Ulver
live auf der Volksbühne Berlin

Konzertbericht

Billing: Ulver
Konzert vom 2010-02-08 | Volksbühne, Berlin

Montagabend und alle sind sie da: Berliner Zeitung, Metal Hammer, diverse Online-Magazine, dazu viele Leute von außerhalb – angereist, um endlich ULVER live zu erleben. Weder bei CURRENT 93 noch MAYHEM standen so viele Leute vor den Saaltüren der Volksbühne.

Nach dem Einlass das erste dicke Fragezeichen: Warum ist der Saal heute unbestuhlt? So setzen sich halt alle auf die Stufen. Alle? Nein, irgendwann hält es einen Besucher nicht mehr. Er erhebt sich und wird wohl prompt von einem Ordner ermahnt, entweder an den Rand zu gehen oder sich zu setzen. Der Rest bleibt brav. Genauso wie das Geschehen auf der Bühne. Dort geht zu Beginn auf der Leinwand die Sonne auf, musikalisch untermalt von ‚Eos‘, dem ersten Stück auf „Shadows Of The Sun“. Später jagen sich Tiere durch die Savanne, es gibt ein bisschen Fickificki und Spermien, eine Tänzerin, Selbstmord in der Badewanne, bunte Muster. Lauter reizend unterhaltende visuelle Elemente.

Es gibt auch den Turmspringer von Leni Riefenstahl. Ist zwar spätestens nach RAMMSTEIN und LAIBACH kein Aufreger, aber dafür haben ULVER eigentlich die Bilder von Hitler, denen, die ihn grüßen und zur finalen Krönung KZ-Leichen im Datengepäck. In Lillehammer (Norwegen) gab es danach jedenfalls Applaus. In Berlin will man selbigen nach ‚Little Blue Bird‘ und ‚Rock Massif‘ offenbar nicht riskieren. Jedenfalls nicht dafür. ULVER verzichten in einem Akt der Selbstzensur. Die Bilder werden durch eine Erklärung der Band ersetzt: Aus Respekt vor dem historischen Boden und überhaupt… Bei aller Kunstfreiheit. Hätte an dieser Stelle möglicherweise auch die Stimmung trüben, unsere Gefühle oder gar die des Ortes verletzen können. Schon klar. Die Frage ist vielleicht, warum man überhaupt solche Bilder nutzt.

ULVER sind einige Male damit beschäftigt, den Sound nachregeln zu lassen. Ansonsten bekommt man von den Trommlern, Laptop-Musikern und dem Mann, der zwischen Saiteninstrument und Keyboard wechselt, wenig zu sehen. Sie stehen fast ausschließlich im Schatten. Und weil es noch nicht voll genug ist, steht auch noch ein Gong neben dem Mikro. Zusätzliche Lichtstrahler blenden leicht Richtung Publikum. Garm konzentriert sich überwiegend auf den Gesang, in der Regel ohne dabei die Qualität seiner Studioleistungen zu erreichen. Streckenweise hört man besonders während der ersten Stücke seine Stimme aber eh kaum. Das typische Live-Sound-Problem. Der Bass-Sound wirkt leicht übersteuert. Der Noise-Teil der CURRENT-93-Show klang seinerzeit sauber. Es geht also anders. Richtiger Soundcheck, inklusive sachverständigem Regler – warum funktioniert das eigentlich selbst bei vermeintlichen Perfektionisten oft nicht?

Ulver

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23.02.2010

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