Minuten andauerndes Ritual aus psychedelischem Hardrock. In dessen Verlauf geben THE DEVIL’S BLOOD ein handwerklich mehr als astreines Programm zum Besten, das nicht nur das komplette „Come, Reap“ Mini-Album, sondern auch Songs der „The Graveyard Shuffle“-EP, des 2007er Demos und sogar ein Stück des für 2009 angekündigten Debütalbums „Horror Soul“ enthält. Dabei fällt auf, dass die Band die Songs Dank dreier Gitarristen nicht nur 1:1 wie auf den Aufnahmen umsetzt, sondern dass alle Stücke auch live bestens funktionieren. Das ist auch dem Mischer zu verdanken, der sein Handwerk glücklicherweise versteht und einen glasklaren, aber saulauten Sound auf das Aachener Publikum los lässt.
Allen voran hat Sängerin F., die eine Stimmung aus dunkler, herber Erotik mit bezaubernder Alt-Lage erzeugt, das Publikum voll in der Hand. Gestandene Männer verlieren mitten in der sich drängenden Menge die Fassung, singen aus voller Kehle mit, rocken mit glänzenden Augen, liegen sich glückselig in den Armen. Vor mir verteidigt der geschätzte Kollege Götz Kühnemund unter vollem Leibeseinsatz einen der begehrten Plätze in der ersten Reihe. Und das um der Band nahe zu sein, deren Minialbum er kurz vorher noch als bestes Release des Jahres bezeichnet hat. Dass aus den ersten drei Reihen niemand ohne Ritualblut besudelt nach Hause gehen muss, spielt im Rausch der Musik keine Rolle.
THE DEVIL’S BLOOD nehmen bei ihrem ersten Deutschlandgig Aachen im Sturm, liefern eine mitreißende, geradlinige Rockshow ab, animieren beim ROKY ERICKSON-Cover „White Faces“ zu Jubelstürmen und verzaubern hunderte von Zuhörern mit dem unendlichen schönen, zehnminütigen „Voodoo Dust“, bevor sie ohne Zugabe von der Bühne verschwinden. Es ist kurz vor halb zwei, und im Aachener Musikbunker tropft der kondensierte Schweiß glücklicher Männer und Frauen, die T-Shirts und CDs von THE DEVIL’S BLOOD in nicht mehr haushaltsüblichen Mengen aus dem Bunker schleppen, von der Decke.
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