Wave Gotik Treffen 2016
Unser Bericht vom Wave Gotik Treffen 2016 in der Leipzig
Konzertbericht
Sonntag
Mit strömendem Regen erreichte das Wetter am Sonntag seinen absoluten Tiefpunkt – da konnte man fast froh sein, dass die Parkbühne als einzige Open-Air-Location seit dem vergangenen Jahr nicht mehr zu den Spielstätten zählt. Weil das Schöntrinken schon am Vortag so gut geklappt hatte, begannen wir den Tag im Goldhopfen, Leipzigs erster und bisher einziger Craft Beer Bar. Hier warten vier Biere vom Hahn (darunter die Hausmarke „Weiße Elster“ mit einem unverschämt süffigen IPA und einem hopfenaromatischen Pils) und etliche ausgesuchte Flaschenbiere auf den geneigten Bier-Enthusiasten. Brauer und Kneipenchef Jann kann eine ganze Menge interessante Sachen über Bier erzählen, weshalb man sich hier schnell mal festquatschen kann…
…und prompt zu spät im Felsenkeller ist, wo DORNENREICH kurz vor halb sechs ihr letztes Lied anstimmten. Schade. Halb fünf ist für eine Band dieses Kalibers aber auch ein verdammt früher Beginn – das Set der Österreicher hätte gut und gern mit den nachfolgenden PSILOCYBE LARVAE getauscht werden könen. Was anfangs noch nach gut bekömmlichem Gothic Death Metal klang, hatte sich nach drei Songs bereits totgehört und waberte nur noch uninspiriert und gleichförmig vor sich hin. Da haben die Russen noch einiges an Arbeit vor sich, wenn sie innerhalb des Genres auf sich aufmerksam machen wollen.
Galerie mit 18 Bildern: Psilocybe Larvae - Wave Gotik Treffen 2016Normalerweise wäre das eine gute Gelegenheit gewesen, eine Runde in dem äußerst gemütlichen Biergarten am Felsenkeller abzuhängen. Allerdings grüßten die Temperaturen mit zehn Grad weniger als am zurückliegenden Weihnachtsfest, was weder den Mai, noch den Dezember in ein besonders gutes Licht rückt. Blöderweise gab es draußen besseres Bier (Spaten Hell und Leffe Brune) als drinnen (Becks), wodurch sich ein naheliegender Interessenskonflikt ergab (Durst vs. nicht frieren). Zum Glück hatte die Security kein Problem damit, dass man mit leerem Becher den Felsenkeller verließ und mit Getränk zurückkam, was uns den restlichen Abend erheblich versüßte.
Den musikalischen Beitrag dazu lieferten die Symphonic Black Metaller CARACH ANGREN. Die Holländer mit ihrem Faible für Sagen und Legenden machten die Bühne zum Set ihres ganz persönlichen Horrorfilms. Wirkt die Musik von CARACH ANGREN aus den heimischen Boxen wie ein vertontes Märchen pechschwarzer und abgrundtief böser Opulenz, so ergab sich an diesem Abend in Verbindung mit der Show ein durch und durch stimmiges Gesamtbild. Im Gegensatz zu früheren Gigs hatte man einen extra Gitarristen dabei, so dass sich Frontmann Seregor das Klampfen ersparen und voll darauf konzentrieren konnte, am Sensenmikro den knurrenden, keifenden und tobenden Erzähler zu geben. Mit einer diabolischen Show, die den majestätischen Rasereien den passenden visuellen Rahmen verlieh, zogen sie Metaller und Gruftis gleichermaßen auf ihre finstre Seite.
Galerie mit 21 Bildern: Carach Angren - Wave Gotik Treffen 2016Deutlich subtiler, aber nicht minder atmosphärisch präsentierten sich anschließend DARK FORTRESS. Die Landshuter wählten mit „Venereal Dawn“, dem Titeltrack des jüngsten Albums, einen exzellenten Einstieg. Der Song baute mit seinem flüsternden Intro behutsam Spannung auf, um danach alle Facetten der Band phasenweise in den Vordergrund zu rücken – von technisch anspruchsvoller Knüppelei und Midtempo-Nackenbrechern über erhabene Gitarrenläufe bis hin zu progressiven Spielereien. Damit war der Grundstein für einen siebzigminütigen Streifzug durch die letzten drei Alben gelegt, bei dem DARK FORTRESS vermutlich den ein oder anderen gewünschten Song unter den langjährigen Anhängern unberücksichtigt ließen, dem Publikum aber dennoch ein höchst beachtliches Brett um die Ohren pusteten. Mit „Iconoclasm Omega“ gab es immerhin doch noch einen älteren Klassiker, bevor sich DARK FORTRESS mit „Baphomet“ verabschiedeten.
Galerie mit 14 Bildern: Dark Fortress - Wave Gotik Treffen 2016Während andere Bands „nur“ melancholische bis depressive Musik machen, besitzen MY DYING BRIDE das seltene Talent, Instrumente regelrecht weinen zu lassen. In ihren herausragenden Momenten, von denen sich im Laufe der langen Bandgeschichte eine ganze Menge angesammelt haben, tropft aus jedem einzelnen Ton der blanke Weltschmerz, mutlos umklammert von Aaron Stainthorpes gewaltiger Stimme, die sich in ständiger innerer Zerrissenheit zwischen wütenden Klagen, einsamer Verzweiflung und selbstmitleidiger Agonie befindet. Da es die Briten außerdem hervorragend verstehen, diese Hoffnungslosigkeit live noch intensiver erlebbar zu machen, hätte ihr Headliner-Auftritt ein WGT-Highlight werden können. Wurde es aber nicht, weil der Soundmann sich offenbar dachte „Wenn ihr leiden wollt, dann richtig!“ und sämtliche Instrumente extrem übersteuerte. Bis zum vierten Song „My Body a Funeral“ hielten wir hoffend auf Besserung durch und strichen dann entnervt die Segel.
Galerie mit 40 Bildern: My Dying Bride - Wave Gotik Treffen 2016Wie kann man so eine Enttäuschung noch retten? Natürlich mit (ihr ahnt es schon) Bier. Also ließen wir den Tag dort ausklingen, wo er angefangen hatte – im Goldhopfen. Einige Braujuwelen und gefährlich leckere hausgemachte Pfeffis (beziehungsweise „Pfff“, wie er offiziell heißt) später nahm der Abend dann doch noch ein versöhnliches Ende.
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