Turisas
Turisas

Los geht es mit „Something Wicked Part 1“, dem Opener des gleichnamigen aktuellen Albums, von dem vor allem das Ohrwurm-verdächtige „A Charge To Keep“ mächtig abräumt. Auch die Single-Auskopplung „Ten Thousand Strong“ macht in der live-Situation deutlich mehr her, als nach Erscheinen der „Overture Of The Wicked“-EP zu befürchten stand. Beide Stücke sind definitiv Highlights des jüngsten Studioalbums, dennoch ist nachvollziehbar, dass man keinen echten Schwerpunkt auf das neue Songmaterial setzt.

Stattdessen finden sich viele starke Klassiker auf der Setlist. „Burning Times“, „Vengeance Is Mine“, „Night Of The Stormrider“ – Jon Schaffer füllt die Rolle des in Ehren ergrauten Leitwolfes seiner Band hervorragend aus, steht breitbeinig am rechten Bühnenrand und feuert ein Killerriff nach dem anderen in die Menge. Im Gegensatz zum diesjährigen Wacken-Gig, wo seine Füße wohl nur im Bereich seiner doppelten Schuhgröße Kontakt zu den Bühnenbretter hatten, lässt er sich heute auch dazu hinreißen, gelegentlich auf die andere Seite der Bühne und an den vorderen Bühnenrand zu wechseln und dadurch einen direkteren Kontakt mit den Fans aufzubauen.

Während auf der linken Bühnenhälfte die derzeitigen Live-Musiker Troy Seele (Gitarre) und Dennis Hayes (Bass), sowie im Bühnenhintergrund Drummer Brett Smedley technisch solide aber reichlich unspektakulär Dienst nach Vorschrift leisten, konzentrieren sich die Blicke der Fans auf Frontmann Tim „Ripper“ Owens. Viele trauern noch immer Matthew Barlow nach, so dass der Ripper es schwer hat, die übergroßen Fußstapfen seines Vorgängers auszufüllen. Dennoch liefert er eine grandiose Gesangsleistung ab und wirkt auch in den recht kurz gehaltenen Ansagen sehr sympathisch und engagiert. Von Star-Allüren ist bei dem ehemaligen JUDAS PRIEST-Vertretungssänger nichts zu spüren, die Freude an seiner Arbeit nimmt man ihm uneingeschränkt ab.