Unsane
Unsane live
Konzertbericht
Man könnte meinen, der Abend wäre schon gelaufen. Doch weit gefehlt. Kurz bevor UNSANE dann die Bretter betreten, ist der Saal tatsächlich angenehm gefüllt. Mir ist zwar schleierhaft, in welcher Zwischenwand sich all die Hinzugekommenen versteckt haben mögen, aber ich nehme die Tatsache, dass sich der Abend doch noch zu so etwas wie einem Konzert entwickeln könnte, dankend zur Kenntnis. Und er tut es tatsächlich. Chris Spencer, Vinnie Signorelli und Dave Curran betreten unspektakulär die Bühne und legen spektakulär los. Man sieht den Männern in den Skate-Klamotten zwar an, dass sie bereits in den Vierzigern sind, hört es allerdings zu keiner Sekunde. Spencer malträtiert seine Stimmbänder in feinster Manier und leidet am Mikro bei jeder herausgepressten Zeile, während Curran trotz lichter werdender Haarpracht die Scheiße aus den Fellen prügelt. Alte Gassenhauer wie „Out“ werden kombiniert mit neuerem Material der Marke „Last Man Standing“ und der gute alte Onkel Noise Rock zeigt eindrucksvoll, dass er Zähne hat und auch 2011 noch Spaß macht.
Es macht einfach Freude, den alten Herren zuzusehen, wie sie voller Inbrunst ihre Hasstiraden ins Volk schreien und dabei doch irgendwie verschmitzt und gutgelaunt wirken. Muss man erst mal schaffen. Das Publikum weiß dies zu würdigen und feiert die Lieder entsprechend ab, egal was kommt. Leider sind zwar zu wenige Menschen im Saal, um wirklich Stimmung aufkommen zu lassen, aber man bekommt eine Vorstellung, was hätte gehen können.
Dann kommt die Zugabe. Na, na? Worauf haben alle gewartet? Logisch. „Scrape“. Wohl DER Hit der Band. Ob, trotz oder gerade wegen des damaligen Videos sei einmal dahingestellt. Ohne dieses Lied stünden diese drei Männer wohl heute auch nicht mehr hier und so feiern sie sich eben ein wenig selbst. Es sei ihnen gegönnt. Und auch wenn ich UNSANE einen etwas euphorischeren Empfang in München gegönnt hätte, sind doch glaube ich alle Beteiligten zufrieden. Und das nächste Mal geht dann ja, vielleicht mit einer neuen Platte im Gepäck, auch wieder etwas mehr. Und als Zugabe gibt es dann eben wieder „Scrape“ und alles ist gut. Der Fluch des Hits eben.
Text: Struch
Fotos: Haslauer
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