Ultima Ratio Fest 2023
Sommer-Festival-Feeling im Frühherbst
Konzertbericht
Das Ultima Ratio Fest 2023 setzt das bekannte Konzept der Konzert-Reihe aus 2022 fort: Eine gut abgewogene Mischung an Bands aus den Bereichen Dark-, Melodic-Death und Black Metal werden hierbei dem Publikum angeboten. Dabei verbindet alle Bands, dass sie zwar unterschiedlichen (Sub-)Genres entstammen, aber doch wissen, wie man melodiös zu Werke geht. Das passt also grundsätzlich schon irgendwie zusammen – und selbst wenn nicht jede Band den eigenen Musikgeschmack zu einhundert Prozent trifft, so muss man auch nicht schreiend oder kopfschüttelnd den Saal verlassen.
Und was noch passt: Dieses Bandpaket gibt es zu einem fairen Preis, knapp über vierzig Euro im Vorverkauf für einen Abend mit PARADISE LOST und PRIMORDIAL als würdigen Headlinern und zwei weitere namhafte Bands im Aufwärmprogramm mit OMNIUM GATHERUM und HARAKIRI FOR THE SKY. Dass hierdurch ein Kompromiss hinsichtlich der Spielzeiten eingegangen werden muss, ist nachvollziehbar: Keine Band spielt länger als sechzig Minuten, auch die Headliner beschränken sich zeitlich gegenüber ihren üblichen Auftritten auf ein reduziertes Set, damit die Veranstaltung sich nicht bis tief in die Nacht zieht. Bei kurzen Umbaupausen und knackigen Setlists verspricht das Ultima Ratio Fest 2023 somit einen kurzweiligen und abwechslungsreichen Abend.
Aber genug der Vorrede. Vorhang auf für das Ultima Ratio Fest 2023, wir berichten von den Stationen in Hannover und am folgenden Tag in Hamburg.
Hannover, Capitol – 11. Oktober 2023
Bericht: Sven Lattemannn (Hannover, Capitol)
Bilder: Isabell Kurtze (Berlin, ORWOHaus)
Richtig mild ist das Wetter an diesem Abend in Hannover – so mild, dass entspanntes warten vor dem Einlass im T-Shirt möglich ist. Anfang Oktober kommt da richtig Sommer-Festival-Feeling auf. Ziemlich verrückt und sicherlich auch ziemlich geschäftsschädigend für die Garderobe. Vier Bands stehen heuer auf dem Programm, sodass der Einlass für viele Zuschauende direkt nach Feierabend gestartet sein dürfte, und so lässt sich auf Sitzbänken an der Ihme, dem an das Capitol angrenzenden Fluss, so manche Gestalt mit Abendbrot-Döner in der Hand ausmachen.
Der Oberrang ist an diesem Abend im Capitol geschlossen, direkt vor der Bühne ist allerdings so einiges los. Knapp zur Hälfte dürfte das Capitol damit heute ausgelastet sein.
HARAKIRI FOR THE SKY – Frühstart mit Happy-End
Galerie mit 17 Bildern: Harakiri For The Sky - Ultima Ratio Fest 2023 in BerlinEntsprechend dem auf der Tour regelmäßig durchgeführten Wechsel der Opener zwischen OMNIUM GATHERUM und HARAKIRI FOR THE SKY geht es an diesem Abend mit HARAKIRI FOR THE SKY los. Dabei starten Post-Black-Metaller nicht nur fünf Minuten früher als angekündigt, in der Folge haben die Österreicher auch mit einiger Laufkundschaft zu kämpfen: Bis das Publikum so seinen Platz gefunden und sich mit Getränken eingedeckt hat, ist ordentlich Tumult vor der Bühne. Auch der Sound ist noch etwas verwaschen und groovt sich anscheinend noch in den Abend ein.
Aber unbeeindruckt von all dem ziehen HARAKIRI FOR THE SKY ihr Set durch. Und offensichtlich finden sich so einige Fans der Band im Publikum, verstreut in der Menge sind immer wieder kleine Mosch-Inseln zu erkennen. Wenn Sänger J.J. sich das Mikrofonkabel wahlweise um den Hals schlingt oder anderweitig dramatisch damit gestikuliert, zieht er den Fokus der Aufmerksamkeit auf sich.
Da HARAKIRI FOR THE SKY auf den vorderen Bühnenbereich festgelegt sind, ist wenig Bewegung möglich. Wie um diese Situation aufzulösen steigt der Frontmann J.J. schließlich in den Graben hinab und schmettert das Ende der Zugabe „Calling The Rain“ direkt in die vorderste Reihe des Publikums.
OMNIUM GATHERUM – Live eine sichere Bank
Galerie mit 26 Bildern: Omnium Gatherum - Ultima Ratio Fest 2023 in BerlinStilistisch stellt der Wechsel von HARAKIRI FOR THE SKY zu OMNIUM GATHERUM schon einen ordentlichen Schwenk dar: Die Finnen geben schließlich astreinen Melodic-Death-Metal, der überaus eingängig und ziemlich knallig aus den Boxen schallt. Im Sound hat sich also einiges getan: Die Abmischung ist deutlich klarer und kraftvoller.
OMNIUM GATHERUM jedenfalls liefern. Hier sitzt das Synchron-Moschen ausgezeichnet, auch die Gitarrenabteilung tritt immer wieder an den Bühnenrand – besonders Markus Vanhala zieht immer wieder die Blicke auf sich. Und bei unzähligen Positionswechseln kommt es sogar nur zu einem einzigen Beinahe-Zusammenstoß. Respekt dafür.
