Under The Black Sun 2017
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Under The Black Sun 2017 – Samstag, 01.07.2017
PANYCHIDA
Galerie mit 5 Bildern: Panychida - Under The Black Sun 2017Letzter Tag, letzte Chance, am Wasserspektakel mit Blastbeats teilzunehmen. Mal im Ernst: Inzwischen ist man daran gewöhnt und spätestens morgen wird man anfangen, sich auf ganz besondere Weise ans Under The Black Sun 2017 zu erinnern. Vorher genießen wir aber noch den Samstag, den PANYCHIDA gegen 14:00 Uhr einläuten. Vor die Bühne haben sich zu dieser unchristlichen Zeit nur ein paar Menschen bewegt, zudem regnet es heute mal (höhö). Einer macht alles richtig und bangt sich zu den vergleichsweise gediegenen Klängen, fokussierten Melodien und Pagan-Einflüssen die Haare trocken. Der Sound macht heute „früh“ eine klasse Figur und hisst die PANYCHIDA-Fahne ausdrucksstark und kraftvoll. Irgendwie ist die Mucke auch genau richtig als Opener, zumal die Band den Anheizerstatus und das Wetter gekonnt ignoriert und sichtlich Spaß hat. Aus der Konserve ertönt immer wieder die oftmals kritisierte Flöte, doch heute passt das alles und macht Laune, punkt.
(André Gabriel)
STREAMS OF BLOOD
Corpsepaints gehören heute ja zum guten Ton und machen dem Dorfpfarrer nur noch selten Angst. STREAMS OF BLOOD legen jedoch noch einen drauf und sehen mit ihrer Mischung aus Corpsepaint und Vermummung wirklich, WIRKLICH böse aus. Das Auftreten ist also schon einmal intensiv, und dabei hätten die vier Herren aus Süddeutschland das gar nicht nötig – denn ihre Musik könnte auch für sich stehen. Der garstige, aggressive Black Metal der Band à la ENDSTILLE, frühe GORGOROTH und Co. kommt heute fett aus den Boxen, STREAMS OF BLOOD stellen eine unfassbare Abrissbirne dar. Spätestens beim abschließenden „Detox“ gehts auch im Publikum richtig ab, und soviel Applaus hat abseits der Headliner bisher kaum eine Band bekommen – zurecht. Fetter Shice!
(Stephan Möller)
ARKONA
Nachdem GENOCIDE SHRINES einmal mehr wenige Wochen vor dem UNDER THE BLACK SUN ihren Auftritt absagen mussten, wurden ARKONA als Ersatz angekündigt. Eine großartige Entscheidung, wie nicht nur ihr aktuelles Album „Lunaris“ belegt. Schon im Frühjahr in Berlin haben die Polen einen hervorragenden Eindruck hinterlassen und untermalen diesen Status auch heute. Mit weißen Hoodies begkleidet, fällt die Band optisch etwas aus dem Rahmen, musikalisch gibt es allerdings mit das Beste, was 2016 im östlichen Nachbarland erschienen ist. Finster, melodiös und von eine furiosen Aggressivität geprägt, verfliegt die Spielzeit wie im Fluge. Kleiner, aber entscheidender Wermutstropfen: Die Leadgitarre geht im Sound etwas unter, sodass den Songs einiges an Macht geraubt wird. Ebenfalls schade, dass ARKONA so früh auf die Bretter müssen, denn in kompletter Dunkelheit gewinnt das Material definitiv an Intensität – trotzdem starker Auftritt!
(Jan Wischkowski)
DARKMOON WARRIOR
Galerie mit 7 Bildern: Darkmoon Warrior - Under The Black Sun 2017Knochen und Schädel auf und Regenschirme vor der Bühne – so wird dem Gehörnten in Friesack gehuldigt. Fronter Atom Krieg gönnt sich regelmäßig aus der Flasche Wein, die er clever am Mikro platziert hat, ansonsten ist gefühlt jedes dritte Wort „Satan“: Blasphemie und dreckiger Underground-Charme zum späten Nachmittag! Entsprechend liebreizend starten DARKMOON WARRIOR mit „Fuck Off“ in ihr Set und spielen nach und nach die Helligkeit weg. Der Regen kehrt zurück und mit ihm fegen tiefschwarze Songs der Marke „Blackmetal Anarchy“ und „Satanification“ über die Anwesenden hinweg. „This is for the Black Metal outlaws“, keift Atom Krieg und schaut dabei auf eine doch recht ordentliche Zahl an Menschen, die sich vom infernalischen Brett umklatschen lassen wollen. Dazu rumpelt der Sound genau richtig, die Leadgitarre ist im Vergleich zum ARKONA-Auftritt gut hörbar und das ständige „Ugh“ sitzt auch.
