Up From the Ground 2005
Konzertbericht
PATH OF GOLCONDA
Eine beachtliche Menge Menschen hatte sich bei den Ruhrpottlern PATH OF GOLCONDA zur früher Stunde vor der Bühne versammelt. Und das völlig zu recht! Die meiste Reaktion auf deren Debüt „Destination: Downfall“ war ungläubiges Staunen, warum man denn immer noch mit keinem Plattendeal ausgestattet sei. Der Gig am frühen Samstag war wiederum einer Bewerbung für genau diesen. Mit einer flotten und sehr gefällig vorgetragenen Mischung aus Black und Death wusste der Fünfer nicht nur die zahlreich erschienene Fanclubmitglieder zu begeistern. Die Band zeigte sich angetan von den Reaktionen vor der Bühne und feuerte zum guten Schluss noch den von vielen Kehlen geforderten Smash-Hit „Cannibal Crusade“ unter das anwesende Bangervolk. Weiter so! (Raphi)
DARK AGE
Mit den Norddeutschen Jungs von Dark Age wurde es nochmal ein wenig ruhiger bevor der Rest des Tages fest in der Hand der Thrash und Death Metaller war – von dem überflüssigen Rotting Christ Auftritt mal abgesehen. Offensichtlich war ein Großteil der Festivalbesucher für den Dark Metal bzw. meinentwegegen auch Melodic Death Metal Sound zu begeistern, oder es hat sich einfach bereits rumgesprochen das Dark Age live immer eine Granate sind. Wie dem auch sei, die Jungs um Frontman Eike konnten die Show locker angehen, da sich das Publikum nicht lange bitten ließ und sich von ganz alleine vor der Bühne einen Platz suchte. Gewohnt routiniert und relaxt, doch stets spürbar motiviert und begeistert deckten sie Gemünden mit düster Metal ein, der nicht nur spielerisch, sondern auch soundtechnisch heute keine Konkurrenz fürchten brauchte. Die Setlist war ein anständiger Mix der auf neueres Matrial wie „Neokillers“ oder „Dare to collapse“ genauso zurückgriff, wie auf ältere Higlights a la „The Silent Republic“, „Suicide Crew“ oder gar „Trial by Fire“. Ganz klar, Dark Age haben ihre Sache mal wieder gut gemacht und die Reaktionen aus dem Publikum konnten das eindrucksvoll belegen.
HATESPHERE
Die Dänen-Thrasher von HATESPHERE sind eine der aufstrebenden Bands der Stunde, keine Frage! Deswegen war es um so überraschender, daß es zu Beginn ihres Gigs noch recht leer vor der Bühne war. Doch der sympathische Fünfer lieferte in den ihm zugestandenen 40 Minuten ein perfektes Beispiel, wie man eine Menge für sich interessiert, anstachelt, packt und schlußendlich mitreißt. Die Mittel dazu: unbändige Spielfreude, übersprudelnde, gute Laune auf der Bühne, ein Entertainer von Frontmann namens Jacob Bredahl und natürlich 100% livetaugliche Brechersongs. Egal ob Jacob in den Graben stieg und die Fans dort anheizte oder sich eine Promo der neuen, in Kürze erscheinenden Scheibe durch die Arschritze zog und sie danach in die Fans warf, Abrißbirnen mit der Power von „Low Life Vendetta“, „Deathtrip“, „Vermin“, „Only The Strongest“, „Hate“ oder dem neu vorgestellten „Sickness Within“ verfehlten ihre vernichtende Wirkung zu keiner Sekunde. Nach ca. zwei Dritteln des Gigs hallten HATESPHERE-Sprechchöre über den Platz. Und als dann die Band auch noch einen Fan mit Gummigitarre auf die Bühne holte und zu „Bloodsoil“ richtig mit ihm abschädelte, gab es kein Halten mehr. So durften die Jungs sogar fünf Minuten überziehen und das Publikum mit „You’re The Enemy“ vollends geplättet zurücklassen. Ganz groß! Kleine Notiz am Rande: Ca. eine Stunde nach dem Auftritt war die komplette Band dermaßen besoffen, daß jeder von ihnen Standschwierigkeiten hatte, Veranstalter Heiko Sänger Jacob davon abhalten mußte, bei diversen anderen Bands volltrunken auf die Bühne zu stolpern (was ihm nicht immer gelang) und Gitarrist Peter zu späterer Stunde nach einem 15-minütigen, erfolglosen Versuch, eine SMS zu schreiben, resignierte und sich lieber noch ein Bier holte. (metalgreg)
HEAVEN SHALL BURN
Auch Franken konnte dieses Jahr dem MetalCore-Boom nicht aus dem Weg gehen. So durften die von ihrem braven Look her stets an eine Abiband erinnernden HEAVEN SHALL BURN die Flagge dieser momentan boomenden Richtung hochhalten. Doch wer sie letztes Jahr auf dem Party.San erlebt hatte, machte sich eigentlich keine großen Sorgen, daß die Ostdeutschen in Gemünden vor einem einen Tick gemäßigteren Publikum ebenfalls bestehen konnten. Gesagt getan, denn mit „Forthcoming Fire“, „The Only Truth“, „The Fire“ oder dem sehr fetten „Unleash Enlightment“ zeigten sie, daß viel Death Metal, verbunden mit Hardcore-Trademarks, auch den normalen Metaller mit Kutte oder VADER-Shirt zum Moshen einladen können. Ein Circle Pit wurde zumindest ohne Probleme entfacht. Großen Anteil an der guten Stimmung hatte Frontmann Marcus Bischoff, der mehr im Graben und sogar auf der Menge surfend anzutreffen war als auf der Bühne. Schade nur, daß der Sound etwas dumpf abgemischt wurde und so einige Feinheiten des durchaus filigranen Materials verloren gingen. Nichtsdestotrotz, das alles zertrümmernde und von viel Jubel begrüßte Abschlußdoppel „The Weapon They Fear“/“Bleeding To Death“ machte eines klar: Selbst wenn der MC-Boom irgendwann mal vorbei sein sollte, brauchen sich HSB keine Sorgen zu machen, denn sie können ihre Fans auch in anderen Lagern rekrutieren. Den Beweis lieferte dieser Auftritt. (metalgreg)