Sänger Jukka Pelkonen sticht aus diesem Ensemble als richtig guter Entertainer sogar noch heraus: Die großen Posen sitzen, auch ein „Ausgezeichnet, Hannover“ und die Bekundung, dass es großartig sei heute hier zu sein, wird an das feiernde Publikum gerichtet.
Mit dem Love Boat-Soundtrack – die Älteren unter uns erinnern sich an dieses Fernsehjuwel – geht es dann von der Bühne. Und festzuhalten bleibt auch heute: OMNIUM GATHERUM sind einfach eine sehr gute Live-Band.
PRIMORDIAL reißen ordentlich ab
Galerie mit 19 Bildern: Primordial - Ultima Ratio Fest 2023 in BerlinHui, da hat PRIMORDIAL-Fronter Alan Averill aber einen Sahnetag erwischt. Dramatische Auftritte und ausladende Gestiken gehören ja zum Standardrepertoire des Iren, aber heute Abend haut Mr. Averill so einiges raus. Mit einem Strick um den Hals und in abgewetzte Lumpen gehüllt geht es von Minute Eins an richtig ab. Das obligatorische „Are You With Us?“ wird mit zunehmender Konzertdauer mit immer lauterem Jubel beantwortet.
Sänger Alan jedenfalls zieht es mit der schlichten Aussage, dass „In Vino Veritas“ liegt, immer wieder zum Bühenrand, wo die Flasche Rotwein als Erfrischungsgetränk geparkt ist. An der Gitarre gilt es ansonsten vermutlich als Ersatz für Michael Flynn Gerry Clince zu begrüßen, der als langjähriger Sessionmusiker ausgezeichnet mit dem Material der Band vertraut sein dürfte und sich nahtlos einfügt.
Bei der Songauswahl stimmt es ansonsten auch: „As Rome Burns“ ist ja schonmal eine ordentliche Ansage als Opener, „The Coffin Ships“ und „Lain With The Wolf“ decken die weitere Klassiker-Fraktion ab, dazu gibt es zwei Titel vom neuen Album „How It Ends“. Dass zum Abschluss dann noch „Empire Falls“ gegeben wird, ist die Kirsche auf diesem Sahnetörtchen-Auftritt. Bei allem Verständnis für das Konzept der angepassten Spielzeit bei diesem Mini-Festival und Respekt vor PARADISE LOST: Heute hätten PRIMORDIAL auch noch locker eine Stunde weiter spielen können, das hätten wohl alle Anwesenden gut gefunden.
PARADISE LOST – souverän, aber unspektakulär
Nach diesem Auftritt von PRIMORDIAL ran zu müssen ist schon herausfordernd, gilt es doch ein aufgeheiztes und begeistertes Publikum adäquat abzuholen. Und so versuchen PARADISE LOST erst gar nicht, dem dynamischen Auftreten von PRIMORDIAL nachzueifern, sondern geben sich eine ganze Spur gesetzter und zurückhaltender. Zudem ziehen sich die Briten in eine schummrige Bühnenbeleuchtung zurück, was nach dem energischen Auftritt von Herrn Averill eine zusätzliche Distanz zum Publikum schafft. Lediglich Greg Mackintosh tritt wiederholt für seine markanten Soli an den Bühnenrand.
Ohrenscheinlich haben sich PARADISE LOST heute Abend für die poppige Sound-Abmischung entschieden: Die Gitarren bleiben verdächtig leise, dominiert wird der Sound vom Schlagzeug und den eingespielten Samples. Gerade Gitarrist Aaron Aedy spielt zwar gewohnt engagiert, ist aber kaum rauszuhören. Allerdings hat sich Neu-Drummer Zima Montanarini, der nebenbei auch bei Mackintoshs STRIGOI trommelt, schon ganz ordentlich im Set eingelebt, auch wenn sein Spiel steriler klingt als das von Vorgänger Väyrynen.
Frontmann Nick Holmes hat ansonsten neben einigen Songansagen und einer kurzen Danksagung auch nicht viele Worte übrig. Nur einmal spricht er die Zuschauenden im Raucherbereich direkt an: ob es Ihnen denn gut gehe – und dann leitet er augenzwinkernd zu „As I Die“ über. Ansonsten gibt es ein ordentliches Best-Of-Set von PARADISE LOST, das keine Überraschungen bietet, aber gerade Old-School-Fans wohl nicht begeistert haben dürfte. Ein letztlich solider, aber sicherlich nicht herausragender und etwas kühler Auftritt von PARADISE LOST, der diesen Abend beschließt.
Um 23 Uhr wird dann bereits fix mit dem Bühnen-Abbau begonnen und das Capitol leert sich ziemlich zügig.
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Paradise Lost, Primordial, Omnium Gatherum und Harakiri For The Sky auf Tour
17.01.25 | Insomnium - “Beyond the Shadows of the Dying Sun”-10th Anniversary European TourInsomnium, Omnium Gatherum und HinayanaTurbinenhalle, Oberhausen |
18.01.25 | Insomnium - “Beyond the Shadows of the Dying Sun”-10th Anniversary European TourInsomnium, Omnium Gatherum und HinayanaHellraiser, Leipzig |
21.01.25 | Insomnium - “Beyond the Shadows of the Dying Sun”-10th Anniversary European TourInsomnium, Omnium Gatherum und HinayanaFestsaal Kreuzberg, Berlin |
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