Wave Gotik Treffen 2016
Unser Bericht vom Wave Gotik Treffen 2016 in der Leipzig
Konzertbericht
Montag
Am letzten WGT-Tag schwankt man naturgemäß immer zwischen „Fuck, schon wieder fast vorbei“ und „Alter, mir tut alles weh.“ Um zum Abschluss auch noch etwas vom wie gewohnt reichhaltigen Kulturprogramm mitzunehmen, statteten wir dem Atelier Nord einen Besuch ab, das uns bereits im vergangenen Jahr mit einer schaurig schönen Ausstellung von Friedhofs-Fotografien begeistern konnte. Dieses Mal präsentierte man den WGTlern eindrucksvolle Arbeiten von ganzen acht verschiedenen Künstlern aus den Bereichen Malerei, Grafik und Fotografie. Außerdem haben die Betreiber den vorderen Teil zu einem kleinen gemütlichen Café umgebaut, wo man neben Kaffee, Cola und Totengräber-Bier sogar Pfff bekommt. Prost!
In den Promenaden des Leipziger Hauptbahnhofs erwartete uns die nächste Ausstellung, die unter dem naheliegenden Motto „25 Jahre Wave-Gotik-Treffen“ stand. Auf großformatigen Aufstellern wurden zahlreiche Bilder von acht verschiedenen Fotografen ausgestellt, die zwar starken qualitativen Schwankungen unterlagen, in ihrer Gesamtheit aber hervorragend den Geist des WGT einfingen. Besonders dem Leipziger Corwin von Kuhwede sind charmante, authentische Momentaufnahmen von WGT-Besuchern gelungen. Nette Geste: Am Dienstagvormittag wurde die Ausstellung abgebaut und man konnte die Drucke für wenig Geld erwerben.
Galerie mit 7 Bildern: Bahnhof - Wave Gotik Treffen 2016Eigentlich wollten wir anschließend das Ausstellungstrio vervollständigen und uns die vielgelobte Ausstellung „Leipzig in Schwarz. 25 Jahre Wave-Gotik-Treffen“ ansehen. Da sich aber herumgesprochen hatte, dass sich ein Besuch lohnt, wartete bereits eine entmutigend lange Schlange vorm Einlass. Also doch kein Museum und weiter zur Straßenbahn. Auf dem Weg durch die Innenstadt streiften wir den Marktplatz, wo die Aufstiegsfeier von RB Leipzig gerade in vollem Gange war. Dass es gar kein so großer Spagat zwischen WGT und Fußballparty ist, bewiesen LETZTE INSTANZ mit ihrem Auftritt im Rahmen des Unterhaltungsprogramms. Den erlebten wir aber nicht mit, da wir zu diesem Zeitpunkt schon längst im Felsenkeller waren, wo es sich am Montag der Folk und Viking Metal gemütlich gemacht hatte.
Island ist musikalisch gesehen ein höchst interessantes Land. Obwohl der Inselstaat über deutlich weniger Einwohner als Leipzig verfügt, hat er deutlich interessantere Metalbands hervorgebracht – allen voran natürlich SOLSTAFIR, aber auch SVARTIDAUDI oder SKALMÖLD. Letztere fallen etwas aus dem Rahmen, denn während bei anderen Landesvertretern Schwermut oder finstere Aggression im Mittelpunkt stehen, haben sich SKALMÖLD treibenden, hymnischen Viking Metal auf die Fahnen geschrieben. Und den zelebrierten die Rampensäue mit Inbrunst im Stile eines Headliners. Ihren Aufforderungen, ordentlich abzugehen, kam das Publikum mehr als bereitwillig nach, so dass bereits nach zwei Stücken massive Partystimmung herrschte. Das lag natürlich auch an der erstklassigen Songauswahl, die härteren rhythmischen Brechern immer einen Ausflug in epischere Gefilde folgen ließ.
Galerie mit 21 Bildern: Skálmöld - Wave Gotik Treffen 2016TROLLFEST findet man entweder erste Sahne oder komplett daneben. Das bewiesen auch die Reaktionen im Publikum: während einige Leute kopfschüttelnd den Saal verließen, freuten sich die vorderen Reihen den Arsch ab. Ihr abgefahrener Stilgulasch aus Folk Metal und Humppa kratzt gern an der Grenze zur Albernheit, die sie optisch schon überschritten haben. Dennoch (oder genau deshalb) wurden sie von einem Teil der Besucher gefeiert. Andere verfolgten das wilde Treiben auf der Bühne angewidert-fasziniert wie Schaulustige und der Rest verzog sich in den Biergarten. Auch wenn der Auftritt eher bizarr anmutete, mangelnden Einsatz konnte man den Norwegern keinesfalls unterstellen.
Galerie mit 23 Bildern: Trollfest - Wave Gotik Treffen 2016Angenehm bodenständigen Sound gab es anschließend mit HEIDEVOLK. Mit ihren einprägsamen Gitarrenläufen, groovigen Breaks und der mitreißenden Präsenz der beiden Frontmänner machten sie auch die Leute wieder glücklich, die bei TROLLFEST die Flucht ergriffen hatten. Energisch arbeiteten sie sich Hymne um Hymne voran und enttäuschten weder die Fans der älteren Mitgrölstücke, noch die der wilderen und eindringlicheren Songs aus den vergangenen Jahren. Bei jedem Refrain wurden im Publikum wie auf Kommando die Pommesgabeln in die Höhe gestreckt, was die Holländer nur noch mehr anspornte. Nach 70 Minuten ging ein kurzweiliges Set zu Ende und HEIDEVOLK verabschiedeten sich unter begeistertem Applaus.
Galerie mit 32 Bildern: Heidevolk - Wave Gotik Treffen 2016KORPIKLAANI hatten nach 2013 nun zum zweiten Mal die Ehre, den WGT-Rausschmeißer zu geben. Alle, die noch mal ordentlich auf die Kacke hauen und sich sowohl motorisch, als auch alkoholisch verausgaben wollten, waren hier genau richtig. Allerdings merkte man einem Großteil des Publikums an, dass der Körper nicht mehr so konnte, wie er wollte und so brauchte es eine Weile, bis der Funke auch auf die müden Glieder übergesprungen war. Dass das überhaupt gelang, war auch dem unermüdlichen Einsatz von Rastaderwisch Jonne Järvela und seinen Kollegen zu verdanken. Mit ganzen zwanzig Songs gab es hier auf jeden Fall was fürs Geld – und zum Abschluss natürlich „Vodka.“
Galerie mit 18 Bildern: Korpiklaani - Wave Gotik Treffen 2016Interessante Alben finden
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