FLESHCRAWL
FLESHCRAWL waren diesen Sommer scheinbar auch überall. Kommt mir zumindest so vor. Im Billing des Up From The Ground hielten sie zusammen mit UNLEASHED die Fahne des guten alten Stockholmsounds hoch. FLESHCRAWL sind einfach geil, und auch wenn der Vergleich schon überstrapaziert ist, wären sie die einzig legitimen Erben DISMEMBERs. Aber was soll man angesichts von Songs der Marke „Soulskinner“, „Flesh Bloody Flesh“, „Beneath A Dying Sun“, „Under The Banner Of Death“ oder dem übermächtigen „As Blood Rains From The Sky“ anderes sagen? Und vor allem: was soll man anderes tun als moshen? Eben, Bier saufen. Aber auf dem Up From The Ground lässt sich zum Glück beides so perfekt kombinieren, dass man auf keines von beidem verzichten muss! Ohne viel Aufhebens darum zu machen, zockten die Schwabenschweden zur allgemeinen Begeisterung auch noch „The Forthcoming End“, „Damned In Fire“, „Made Of Flesh“, „Demons Of The Dead“, „Rotten“ und „The Day Man Lost“, sodass eigentlich keine Wünsche offen geblieben sein dürften! Und das beste war ja noch: eine Woche später gab’s auf dem Metallic Noise gleich die nächste Packung FLESHCRAWL! (Thomas)
MNEMIC
MNEMIC holten dieses Jahr wie versprochen ihren verpaßten Auftritt vom nächsten Jahr nach. Ob sie sich damit allerdings einen Gefallen getan haben, haben wohl außer mir noch andere bezweifelt. Und dabei hatten die Dänen das Glück, eine der wenigen Bands zu sein, die einen richtig fetten, gut ausbalancierten und wuchtigen Sound erwischt haben. So ballerten die sehr MESHUGGAH-lastigen Riffs zwar anfangs jeglichen Mageninhalt direkt in den Enddarm. Trotzdem stellte sich schon nach kurzer Zeit eine gewisse Langeweile ein. Gründe: Monotonie, ein trotz Lichtmast-Klettereinlage unsympathisch-assig-prollig rüber kommender und schon etwas angetrunkener Frontmann Michael (mittlerweile ausgestiegen), der – und das war der größte Minuspunkt – jegliche cleanen Parts auf Loops als Halbplayback sang. Pfui Spinne! Anyway, für die kurzweiligste Einlage sorgte, wie weiter oben schon angedeutet, HATESPHERE-Frontmann Jacob, der schon ziemlich angetüddelt zu seinen Landsmännern auf die Bühne stolperte, Dummes Zeug veranstaltete und sich zu allem Übel auch noch richtig schön auf die Fresse legte. Comedy hoch zehn! Selbige und das Bilderbuchposing von Gitarrist Mircea und Basser Obeast konnten auf Platte gut funktionierenden Stücken wie „Illuminate“, „The Naked And The Dead“, „Bloodstained“, „Ghost“ oder dem finalen „Deathbox“ am heutigen Tage leider auch nicht ihren faden Beigeschmack nehmen. Schade! (metalgreg)
MISERY INDEX
Leute, die im letzten Jahr auch am schönen Gemündener Mainufer feierten, werden die Zerstörungskraft des MALEVOLENT CREATION-Gigs noch schmerzhaft in Erinnerung haben. Anno 2005 sollten diese Rolle deren Landsmänner von MISERY INDEX übernehmen. Fucking Hell, was war das für ein Vernichtungskommando! Unglaublich, mit welcher rücksichtslosen Brutalität der DYING FETUS-Ableger um Jason Netherton wie ein Hochgeschwindigkeitsfaktor über die Steinwiesen pflügte und nur verbrannte Erde hinterließ. Soundtechnisch wegen der Komplexität des Materials nicht leicht zu mischen, erledigte der Mann hinterm Pult einen Bombenjob, denn nur ganz wenige Feinheiten gingen in der fiesen Raserei, die der Vierer an den tag legte, unter. „The Lies That Blind“, „Servants Of Progress“ oder „The Great Depression“ trennten bei den Highspeed-Moshern gnadenlos die Spreu vom Weizen und trieben alle Weichohren bis ans hinterste Ende des Zeltplatzes. Hell yeah!!! Death/Grind at ist best! Schade nur, daß die Jungs ohne Zugabe zehn Minuten zu früh die Bühne verließen. Dieser Wermutstropfen fiel aber unglaublich klein aus, denn nach diesem Gewittersturm des Todes war sowieso jeder froh, noch heil auf beiden Beinen zu stehen. (metalgreg)
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