Under the Black Sun
Der große Festivalbericht 2014
Konzertbericht
SAMSTAG
NARBELETH
Als erste Band am Samstag darf die wohl exotischste Truppe des Festivals auf die Camp Stage: NARBELETH aus Kuba. Deren aktuelles Album „A Hatred Manifesto“ hat nicht nur bei uns hohe Wellen geschlagen, sondern auch bei anderen Magazinen Punktzahlen abgeräumt, die sich sehen lassen können – ob es daran oder an der guten Dreiviertelstunde Verspätung (bei der ersten Band!) liegt, dass sich für den Opener des Tages erstaunlich viele Leute vor der Bühne eingefunden haben, sei dahingestellt, aber auf jeden Fall geht es gut ab. Die Band ist dankbar: Gekleidet in den bisher wohl besten Sound der Camp Stage schmettern die drei Herren aus Havanna diverse straight komponierte Old-School-Black-Metal-Brocken ins Publikum. Hauptaugenmerk liegt dabei natürlich auf „A Hatred Manifesto“, was auch gut so ist – Songs wie „Breathing A Wind Of Hatred“, „Rotten To The Core“ oder der böse geile Abschluss „Land Of The Heathen“ funktionieren live mindestens so gut wie auf Platte – wenn nicht besser. Dementsprechend viel Zuspruch ernten NARBELETH, und Bandkopf Dakkar freut sich sichtlich: Corpsepaint + permanentes Grinsen = seltsamer Anblick. Aber will man’s dem Mann verdenken? Immerhin ist dies die erste NARBELETH-Show außerhalb von Kuba, und die läuft wie am Schnürchen. Am Ende gibt es mehr als bloß Achtungsapplaus, bevor der Merchstand neben der Bühne belagert wird. Die weite Anreise dürfte sich für NARBELETH gelohnt haben.
(Stephan Möller)
SILVA NIGRA
Corpsepaint, Blut in der Fresse – Black Metal par excellence. Schönes Ding bei dieser Hitze. Die Camp Stage ist ganz nett gefüllt, auch wenn bei den charismatischen NARBELETH zuvor ein paar mehr Leute da waren. Während die Sonne unbarmherzig durch die wenigen Lücken in und zwischen den Baumkronen knallt, ist das Abgeh-Level auf Mutter Erde bei SILVA NIGRA nicht allzu hoch. Zwar bedienen die Tschechen durch ihre Songauswahl verschiedene Facetten und senken die Geschwindigkeit auch bis zum Downtempo, nach den Kubanern sind die Damen und Herren vor der Bühne jedoch, so scheint es, irgendwie übersättigt. Rein musikalisch können SILVA NIGRA mit ihren eher unspektakulären Riffs aber auch keine Berge versetzen.
(André Gabriel)
THE GREAT OLD ONES
Wie schon NARBELETH haben auch THE GREAT OLD ONES einen geilen Sound. Viel imposanter ist bei den Franzosen jedoch die Lichtshow – viel Nebel, mittendrin die fünf Herren, angestrahlt von hinten. Das ist geil und sieht sogar im Tageslicht ziemlich gut aus – da wünscht man sich glatt, die Band hätte im Dunkeln spielen dürfen. Apropos Tageslicht: Für die kalte, atmosphärische Musik der Band ist es einfach viel zu hell und viel zu heiß, aber THE GREAT OLD ONES bemühen sich, es kälter werden zu lassen: Songs wie „Antarctica“ oder „The Elder Things“ vom neuen Album „Tekeli-li“ oder „Jonas“ vom Vorgänger „Al Azif“ klingen mächtig kalt und wuchtig, aber es herrschen eben nicht die perfektesten Bedingungen. Trotzdem ein sehr eindringlicher Gig, die nächste Club- oder Headlinershow im Dunkeln sollte man auf keinen Fall verpassen!
(Stephan Möller)
EREBUS ENTHRONED
Die Bäume rund um die Camp Stage schützen zwar etwas vor der prallen Sonne, verhindern aber nicht, dass bei EREBUS ENTHRONED einiges an Stimmung flöten geht. Der finstere, den Frühneunzigern zugewandte Black Metal der Australier wäre eher etwas für den Abend gewesen. So pilgert der Tross aus Übersee souverän durchs Set und erntet verdienten Applaus. Die Klasse ihres aktuellen Albums „Temple Under Hells“ lässt sich unter diesen Voraussetzungen allerdings nicht auf die Bühne transportieren.
