Under The Black Sun
Willkommen im Black-Metal-Sommercamp
Konzertbericht
DONNERSTAG – 27. Juni 2019
Bands:
SABATHAN
ARS VENEFICIUM
SAMMATH
PESTKRAFT
NASHMEH
FRANTIC AGGRESSOR
Pünktlich um 18:00 Uhr entert das Ostberliner Trio FRANTIC AGGRESSOR die Bühne – der rohe Black Metal mit hörbarem Thrash-Einschlag macht sich ausgesprochen gut als Festivaleinstieg. Die Band feiert heute die Veröffentlichung ihres Debütalbums „Land Mine Logic“, das mit Tracks wie „Traces“, „Freedom.Power.Will“ und „Final Spasms Of A Dying Multiverse“ gelungen auf ein musikalisch extremes Festivalwochenende einstimmt. Es hat ein wenig gedauert, bis sich hier echtes Festival-Feeling eingestellt hat – wie die bekannte Ruhe vor dem Sturm. Doch schon beim Opener befinden sich etliche Besucher dem Gelände.
Galerie mit 14 Bildern: Nashmeh – Under The Black Sun 2019Çaruk Revan und Lord Faustoos, die ihre Live-Auftritte normalerweise mit einer Performerin ausstatten, sind oft und gern gesehene Gäste auf dem Under The Black Sun. Heute stehen sie mit ihrem Projekt NASHMEH auf der Bühne – und zwar nur zu dritt mit Schlagzeuger Asbath Sverre. Bereits „Abjad“, mit dem das iranisch-deutsche Trio das Set eröffnet, weist die Stärken von NASHMEH aus: die intensive Einbeziehung der kulturellen Wurzeln, die sich auch in den Riffs und der Rhythmik von Stücken wie „Antarctic Shamash“ und „Greifenaufstieg“ finden. Da stellt Çaruk das Akkordeon auch mal zur Seite und bearbeitet leidenschaftlich die Daf, wenn sie gerade nicht ins Mikrofon growlt und keift. Der gesamte Auftritt ist von einer Leidenschaft und Hingabe gezeichnet, die unweigerlich mitreißen. Vielleicht ist es der richtige Schritt, auf unnötiges Drumherum zu verzichten und sich einfach pur ohne zusätzliche Performerin zu präsentieren. Natürlich gibt einige Kommentare wie „Akkordeon und Black Metal zusammen sind ein No-Go“, aber die meisten Publikumsstimmen sind sehr positiv. Chacun à son goût!
Galerie mit 11 Bildern: Pestkraft – Under The Black Sun 2019Ähnlich polarisieren die folgenden PESTKRAFT aus Spanien. Einige finden das Quintett um Frontfrau Blodig, die konsequent hinter einer Kanzel steht, spannend und erfrischend. Dann gibt es die Fraktion, denen Bewegung auf der Bühne fehlt, während die Band Tracks wie „Save Me“, „Blackened Skies“, „Penitents Road“ und „Dancing With Death“ vom Debütalbum „Litanies Of The Plague“ etwas gleichmütig herunterspult. Da reißen auch die stilechten Outfits mit Roben und Pestmasken nicht viel raus. Natürlich kann man bei derartigen Outfits keine artistische Raserei auf den Brettern erwarten, aber an sich ist die Pest doch ein so aufwühlendes Thema, dass man dabei nicht so völlig statisch auf der Bühne herumstehen muss, oder? Zumal sich das mitunter auf das Publikum überträgt – von einigen Hardlinern abgesehen.
Galerie mit 11 Bildern: Sammath – Under The Black Sun 2019Ganz anders die Niederländer SAMMATH. Der Funke springt sofort auf das Publikum über und es wird ordentlich voll vor der Bühne. 25 Jahre hat das Brainchild von Jan Kruitwagen auf dem Buckel, wovon absolut nichts zu spüren ist. Stattdessen regiert gesunde Spielfreude. „To Hell“ oder das gefeierte „Drakenbloed“ vom 99er-Debüt „Strijd“ werden gnadenlos in die Menge gefeuert, die nach mehr und mehr geifert. Natürlich lässt sich das Trio nicht lumpen und spielt neben einigen älteren Stücken („Thrive In Arrogance“, „Stalingrad“) auch brandneues Material wie „Totenhügel“ und „Across The Rhine Is Only Death“ vom gleichnamigen Album. Der Auftritt zeigt, dass SAMMATH auch 2019 eine feste Größe im Black Metal sind.
Galerie mit 11 Bildern: Ars Veneficium – Under The Black Sun 2019ARS VENEFICIUM meistern die Herausforderung, den Stimmungspegel nach dem starken Gig von SAMMATH zu halten, recht souverän, erreichen den Mitreißfaktor trotz überzeugender Bühnenpräsenz aber nicht ganz. Die Belgier spielen überwiegend Material vom Debütalbum „The Reign Of The Inferal King“, geben mit „Worship The Goat“ und „Night Preacher“ aber auch ältere Tracks zum Besten – bei „Night Preacher“ hat Revenant von den Schleswig-Holsteiner Schwarzmetallern SARKRISTA einen Gastauftritt. Mit „A Thousand Weeping Angels“ packen die Belgier wiederum einen neuen Track aus, der nur wenige Tage zuvor auf einer Split mit ULVDALIR veröffentlicht wurde. Alles in allem ein stimmiger Auftritt, der gut ankommt, aber irgendwie scheint es, als würden nicht wenige Leute auf das warten, was danach kommt.
Galerie mit 15 Bildern: Sabathan – Under The Black Sun 2019Es ist Zeit für Black Metal from Hellgium. Lord Sabathan lässt mit SABATHAN die alten ENTHRONED musikalisch auferstehen. Schon im März konnten sie in Brüssel überzeugen und auch der Auftritt beim Under The Black Sun verströmt pure Nostalgie, wenn mit „The Ultimate Hordes Fight“, „Scared By Darkwinds“, „Evil Church“, „At The Sound Of The Millennium Black Bells“ und „Hertogenwald“ ein Klassiker den nächsten jagt. Die Musiker sind gut aufeinander eingespielt und das Gekeife von Lord Sabathan – sei es in den Songs oder den Ansagen – ist einfach unverwechselbar. Die vor der Bühne versammelte Menge rastet aus und verlangt wiederholt nach mehr. Nach einer kurzen Feuerspuckeinlage gibt es das finale „Walpurgis Night“. Was für ein Abschluss des ersten Festivaltages!
(Text: Endrew Stepan)
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