Up From The Ground 2006
Konzertbericht
Samstag, 26. August 2006
DEMOLITION
Was gibt es Besseres, als mördermäßig verkatert „morgens“ vor einer Festivalbühne zu stehen und dann mit einer Old-School-Thrash-Kante sämtliche Hangovers der letzten Wochen mit einem Mal rausgeschreddert zu bekommen, um sich kurz darauf das nächste Bier holen zu können? Richtig! Es gibt nichts Besseres! Somit ergeht mein Dank an die Österreich-Thrasher DEMOLITION, die besagte Aufgabe am UFTG-Samstag ohne zu Murren übernahmen. Dass den Jungs um „Riffgott Pimpi“ Thomas Pippersteiner die zweite Gitarre fehlte, fiel kaum negativ ins Gewicht, da es so auch richtig schön thrashte und ballerte. Vielleicht sollte man Sänger Wolf noch erklären, dass in die Hose gesteckte Shirts nicht wirklich cool aussehen. Ansonten gab’s an diesem morgendlichen Thrash-Vergnügen nichts auszusetzen. (metalgreg)
VERDICT
Mit VERDICT waren wieder ein paar fränkische Lokalmatadore am Start. Und damit Metalfranken auch wirklich zurückstriket hat man keine schlechten Kollegen an den Start gebracht. Zu recht früher Stunde waren zwar nur die Die Hard-Fans vor der Bühne, denen bot der Franken-Fünfer aber ein durchweg solides Set ansprechenden Death-Thrashs. Auch wenn es Bands dieser Richtung in letzter Zeit wie Sand am Meer gibt, gehören VERDICT zum Glück zu denen, die ihr Handwerk verstehen. Songs wie „Sick Society“ oder „New War“ können sich durchaus hören lassen und pendeln dabei irgendwo zwischen THE HAUNTED, DEW-SCENTED und ein wenig KREATOR. “Waiting For Salvation”, “Trail Of Terror”, “Bestial Nature” und das vom gleichnamigen aktuellen Album stammende “Generation: Genocide” rundeten einen Auftritt ab, der auch ohne den Lokalbonus einigen Schlafmützen mehr hätte gefallen können. (Thomas)
REQUIEM
Gleich im Anschluss gab es von REQUIEM Todesblei aus der Schweiz auf die Lauscher. Bereits Anfang des Jahres konnten die Eidgenossen auf der Tour mit DISMEMBER einen sehr ordentlichen Eindruck hinterlassen. Und den haben sie mit einem coolen Auftritt auf dem UFTG untermauert. Etwas technischer, teils melodischer Death Metal mit Gespür für coole Momente und den richtigen Ideen waren der Grund dafür, dass schon ein paar mehr Alkoholopfer ihre in Mitleidenschaft gezogenen Körper vor die Bühne manövrierten. Zwar kenne ich die Band auf CD nicht, aber bei so überzeugenden Auftritten wie mit DISMEMBER und auf dem UFTG kann das nicht wirklich schlecht sein! Ich habe REQUIEM mittlerweile auf dem Zettel. Und da sollten sie bei bedeutend mehr Leuten stehen. (Thomas)
KOLDBRANN
Dann gibt’s die einzige komplette Pandabär-Band des Festivals zu sehen. Die Freunde von ENDSTILLE halten’s ja „nur“ 50/50 mit dem Corpsepaint. Auch wenn die Norweger von KOLDBRANN strenggenommen nur ein paar schwarze Streifen statt weißer Schminke im Gesicht tragen. Dafür will Sänger Mannevond seinem ENDSTILLE-Kollegen Iblis in Sachen Killernietenarmband in nix nachstehen und reckt seine gewaltigen Nägel in die Luft. Dazu lässt er die Kette um seine Hüfte lässig zwischen den Beinen baumeln. Knüppelattacken gibt’s ähnlich wie bei den deutschen Kollegen, aber überwiegend schippern die Norweger durch eisiges Midtempo-Gewässer, wobei die scheinbar vorhandenen Melodien der beiden Gitarristen bei einem ziemlichen Matschsound kaum zu hören sind. Vor der Bühne ist der Andrang dennoch recht groß, Platz fürs Bangen ist aber noch genug. Und manche nehmen den Gig denn auch nicht all zu ernst: Eine kleine Polonaise tanzt durch die Menge, durch die Luft fliegen Seifenblasen und ein AMON AMARTH-Luftballon. Aber auch Teufelshörnchen gehen jede Menge in die Luft, als der Sänger das Publikum mit „Höy! Höy!“-Rufen anfeuert. Dann brandet Jubel auf, als er zum letzten Song seinen besagten Kollegen Iblis auf die Bühne holt. Der bangt gleich mächtig los, und für einige Fans ist es sicherlich die erste Möglichkeit, den ENDSTILLE-Frontmann unmaskiert auf der Bühne abgehen zu sehen. (Carsten Praeg – powermetal.de)
JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE
Der Preis für die danebenste Haarfarbe des Jahres verleihe ich hiermit im Namen von Poly Kur und L’Oreal an Bony von den JAKAs. „Knallrot“ ist gar kein Ausdruck. Wie kann man sich und seinen Mitmenschen so was zumuten? Nun ja, Geschmäcker sind halt nun mal verschieden. Und irgendwie hat’s ja auch gepasst, denn schon bald nahm sein Gesicht eine ähnliche Färbung an. Sowohl er, als auch der neue Mann am anderen Mikro (übrigens ein Drecksau-Organ vor dem Herrn) wrangen ihre Lungen bis zum Letzten aus und boten eine ganz schön tighte Show. Ähnlich rücksichtslos gab sich die Instrumentalfraktion, die mit fetten Blasts und schnittigen Riffs Songs der Marke „Verbrennt euer Geld“, „Verpackt in Plastik“, „Gekochtes für Tiere“, „Alle wollen gut aussehen und tun es nicht“, „Im Schlafanzug zu Plus“ oder „Zieh die Jacke falschrum an“ zu absolut tauglichen Grind-Granaten werden ließen. Das Lustige daran ist, dass die Musiker (OK, die beiden Schreihälse einmal ausgenommen) dabei ziemlich relaxt und eher wie eine chillige Jazzband wirkten, als wie die Grindcore-Band des Tages. Ganz im Gegensatz zum Publikum, das die JAKAs mit offenen Armen empfing und ganz schön feierte. Zurecht! (Thomas)
SINISTER
Gespannt war ich auf die wiedererstarkten Holländer von SINISTER, mit dem starken aktuellen Silberling „Afterburner“ im Gepäck. Drummer Aad ist an die Gurgelfront gewechselt, der Basser an die Gitarre. Mit einer komplett neuen Rhythmusfraktion lieferten die Holländer musikalisch einwandfreien Tulpenstahl ab, der Funke sprang aber nicht aufs Publikum über. Als Hauptschuldigen würde ich den Sound benennen: viel zu matschig und übersteuert. Man erkannte zwar die Songs, aber nur bedingt.
An mangelndem Zuspruch lag es jedenfalls nicht, dass der Gig zum Erfolg wurde, ebenso wenig am Stageacting oder der musikalischen Klasse. Eine beachtliche Menge nahm Abrissbirnen wie „The Grey Massacre“ dankbar auf, der Schwerpunkt der Setlist lag auf dem neuen Album, Klassiker von „Hate“ und „Cross The Styx“ fanden aber auch ihre Berücksichtigung. Trotz einiger kleinerer Verspieler hinterließen die neuen Songs auch live einen prächtigen Eindruck. Die Band wirkte eingespielt und engagiert. Einziger Wermutstropfen neben dem Sound: Wieder kein „Bastard Saints“! (Raphi)
ENDSTILLE
Hinter der Bühne steht ein offener Eimer, in dem statt „griechischem Salat“ ein Rest von Schweineblut vor sich hin vegetiert. Das kann nur eines bedeuten: Die Bühne wird gerade von einem inzwischen eingesauten Iblis und seinem Sturmkommando ENDSTILLE zerlegt! Mit “I Bless You… God“ knüppeln die vier Kieler auch gleich mächtig los. Iblis keifert die ersten Reihen an, reißt sein Stachelarmband hoch, formt die Finger zu einer Pistole, zielt grinsend aufs mitgehende Publikum, kündigt „Frühlings…“ an und lässt die Fans „…erwachen“ rufen. Auch Gitarrist Lars Wachtfels, der wieder einen roten Vollbart trägt, ist so gut drauf wie noch nie. Schrubbt er sonst eher desinteressiert seine eisigen Riffs runter, hat der diesmal nach eigenem Bekunden richtig Bock zu spielen, heizt ebenfalls die Fans an, schmeißt ein T-Shirt in die Menge und züngelt in jede Cam, die sich ihm entgegenstreckt. Dahinter kreuzt Drummer Mayhemic Destructor seine Drumsticks, während im Fotograben ein unbändiger Crowdsurfer fast einen Security zu Boden reißt. Gerade noch so wird der Pudelmützenträger von einem bärigen Kollegen am Gürtel festgehalten. Kurzes Innehalten, dann Gelächter bei allen Beteiligten. Die beiden Ordner sollen noch zur positiven Ausnahme in einer sonst eher mürrischen Security werden. „Wir stehen unter Zeitdruck“, kündigt Iblis derweil die Bandhymne „Bastard“ an. Das Quartett legt zwar keinen großen Wert auf differenzierte Klänge, aber selbst bei ihrem noch melodischsten Song gleicht der Sound meines Erachtens einem ziemlichen Brei. Sei’s drum, „Na… Navi… Navigator!