(Jan Wischkowski)
DARKMOON WARRIOR
War es am gestrigen Freitag ziemlich leer, als mit NORTHERN PLAGUE die erste Band die Main Stage betrat, können sich die Brandenburger DARKMOON WARRIOR heute nicht über fehlendes Publikum beschweren. Zwar könnte es voller sein, aber trotzdem stehen schon einige Leute vor der Bühne, um sich den geradlinigen Black Metal der Herren zu geben. Diese präsentieren ihre Musik mit einem knackigen Rauschesound, der wie angegossen dazu passt, und Songs wie das Abschlussdoppel „Blazing Satan Mastercult“ und „Prayer Of Genocide“ gehen gut ab und hinterlassen eine rundum zufriedene Meute.
(Stephan Möller)
COUNTESS
Eine Band, die im Vorfeld für reichlich Gesprächsstoff sorgte. Um es kurz zu machen: Für die einen sind COUNTESS purer Kult, für die anderen lebende Langeweile. Ein paar Meinungen liegen auch irgendwo dazwischen, und zu denen zähle ich mich mal. Überrascht war ich jedenfalls, als die stark im traditionellen Heavy Metal verwurzelten Songs immer mal wieder durch Ausrufezeichen-Momente auf sich aufmerksam machen konnten. Man muss zwar konstatieren, dass viele Passagen noch unter simpel liegen, technisch und vom Sound her passt das aber. Irgendjemand meinte zwischendurch, dass es der erste Gig von COUNTESS seit den 90ern sei. Das mag den Kultfaktor bei vielen noch potenzieren. Instrumental bewegt man sich vorwiegend mit Stakkato-Riffing durch die Midtempo-Nummern, baut sehr basslastige Abschnitte ein und ergänzt Keyboard-Sprengsel. Inhaltlich werden meist historische Kriegsthemen behandelt, und allein die Stimmfarbe zerrt die Musik ins Schwarze. Mit Black Metal hat das aber nichts zu tun.
(André Gabriel)
ENDEZZMA
Bereits im Vorfeld wurde in einigen Foren gemunkelt, dass ENDEZZMA heute etwas besonderes geplant haben. Geschürt wurden die Spekulationen vor Ort durch die bloße Anwesenheit Enzifers, was als Beleg für einen tatsächlich stattfindenden URGEHAL-Abschiedsgig durchgeht. Richtig geahnt, aber vorher ist wahlweise Geduld oder Genuss während des ENDEZZMA-Sets gefragt. Die Norweger, die mit ihrer „Alone“-EP und dem lang erwarteten Debütalbum „Erotik Nekrosis“ auf Platte bestens unterhalten, transportieren den morbiden Charme problemlos auf die Bühne. Vor allem Frontmann Morten Shax glänzt durch seine imposante Performance. Nach dem Ende des offiziellen Sets betritt Enzifer die Bühne und nach einer kurzen Gedenk-Ansprache an den 2012 verstorbenen Trondr Nefas gibt es drei URGEHAL-Songs als Dreingabe. Selbstverständlich erreichen weder „Satanic Black Metal in Hell“ noch „Goatcraft Torment“ die Qualität der Vergangenheit, werden aber trotz fehlendem „Tüpfelchem auf dem i“ hingebungsvoll präsentiert – ein würdiger Abschluss für eine der großen Bands Norwegens.
(Jan Wischkowski)
CORPUS CHRISTII
Langsam wird man ungeduldig ob der Verspätungen im Ablauf. CORPUS CHRISTII sind zwar ein gern gesehener Gast, aber dass sie noch zwischen den herbeigesehnten INQUISITION stehen, stimmt manchen aufgrund der Uhrzeit missmutig – vor allem da so langsam durchsickert, dass BELPHEGOR wohl mit INQUISITION getauscht hätten. Ziemliches hin und her, dafür aber volles Haus für CORPUS CHRISTII. Auf Platte liefern die Portugiesen seit Jahren grundsolide Arbeit ab, ihre Qualitäten liegen aber klar auf der Bühne. Wo das Material aus der Anlage wahrlich nicht süchtig macht, entwickelt es sich live zu einer unterhaltsamen, da dynamischeren Angelegenheit. Das Quintett macht den Ärger zwar nicht vergessen, überbrückt aber lobenswert die Zeit bis zu den eigentlichen Highlights des Abends.
