True Spirit Winter Festival 2018
Konzertbericht
Den Winter im Titel kann man getrost streichen, spontan hat in Dresden der Hochfrühling Einzug gehalten, dementsprechend oft ragen schon nackte Waden aus kurzen Hosenbeinen, als pünktlich 16 Uhr das True Spirit Winter Festival im Eventwerk startet. Die Gegensätze sind schon drollig: gediegenes Lounge-Flair mit Prunkrahmen und Kronleuchtern, die Musik – verschiedene -cores, Slam, Groove und sogar ein bisschen Prog stehen auf dem Programm – und ihre sportlich gekleidete und bemützte Hörerschaft. Die zehn Bands des Abends werden auf zwei Bühnen verteilt. Die kleinere, im „Club“, besticht durch Nähe zum Publikum, die große, im „Studio“ punktet mit mehr als netter Licht- und Boxenperipherie. Doch beiseite mit Oberflächlichkeiten, Inhalte zählen.
And the winners are… LIONS FROM ALASKA
Für den Auftakt im Club sorgen LIONS FROM ALASKA. Die fünf Kulmbacher haben das Voting aus sechs Bands für den Opener-Slot zum True Spirit Festival gewonnen. Das noch lückenhaft vertretene Publikum erweist sich als eher schwer entflammbar, vielleicht sitzen viele noch (mental) am Kaffeetisch, jedenfalls ist von dieser Seite noch nicht allzu viel zu erwarten. Dennoch arbeiten sich LIONS FROM ALASKA solide durch ihr 25minütiges Material.
Danach treten sie die Bühne an SINEATER ab. Mit viel Pathos und Energie drückt das Quartett ziehenden Downtempo-Deathcore durch den sich langsam füllenden Raum. Etwas widersprüchlich sind die Ansagen, die einerseits für freies, emotionales Entfalten plädieren – und dazu kann ja statisches Verharren zu Musik durchaus auch gezählt werden, dann aber „[…] eure Scheißärsche“ bewegt werden sollen. Ganz so zündet die Aufforderung denn auch nicht, es bleibt vorrangig beim Horchen.
Galerie mit 30 Bildern: True Spirit Winter Festival 2018
Zweiter Auftakt: TRYNITY
TRYNITY eröffnen die große Bühne im Nebenraum. Sie haben ihr Debütalbum „The Story Of One“ und knackigen Metalcore/Melodic Death Metal dabei. Ihre engagierte, aber auch einfordernde Präsenz wäre wohl auf der kleinen Bühne besser aufgehoben. Einerseits muss der Sound sich noch finden, es plärrt und scherbelt immer mal. Andererseits verläuft sich die Zuhörerschaft wieder. Die Chemnitzer haben damit Mühe, gegen die erneute Warm-up-Atmosphäre anzukämpfen. Schwierig. Machste nix, schlafen dir die Leute weg, machste zu viel, wirkt es drüber. Ganz bei sich und authentisch bleiben, ist hier wohl der Schlüssel, dann wird es die Musik schon richten. Bei dem Programm, das die True-Spirit-Crew vorgesehen hat, ist es auch sehr wahrscheinlich, dass viele einfach noch Kraft sparen wollen. Von 16 Uhr bis Mitternacht, da muss man schon ordentlich gefrühstückt haben. Im Verlauf des Sets locken TRYNITY die Leute aber langsam aus der Reserve.
Die so allmählich aufgewärmte Masse strömt zurück und konzentriert sich vor der kleinen Bühne, davon profitieren ONCE WE KILLED. Die Berliner finden den richtigen Mittelweg zwischen Knüppelkur und Midtempo, passagenweise kommt sogar eine Melodie gucken. Kurz: Deathcore, der fetzt! Auch in den letzten Zügen ihres Sets wird der Auf-die-Uhr-schau-Charakter des True Spirit Festivals spürbar – liegt aber in der Natur der Sache. Wer bei so einer Veranstaltung einmal anfängt zu lumpern, findet sich schnell weit hinter dem Zeitplan wieder. Notwendiges Übel also, das von guter Organisation zeugt.
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