“ brüllt Iblis den Fans zu, und abgesehen vom Sound und dem Umstand, dass Iblis diesmal eher wenige seiner typischen norddeutschen Ansagen auspackt, ist das der beste Festivalgig, den ich von ENDSTILLE je gesehen habe. Und hinter der Bühne erfährt man von Lars auch noch, warum er beim vorjährigen Summer Breeze beim Stagediven nach einem kleinen Exzess dachte, er könne wirklich fliegen… 😉 (Carsten Praeg – powermetal.de)
ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET
Ex-THE CROWN-Fronter Johan Lindstrand ist und bleibt die coolste Rocksau unter allen Metal-Frontern. Seine Elvis-Gedächtnis-Koteletten, sein halb offenes Hemd und seine Röhre, dreckig wie ein Abflussrohr, machen einfach immer wieder Spaß. So auch auf dem UFTG 2006, das die stets bangkompatiblen Groover zwischen Old School Thrash und einigen modernen Momenten dankend annahm. „Hell Is For Heroes“, „Killing Machine“ und ganz besonders „So Grim So True So Real“ wurden von der Meute, die auch Samstag mittags, am letzten Festivaltag des Jahres, noch keine Ermüdungserscheinungen in der Nackengegend durchblicken ließ, fast so gierig aufgesogen wie das erstaunlicherweise immer noch viel zu gut schmeckende Bier. Eine äußerst unterhaltsame Dreiviertelstunde, die zwar die Trauer um das Ende von THE CROWN immer noch nicht ungeschehen machen konnte, sie aber ein weiteres Stück linderte. (metalgreg)
DISMEMBER
Garant für qualitativ hochwertigen Old School Death Metal. Routiniert und energiegeladen zockten DISMEMBER ihre Klassiker runter und ließen dabei nichts anbrennen. Das bereits siebte Album der Schweden „The God That Never Was“ wurde natürlich auch angerissen und begeisterte nicht nur durch den klassischen Stil der Songs, sondern auch durch die fetten MAIDEN-lastigen Leads, die ganz in ACCEPT-Manier von den beiden Gitarristen abgefeuert wurden. Matti Kärki war scheinbar gut gelaunt und so wurde grinsend mit dem Publikum kommuniziert, was der Show keinen Abbruch tat. Soundtechnisch war ebenfalls größtenteils alles im Lot, sodass der Gig als eines der Highlights des UFTG 2006 verbucht werden darf. (Shub)
Von DISMEMBER kann ich einfach nie genug kriegen! Vor über zehn Jahren entfachten sie das Feuer für den Death Metal in mir, liefern seitdem kontinuierlich starke Alben ab und enttäuschen live auch selten. Und so sollte es auch an diesem Abend werden: „Bleed For Me“, „Misanthropic“ oder „Skinfather“ sind allesamt Schweden-Klassiker für die Ewigkeit, „Tragedy Of The Faithful“ ist die ganz persönliche Hommage an „die beste Band der Welt“ (IRON MAIDEN!!!) und die Saitenfraktion ließ es sich nicht nehmen gar weltmeisterlich zu posen. Seite an Seite, Saite an Saite, die Hälse gekreuzt, Schulter an Schulter – Posen wie die Großen! Und das Ganze wirkte weder peinlich noch aufgesetzt – es wirkte nur ehrlich und zeigte, wie alte Schweden Spaß beim gemeinsamen Musizieren haben. Und den Spaß hatten alle Anwesenden vor der Bühne auch und feierten DISMEMBER nach allen Regeln der Kunst ab. „Casket Garden“ schallte von der Bühne als Dankeschön ins Publikum hinab und die Menge nahm es dankbar auf. Klasse Gig! DISMEMBER sind und bleiben die Größten! (Raphi)
WINTERSUN
