Up From The Ground 2007
Up From The Ground 2007
Konzertbericht
Samstag, 25.08.2007
SCARECROW – 12:15 – 12:45 Uhr
Zweiter Tag, erste Band: SCARECROW. Noch undankbarer als den ersten Gig am ersten Tag zu spielen, ist es, die verkaterten Partyleichen am zweiten Tag zum Zenitstand der Sonne vor die Bühne locken zu müssen. Aber einer muss es ja machen. Mit ihrem rotzigen, aber dennoch recht eingängigen Sound zwischen den MISFITS und MOTÖRHEAD würden die Finnen wohl eher auf eine nächtliche Zeltbühne passen, wenn der Rausch noch mächtiger ist als der Kater. Wirklichen Anklang finden sie so leider kaum – was eigentlich schade ist. Wenigstens läuft das Bier danach wieder ganz gut. (Thomas)
GRIND INC. – 13:00 – 13:30 Uhr
Grind-Alarm am frühen Nachmittag! In sengender Hitze bitten die Ruhrpott-Deathgrinder GRIND INC. zum Tanz. Leider verpuffen die energisch vorgetragenen Nummern in der mittäglichen Hitzelethargie, nur wenige Fans können sich zu Bewegungen aufraffen. Schade eigentlich. Dass GRIND INC. eine gute Liveband sind, haben sie schon bewiesen, und auch heute machen sie nicht viel falsch. Die fünf Krefelder sind wie gewohnt mit zwei agilen Sängern am Start und feuern Granaten ins so langsam erwachende Auditorium. Der Fokus liegt auf dem formidablen neuesten Output „Inhale The Violence“, und genau das tun alle Anwesenden. Guter Gig! (Raphi)
KROMLEK – 13:45 – 14:15 Uhr
Eine kurze Anreise hatten die Franken-Wikinger von KROMLEK. Diese haben das Fan-Voting gewonnen. Die Frage in den Gesichtern der meisten Anwesenden: Warum eigentlich? Lokalbonus hin oder her – kein guter Auftritt. Damit werden die jungen Bayern nicht viele Fans dazu gewonnen haben. Schade eigentlich, sind zumindest die Kritiken zu ihren letzten beiden Veröffentlichungen sehr gut ausgefallen, können sie die Songs heute nicht entsprechend live darbieten. Keine Ahnung woran das liegt, selbst die Musiker machen einen unzufriedenen Eindruck. So geht die Mischung aus Pagan, Humppa und FINNTROLL weitestgehend unter und die meisten kümmern sich um ihr körperliches Wohlbefinden in der unmenschlichen Hitze (z.B. Biertrinken im Schatten). (Raphi)
SADIST – 14:30 – 15:00 Uhr
Was für ein Kontrast. Nach dem räudigen Gig von DISASTER KFW klingen SADISTs progressive Auswüchse leichtgewichtig. Die Italiener setzen ihren Fokus auf technischen Death Metal, welcher so filigran in Szene gesetzt wird, dass man nicht umhin kann, als nur noch staunend und beeindruckt, wenn nicht gar emotional gerührt, gen Bühne zu gaffen. Überschwänglich geschmückte Keyboardläufe brechen aus, um sich mit irren Bassskalen zu duellieren, um sich dann zusammen aus dem perkussiven Gedränge zu befreien. Gitarrist Tommy haut nebenbei mit bestechender Präzision in die Keyboardtasten, als sei gar nichts Weiteres dabei. Der Sound der Band scheint sich gleichzeitig, spiralförmig in verschiedene Richtungen aufzumachen, nur um den schon überforderten Zuhörer noch mehr zu überfordern. Und das sind die meisten. Mancher würde sich eher eine simpel gestrickte Band auf die Bühne wünschen, zu der man Bier trinkend durch die Gegend flanieren kann, ohne sich über die geschlagenen „Above The Light“- und „Sadist“-Kapriolen Gedanken machen zu müssen. Beeindruckend! (Conni)
FLESHLESS – 15:15 – 15:45 Uhr