(André Gabriel)
KULT
Galerie mit 8 Bildern: Kult - Under The Black Sun 2017Bereits 2014 haben KULT auf dem UNDER THE BLACK SUN abgeräumt. Drei Jahre später sind die Erwartungen an die Italiener, deren letztes Album „Unleashed from Dismal Light“ 2013 erschien, entsprechend hoch. Zumindest ist es vor der Bühne ordentlich gefüllt, als die Mannen um Drummer Thorns und Fronter Tumulash, die noch in etlichen anderen Bands wie zum Beispiel DARVAZA oder FIDES INVERSA aktiv sind, eben jene betreten. Den Grund für den Andrang liefert die Band dann höchst selbst – es kocht förmlich. Der eher klassische Black Metal wird mit viel Leidenschaft zelebriert und insbesondere Tumulash schreit sich facettenreich seine eigenen Dämonen aus der Lunge und wirkt zeitweise wie ein Besessener. Dementsprechend laut ist auch der Applaus nach jedem gespielten Song – jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Band auch auf Konserve nachlegen wird!
(Jan Wischkowski)
MONARQUE
Galerie mit 14 Bildern: Monarque - Under The Black Sun 2017Und dann die Kanadier MONARQUE: Was für eine Hingabe, was für eine Intensität! Der Fünfer aus Quebec legt heute einen der denkwürdigsten Auftritte des ganzen Festivals hin, vor allem die sichtbare Spielfreude der Herrschaften, aber auch ihr grandioser, eingängiger, gleichzeitig unfassbar intensiver Melodic Black Metal sorgen für diesen Eindruck. Bandkopf Monarque – einstig Alleinunterhalter des Soloprojekts, heute nur für Gesang zuständig – wirkt getrieben und verkörpert den Wahnsinn, wie ich ihn lange nicht mehr auf irgendeiner Bühne gesehen habe.
Auch musikalisch überzeugen MONARQUE wie gesagt, von „Vigor Mortis“ vom aktuellen Album „Lys Noir“ über „L’Abysse Aux Charognes“ vom 2009er-Werk „Ad Nauseam“ (inklusive Feuerspucker-Show – sehr geil!) bis hin zu „Fier Hérétique“, dem Titeltrack des Debütalbums, die Truppe aus Quebec überzeugt auf voller Länge. Spätestens beim BURZUM-Cover „Key To The Gate“ – erneut mit Feuershow – ists um das Publikum geschehen, der Song wird frenetisch bejubelt, von der Band allerdings auch frenetisch gespielt. Geht es noch ein Stück intensiver? Apropos Publikum: Bezeichnend, dass sich trotz des zwischenzeitlich wieder einsetzenden Regens nur wenige Leute nach hinten in den Pavillion verziehen – MONARQUE sind einfach viel zu gut. Vielleicht liefern sie nicht den komplexesten, den perfektesten, den astreinsten Gig des diesjährigen Under The Black Sun ab – aber, wie gesagt, auf jeden Fall den denkwürdigsten. Chapeau!
(Stephan Möller)
MAKE A CHANGE… KILL YOURSELF
Galerie mit 10 Bildern: Make A Change... Kill Yourself - Under The Black Sun 2017Mit MAKE A CHANGE… KILL YOURSELF zeigt sich, dass Dänemark mehr vorweisen kann als nur spaßigen Death Metal der Marke ILLDISPOSED. Mastermind Ynleborgaz – gut erholt vom Auftritt am Vorabend mit ANGANTYR – bringt heute den vertonten Selbstmord auf die Bühne von Friesack, was auch gut zum Wetter passen will. Strahlender Sonnenschein und Suicidal Black Metal ist keine treffende Kombination. Mit „Fri Fra Denne Verden“ vom letzten Album „Fri“ startet die einstündige Reise durch die dunklen Ecke der menschlichen Seele. Da MAKE A CHANGE… KILL YOURSELF zu ausufernden Songs neigen, bleibt es am Ende auch bei einer Handvoll Songs inklusive epischem Intro. Leider haben die Dänen kein neues Material im Gepäck, da sich die letzte Veröffentlichung darauf beschränkt, alle drei Alben nochmal als Tape-Box zusammenfassen. Ohnehin steht das 2012er-Album „Fri“ heute im Vordergrund: auch „Du Er Alene“ und „Livets Gave“ werden in ihrer epischen Breite auf das Publikum losgelassen, das trotz mäßigem Sound Ynleborgaz und seine Live-Unterstützung ordentlich abfeiern. Ein gelungener Auftritt von MAKE A CHANGE… KILL YOURSELF, die auch live nicht zu den umtriebigsten Bands gehören.
