Ulver
live auf der Volksbühne Berlin

Konzertbericht

Billing: Ulver
Konzert vom 2010-02-08 | Volksbühne, Berlin

Was stand da, kurz bevor die ersten Tönen von der Bühne kamen: „ULVER. The rest is silence“? Pff… Wirklich tief beeindruckt bin ich bisher nicht. Und ich mag besonders das letzte ULVER-Album, das angekommen ist bei ruhiger Melancholie, nur noch zurückhaltend experimentellem Soundtrack-Feeling, BOHREN & DER CLUB OF GORE, schönen Songs. Kombinationen wie “Dark Ambient“ und “Trip Rock“ fallen in Beschreibungen. Black in Verbindung mit Metal, radikal oder provokativ ist hier eigentlich nichts mehr. Einfach nur sehr gut. Live dagegen ist oft der Anspruch zu spüren, irgendwie künstlerisch zu sein. Die Aufmerksamkeit schweift ein bisschen ab. Daher zwischendurch für Interessierte die Namen der Live-Band wie auf der Seite der Volksbühne angegeben: Kristoffer Rygg, Jørn H. Sværen, Tore Ylwizaker, Daniel O’Sullivan, Lars Pedersen.

Von “Shadows Of The Sun“ spielen ULVER noch ‘Let The Children Go’, ’Funebre’ und ’Like Music’. “Blood Inside“ wird in Hattrick-Form gewürdigt: ‘For The Love Of God’, ‘In The Red’, ‘Operator’. “Perdition City” gibt es im Doppelpack: ‘Hallways Of Always’, ‘Porn Piece Or The Scars Of Cold Kisses’. Dazu ein Auszug aus “Themes From William Blake’s…”: ‘Plates 16-17’. Außerdem haben es ’Silence Teaches You How To Sing’ und zum Abschluss ’Not Saved’ ins Programm geschafft. Einige längere Fan-Mitschnitte der Tour stehen übrigens auf Youtube.

Irgendwann tanzt eine Frau im weißen Kleid über die Leinwand. Das wirkt schön, entfesselt. Bild und Ton ergänzen sich an dieser Stelle unverkrampft und schlüssig. Hier schwingt nicht so aufdringlich und beliebig wie sonst das Anliegen mit, unbedingt den Kreislauf des Lebens, Licht und Schatten, Gut und Böse oder auch nur Grafiken abzubilden, um dadurch die Musik zu überhöhen. Ganz so viel gibt sie dann nämlich nicht her. ULVER erschaffen hier unterm Strich einen teilweise sehr atmosphärischen Soundtrack. Und mit Soundtrack-Arbeiten für Filme haben sie tatsächlich schon Erfahrungen gesammelt. Aber mehr? Vielleicht ist es einfach so, dass die konservierten Arbeiten gereicht hätten. Der Live-Auftritt fügt ihrem Schaffen in dieser Form jedenfalls keine unverzichtbare Ebene hinzu.

Die Erinnerung an ein LAIBACH-Konzert vor einigen Jahren stellt sich irgendwann ein. Insgesamt wirkte diese Aufführung be- und verarbeiteter Nationalhymnen im Kesselhaus überzeugender.

Bei aller Kritik blitzt natürlich oft ULVERs musikalische Sonderklasse auf. Die musikalische Verbindung von Düstergroove, Piano-Momenten und Elektro-Noise-Elementen klingt auch live grundsätzlich originell. Wie vor dem Konzert wird der Stand mit den Fan-Artikeln anschließend intensiv belagert werden. Nach einem ordentlichen Auftritt. Nur genügt “ordentlich“ den Erwartungen an eine Band wie ULVER? Und mal ehrlich: gerade mal etwas über 70 Minuten Spielzeit? Bisschen sehr kurz. Besonders, da man ja keine 08/15-Tour-Kapelle sein möchte. Das betonte Hochreißen der Arme, die Shakehands auf der Bühne, das Gongschlagen, die abschließenden Verbeugungen gen Publikum – Gesten, die dementsprechend eher übertrieben wirken. Selbstverständlich gibt es Beifall – jedoch deutlich entfernt von minutenlangen Jubelorgien. Jens Balzer, Popkultur-Kritiker der Berliner Zeitung – und anscheinend vom Transmediale-Progranmm schon leicht übersättigt – holte zum totalen Verriss aus und berichtete später über das “Das ödeste und dümmste, aufgeblasenste, aber auch rundum bescheuertste Konzert, das ich – jetzt mal abgesehen von Céline Dion – in den letzten zwanzig Jahren gesehen habe.“ Ganz so schlimm – das sei der Fairness halber noch mal betont – musste man es als Kenner und Freund der ULVER-Werke nicht finden. Aber das traf vermutlich auch schon für die Kenner und Freunde von Céline Dion zu.

Ulver

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23.02.2010

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