WINTERSUN wo man hinschaut. Diese Band ist ein Phänomen. Mit nur einem einzigen Album auf der Habenseite hat es die Band innerhalb vielleicht anderthalb Jahre geschafft, eine Fangefolgschaft hinter sich zu scharen, die andere Bands in ihrem Leben nicht erreichen. Auch wenn ich den Hype um die Band nicht wirklich nachvollziehen kann und sie für ziemlich überbewertet halte, muss ich anerkennen, dass sie es live einfach drauf hat. Von der Zuschauermenge her waren die Finnen auch auf dem UFTG so gut wie einer der Headliner. Denn mehr war bei MORBID ANGEL nämlich auch nicht los. Und abgegangen sind die Leute, alle Wetter! Mit Songs wie „Starchild“, „Beyond The Dark Sun“ und „Winter Madness“ hatten Jari und Band anscheinend auch einige Trümpfe in der Hand, aus der ihnen das Publikum bereitwillig fraß. Blitzsauber und pfeilschnell peitschten einem die hochmelodischen Songs um die Ohren und sorgten für ausuferndes Moshen. Resümierend fühle ich mich zwar um „Death And The Healing“ betrogen, aber Spaß gemacht hat’s trotzdem allemal. Man darf gespannt sein, was das neue Album „Time“ bringen wird, das von den Fans erwartet wird wie die Ankunft des Messias. Seine ehemaligen Kollegen von ENSIFERUM hat Jari jedenfalls schon jetzt meilenweit abgeschlagen hinter sich gelassen. (Thomas)
GOREFEST
Eigentlich hatte ich die Holländer schon abgeschrieben. Personell und offiziell waren sie tot, musikalisch ohnehin auf dem besten Weg dorthin. Doch spätestens mit der Veröffentlichung von „La Muerte“ im vergangenen Jahr belehrten mich GOREFEST eines besseren. Ja, sie können noch geile Songs schreiben, und ja, ich werde sie doch noch mal live erleben. Und am späten Samstagabend war es dann soweit: „For The Masses“ und „When The Dead Walk The Earth“ waren der Einstieg in einen geilen Gig. Fronter Jan-Chris sieht mittlerweile nicht mehr wie ein vollwertiges Scooter-Mitglied aus (den Job hat ihm ja eine andere Metal-Koryphäe weggenommen…) und verfügt immer noch über ein unverkennbares Organ. Seine Mitstreiter standen ihm in nichts nach und ließen die folgende Stunde zu einem Triumphzug werden. „The Glorious Dead“, „Rogue State“, „You Could Make Me Kill“, „’Till Fingers Bleed“, „Malicious Intent“ oder “Reality” waren weitere Stationen auf dem Weg zum endgültigen Nackenschmerz. Persönlicher Höhepunkt war der „Erase“-Doppelpack mit dem Titelsong und „Low“! Schade fand ich, dass Songs vom völlig unterbewerteten „Soul Survivor“ Album gar nicht zur Geltung kamen. Klar haben die Songs eine andere Ausrichtung, aber live wären ein „Electric Poet“ oder „Freedom“ sicherlich bestens angekommen. Trotz alledem lieferten GOREFEST eine Stunde lang exzellenten Death Metal der europäischen Spitzenklasse. (Raphi)
MORBID ANGEL
Heiß erwartet wurde natürlich Morbid Angel in „Domination“-Besetzung. Sowohl Dave Vincent als auch Erik Rutan waren mit von der Partie und so waren nicht nur die Erwartungen groß, sondern auch der letzte Akt des UFGT 2006 sollte zur Zufriedenheit aller vollbracht werden. Was dann kam war aber mehr als durchwachsen. Der Einstiegssong geriet zum Desaster. Die Band spielte nicht im gleichen Tempo und konnte dies erst kurz vor Ende des Songs einigermaßen in den Griff bekommen. Der Sound war undifferenziert und verbesserte sich während des gesamten Gigs nicht maßgeblich. Abgesehen von den gewöhnungsbedürftigen Ansagen Vincents musste man leider mit Grauen feststellen, dass der gute Dave stimmlich keineswegs auf der Höhe war. Er war weder hasserfüllt noch tief genug, um die Songs den Vorlagen entsprechend extrem ausfallen zu lassen. Zudem wurden Textpassagen in verschiedenen Songs einfach weggelassen und einige verpasste Einsätze waren ebenfalls zu verzeichnen – was war da los, Leute? Insgesamt schien Vincent nicht bei der Sache zu sein und war mehr damit beschäftigt „auszusehen“ als die unnachahmliche Energie MORBID ANGELs zu transportieren. Der Rest der Band hatte sich allerdings nach dem ersten Ausrutscher gefangen und lieferte wie immer ein tadelloses Set ab. Lediglich Dave war inakzeptabel und so wünschte nicht nur ich mir Steve Tucker zumindest für diesen Abend zurück. (Shub)
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