(Jan Wischkowski)
BELPHEGOR
Und der rote Faden zieht sein Dilemma bis zum Ende durch. Auch die mächtigen BELPHEGOR musizieren zunächst mit dünnem Sound, der eine ganze Weile lang geradezu leise aus den Boxen dröhnt. Infernalisch geht anders. Überhaupt scheint der gesamte Auftritt unter keinem guten Stern zu stehen, da die Zeitverzögerung gar nicht so gut bei den BELPHEGORen ankommt, die es scheinbar recht eilig haben. Schwupps, wird dann mal eben die Running Order geändert und INQUISITION tauschen mit Helmuth und Co. Wenigstens passt die Bühnendeko wie gewohnt. Zuvor noch unter Mülltüten verborgene Knochengebilde umrahmen die Musiker, die im ungünstigen Licht allerdings etwas untergehen; auch unsere Fotografin beklagt die Lichtverhältnisse, die es kaum möglich machen, ordentliche Bilder zu knipsen. Eigentor, kann man wohl passend zur abgelaufenen WM sagen. Ein Volltreffer sind hingegen wie so oft die Bühnenpräsenz und Darbietung von BELPHEGOR. „Justine: Soaked In Blood“ vom „Bondage Goat Zombie“-Album ist ein erhabenes Highlight. Helmuth wird von seinen ansehnlich synchron headbangenden Mitstreitern gern mal flankiert, überrascht selbst aber vor allem mit seiner Stimme: Die tiefen Growls klingen anders als früher, genau wie auf der neuen Platte „Conjuring The Dead“. Von ebendieser stammt auch der Song „Gasmask Terror“, bei dem der Gitarrensound aber leider wieder wegschlummert und erst beim majestätischen Songfinale wieder hörbar wird. BELPHEGOR sind auch live in der Regel eine Macht, man hat sie aber schon deutlich besser erlebt. Vielleicht sitzt der Ärger über die späte Stunde ja doch tiefer.
(André Gabriel)
INQUISITION
Zum Abschluss des Festivals betritt das in den Neunzigern in die USA ausgewanderte, kolumbianische Duo INQUISITION die Bühne. Ob sich die Band einen Gefallen damit getan hat, ihren Slot mit den müden BELPHEGOR zu tauschen? Wohl eher nicht, denn aufgrund der anderen Verspätungen und Verzögerungen im Zeitplan ist es schlicht zu spät, als dass noch viel abgehen könnte – einige sind auch schon längst nach Hause gefahren, bereits nach ENDEZZMA und CORPUS CHRISTII waren erste Wanderungen in Richtung Park- bzw. Zeltplatz zu beobachten. Schade für die Band, vorher hatte ich anhand der herumlaufenden T-Shirts den Eindruck gewonnen, INQUISITION hätten in Sachen Publikum standesgemäß abräumen können. Die Band juckt das aber nicht, sie geben sich trotzdem Mühe und feuern einen, ähm, bunten Mischmasch aus älteren und neueren Songs von der Bühne. Der Sound knallt einigermaßen, die Songs knallen richtig, das Bier knallt wie es soll. Zumindest bei meinen Mitreisenden, ich selber muss noch fahren und verabschiede mich vorzeitig. Schade, da hätte ich lieber einen halben BELPHEGOR-Gig verpasst.
(Stephan Möller)
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37234 Reviews und lass Dich inspirieren!
Belphegor, Demonical, Deus Mortem, Nunslaughter und The Great Old Ones auf Tour
31.05. - 01.06.25 | Fortress Festival 2025 (Festival)Agalloch, 1349, Ulcerate, Forteresse, The Great Old Ones, Perchta, Akhlys, Grift, Perennial Isolation, Moonlight Sorcery, Aquilus, Suldusk, Abduction, Devastator (UK), Afsky und Autumn NostalgieScarborough Spa, Scarborough |
und schön die glatzen mit landser kapuzenpulli übersehen.
https://www.youtube.com/watch?v=MHE3fn5DAkw
kotz
wo ist bomber harris wenn man ihn braucht 🙁
Keine Sorge: Hätten wir die Typen bemerkt, hätten wir sie „angesprochen“.
Bomber Harris als Argument gegen Nazis….deutlich schlimmer als ein Glatzkopf mit Landser-Pulli. Leider in D nicht verboten, zum Massenmord aufzurufen – sofern man kein Nazi ist, selbstverstaendlich.