True Spirit Winter Festival 2018
Konzertbericht
Noch ein regionaler Höhepunkt: WALKING DEAD ON BROADWAY
Ein sehr energisches, zweites Highlight – der Kollegin erscheint „Abriss“ als klassische wie treffende Beschreibung – steht mit den Leipzigern WALKING DEAD ON BROADWAY ins Haus. Viel nehmen sie sich nicht, aber allen voran wütet Sänger Nils Richber in verschiedenen Lagen am Mikro auf der großen Bühne. Die haben sie auch ordentlich herausgeputzt, Backdrop und Roll-ups geben der Sache noch mehr Rahmen als es Nebel und Licht ohnehin schon tun. Ratzfatz ist das Set durch, Deathcore-Action vom feinsten!
Mehr als fies, sehr nahbar und voller Spielfreude sind auch TRAITORS, die nun der kleinen Bühne den Rest geben dürfen. Allerdings stehen die Amis, vor allem im Vergleich zu ihren Vorgängern, bisweilen so auf der Bremse, dass zu fortgeschrittener Stunde die Konzentration auf den Auftritt langsam flöten geht. Gerade aus den hinteren Reihen ist die Lektion in Sachen naturgegebener Bühnenpräsenz, die Sänger Tyler Shelton da aus dem Ärmel schüttelt, aber beeindruckend. Ohne viel Wirbel begleitet er das Deathcore-Downtempo-Brechwerk seiner Bandkollegen mit ziemlich fiesen Tönen und ebenso übler Aura. Fein!
Für BETRAYING THE MATYRS schabt das Publikum nochmal alle Kräfte zusammen
Diejenigen, die pünktlich zum Beginn an der Pforte standen, haben mittlerweile sieben Stunden Musik in den Knochen. Trotz Stärkung und Sitzmöglichkeiten geht das nicht spurlos vorüber, und doch herrscht beim Headliner BETRAYING THE MATYRS ziemlich ausgelassene Stimmung. Es wird gehopst, geschwungen, getanzt und gecrowssurfed. Manche packt sogar noch der Übermut: Die Security droht kraxelnde Zuschauer aus der Traverse pflücken, kurz darauf hüpft Keyboarder Victor Guillet von der Reling, um sich ebenfalls ein Stück vom Publikum tragen zu lassen. So gut die Stimmung ist, so schlecht ist die Beleuchtung. Ein Teil der tüchtigen Performance der Franzosen bleibt leider ungesehen, weil Bühne und Band schlichtweg im Schatten stehen. So arg scheint das aber niemanden zu kümmern und die letzte Stunde des Tages vergeht dank des wahlweise flotten, harten und eingängigen Sets zügig.
Wer nun noch nicht vollkommen durch ist, wird von mustergültiger Elektro-Rausschmissmusik vor die Tür gekehrt. Bei den meisten ist aber keine Nachhilfe nötig, das Eventwerk leert sich schnell. Mit im Gepäck: Ein stringend organisiertes, vielfältiges Festivalerlebnis, das sicher für den einen oder anderen die Zeit zu den Freiluftveranstaltungen angenehm überbrückt hat.
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