FLESHLESS sind eine wiederkehrende Konstante im Leben eines jeden Konzertbesuchers. Mein letztes Mal ist zwar schon fast zwei Jahre her, dennoch erinnere ich mich noch gut daran. Vielleicht auch deshalb, weil Gitarrist Ludek noch immer seine unverwechselbare Kickermatte zur Schau trägt. „To Kill For Skin“ heißt die neue Scheibe, von der die Tschechen den Großteil des halbstündigen Sets bestreiten. Wie gewohnt holzen sie dabei grobschlächtig über das Auditorium hinweg, spicken ihren Brutal Death Metal hin und wieder mit einem kleinen Melodiechen und setzen ansonsten auf Rumpeln und Quieken. Irgendwie schon ein Saustall, diese Band. Sind FLESHLESS für Brutal Death Metal ansonsten recht abwechslungsreich, kommt mir der Gig heute ungewohnt eintönig und fad vor. Die Songs ähneln sich dank eines recht matschigen (manche mögen sagen: passenden) Sounds stark, sodass Spaß nicht aufkommt. Irgendwie ist der Gig von FLESHLESS genau das: fleischlos. (Thomas)
SUIDAKRA – 16:00 – 16:30 Uhr
Musikalisch fanden SUIDAKRA nach dem moderner ausgerichteten und eher schwachen „Command To Charge“ ja jüngst mit „Caledonia“ wieder auf die guten alten und traditionelleren Pfade zurück. Die neue alte Tugend wird auf dem Up From The Ground dann auch prompt mit stolzgeschwellter Brust zur Schau getragen. Alle Viere treten optisch einheitlich in „Caledonia“-Shirts an und bieten in der nächsten halben Stunde das, was sie zumindest hierzulande längst über den Status eines Geheimtipps gehoben hat: eine überzeugende Mischung aus melodischem Death Metal mit schwerer Folk-Schlagseite. Auch wenn SUIDAKRA sich Tour- und vor allem Festivaltechnisch in den letzten Jahren nicht gerade rar gemacht haben, können im Publikum keine Übersättigungserscheinungen ausgemacht werden. Der Großteil beobachtet das Geschehen zwar aus sicherer Entfernung, dennoch können sich die Mannen um Leader Arkadius über eine gute Handvoll treuer und feiernder Anhänger freuen. (Imperium)
VOMITORY – 16:45 – 17:25 Uhr
Die delikat gespickte Running Order lässt vermuten, dass halb Todesstahl-Schweden in Gemünden weilt. Schwadronen wurden ausgesandt, um die Vormachtsstellung in Sachen Death Metal zu festigen und auszubauen. Mit diesem Ziel vor Augen stürmen VOMITORY breit geschultert die Bühne und kämpfen sich im Nu, dank eines wohlgenährten Sounds, durch sämtliche Hürden. Nicht lange und ganz Gemünden jappst nach Luft, winselt und fleht um Erbarmen.
Erbarmen? Pah, das Quartett um Erik Rundqvist legt nach, ist erst kurz vor dem alles vernichtenden Ausbruch, die Wut wird geschürt, „Chaos Fury“, und der Wahnsinn regiert, „Madness Prevails“. Ihre Songtitel sprechen Bände. „Primal Massacre“, insgeheim ihr Schlachtplan und zugleich Programm, beendet einen unglaublichen Gig. Für mich zählen VOMITORY sowieso mit zum Besten, was Schwedens Musiklandschaft zu bieten hat. Neben KRISIUN, die extremste Band des Festivals! (Conni)
ENTHRONED – 17:40 – 18:20 Uhr
Die Quoten-Blech-Metaller heißen dieses Jahr ENTHRONED. Doch deshalb allein steht die einzige Formation aus dem grimmigen Lager nicht auf verlorenem Posten. Viel eher macht ihr die derbe Sonneneinstrahlung zu schaffen. Die schmilzt nicht nur den eisigen musikalischen Blizzard zu einem zahmen Bächlein, sondern lässt auch noch das Corpsepaint der Protagonisten hineinfließen, das ab dem zweiten Song beginnt, sich zu verselbständigen.
Von Atmosphäre kann unter diesen Begleitumständen selbstverständlich keine Rede sein, auch wenn das Gebotene handwerklich sauber ist. Das nehmen wir zumindest einmal an. Denn um das wirklich beurteilen zu können, müssten die Gitarren noch ein gutes Stück vernehmlicher sein. So beeindrucken ENTHRONED hauptsächlich mit ihrer Geschwindigkeit, die allerdings trotzdem nicht ganz an den Hurrikan heranreicht, den KRISIUN tags zuvor entfacht haben. So sind ENTHRONED immerhin stilistisch ein wenig Abwechslung, wenn auch sonst nicht viel dabei herum kommt. (Thomas)
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37187 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!