(Hannes Fuchs)
DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT
Galerie mit 10 Bildern: Darkened Nocturn Slaughtercult - Under The Black Sun 2017Wenn die Nordrhein-Westfalen DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT auch musikalisch nicht zu den ungewöhnlichsten Bands des diesjährigen Under The Black Sun gehören, optisch gehören sie zu den auffälligsten: Sängerin Onielar steht, wie schon seit einigen Jahren, ganz in weiß auf der Bühne und besudelt sich im Laufe des Auftritts wie gewohnt mit Blut, dazu schmücken ein Kuhschädel und ein fettes Pentagram vor dem Drumkit die Bühne. Aber DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT wären nicht DARKENEND NOCTURN SLAUGHTERCULT, wenn sie nicht auch musikalisch eine Keule auspacken würden – ihr Black Metal gehört eher der Marke „old school“ an denn der Marke „extravagant“, aber das heißt ja nicht, dass man das nicht gut machen könnte. Die drei Herren und eine Dame packen auf jeden Fall gleich zu Beginn den starken Titeltrack ihres aktuellen Albums „Omnis Immundus Spiritus“ aus und überzeugen mit klarem Sound und viel musikalischer Finsternis. Gleich zu Beginn zeigt sich: Onielars heisere Schreie gehören zumindest live schon zu den intensiveren Black-Metal-Gesangskünsten.
Es folgen alle Hits, die die Leute hören wollen: „Bearer Of Blackest Might“, „Tempestous Sermonizers Of Forthcoming Death“, „Das All-Eine“ (alle vom 2006er-Album „Hora Nocturna“), dazu „Thanatos“ vom Debüt „Follow The Calls For Battle“, „The Descent To The Last Circle“ von „Saldorian Spell“, sowie zum Abschluss das unverzichtbare Doppelpack aus „The Dead Hate The Living“ und „Nocturnal March“. Unterm Strich ergibt das einen ziemlich runden, wütenden Auftritt durch die gesamte Band-Diskografie (zumindest was Studioalben angeht), und es mag finsterere Bands geben, es mag eingängigere Bands geben – aber auf dem schmalen Grat zwischen beidem wandelt kaum jemand so gut wie DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT.
(Stephan Möller)
THE RUINS OF BEVERAST
Galerie mit 10 Bildern: The Ruins Of Beverast - Under The Black Sun 2017Eigentlich sollen THE RUINS OF BEVERAST der Festivaljubiläusmausgabe die Krone aufsetzen. Zuletzt hat die Band um Mastermind Alexander von Meilenwald auf „Exuvia“ einmal mehr den Eindruck einer Ausnahmeband beeindruckend untermauert. Dass der eigenwillige Stil aus Black und Doom Metal auch live hervorragend funktioniert, ist seit einigen Jahren kein Geheimnis mehr. Und trotzdem scheint es dem einen oder anderen nach diesem kräftezehrenden Wochenende zu schwer zu sein. Es ist immer noch voll, aber die Konzentration scheint zu mangeln, sodass die intensive Atmosphäre immer wieder von betrunkenem Gemurmel der Umstehenden gestört wird. An der Band selbst liegt es nicht, denn diese ist perfekt aufeinander abgestimmt und profitiert umso mehr von einem hervorragendem Sound. Klassiker wie „50 Forts Along The Rhine“ oder „Between Bronze Walls“ werden ebenso wie aktuelles Material („Towards Malakia“ und „Maere (On a Stillbirth’s Tomb)“ wahrlich zelebriert und dank der in Rottönen gehaltenen Bühne ins rechte Licht gerückt. Schade, dass die Band bereits etwas früher als geplant mit „I Raised This Stone As A Ghastly Memorial“ in der Nacht verschwindet. Ein mehr als würdiger Headliner für das diesjährige Under The Black Sun!
(Jan Wischkowski)
CRYFEMAL
Galerie mit 10 Bildern: Cryfemal - Under The Black Sun 2017Die letzte Band des Under The Black Sun 2017. Zur Abschlussfeier kommen dann auch tatsächlich einige, andere formen ihre mitgebrachten Knicklichter zu einem umgedrehten Kreuz – stimmungsvoll. Auf der Bühne trieft das Blut … von den Gesichtern der Gitarristen. Die Spanier setzen vom Start weg auf hohe Geschwindigkeit und dieser Fokus hält sich auch bis zum Ende. Im ersten Song sind die Vocals noch etwas zu laut, es dauert aber nicht lang, bis uns die Tonmänner einen würdigen Sound bescheren. Ach, übrigens: kein Regen. Trocken ist es trotzdem nicht, außer vielleicht in den Kehlen einiger Anwesenden: „Can we have more beers in the front“, fragt Bandkopf Ebola höflich. Dann geht’s weiter mit geradlinigem Black Metal der Sorte „Infestacion“ vom letzten Album „D6s6nti6rro“. Das Highlight ist aber das DARKTHRONE-Cover „Too Old Too Cold“, das den Schlusspunkt dann wirklich als Ausrufezeichen setzt.
(André Gabriel)
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06.12. - 07.12.24 | metal.de präsentiertDe Mortem Et Diabolum Vol. X - 2024 (Festival)Ancient, The Ruins Of Beverast, Schammasch, Desaster, Sulphur Aeon, Manbryne, Drowned, Worm, The Flight Of Sleipnir, Agrypnie, Ponte Del Diavolo, Naxen, Horns Of Domination, Praise The Plague und Three Eyes Of The Void |
Schicker Bericht und vor allem kommt der auch zeitnah daher 😉