Trans-Siberian Orchestra
TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA live in Hamburg
Konzertbericht
PART 1: Beethoven’s Last Night
Pünktlich um 8 Uhr wird das Licht im Saal gelöscht und die Musiker betreten die mit drei gigantischen Torbögen dekorierte Bühne, um in den folgenden knapp zwei Stunden die Stücke ihres 2000er Albums “Beethoven’s Last Night” zu präsentieren. Dieses erzählt die Geschichte der letzten Nacht Beethovens, in der er, unterstützt von Fate, der Göttin des Schicksals, und ihrem Sohn Twist, den Teufel auszutricksen, der ihm seine gerade vollendete zehnte Sinfonie abluchsen möchte.
“Overture” eröffnet die atemberaubende Show, begleitet von einer eindrucksvollen Licht- und Lasershow, die dem nichts ahnenden Zuschauer den Unterkiefer herunter klappen lässt. Ein geheimnisvoller Erzähler betritt die Bühne, begrüßt das Publikum mit einigen eher unbeholfenen Worten auf deutsch und führt (anschließend wieder auf englisch) mit tiefer, ausdrucksstarker Stimme in die Geschichte ein. Für diejenigen, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, werden die Texte auf deutsch auf Monitoren links und recht neben der Bühne eingeblendet, zusätzlich findet sich auf jedem Platz ein Programmheft mit den Übersetzungen aller Texte, einschließlich der Parts des Erzählers. Im Verlauf der Show lenken die Einblendungen auf den Monitoren, wenn man der Handlung durchgängig folgen möchte, zwar ein wenig vom Geschehen dort ab, für die meisten Anwesenden dürften die Original-Texte allerdings verständlich sein.
Während der folgenden “Midnight”, “Fate” und “What Good This Deafness” werden die Zuschauer endgültig in den Bann der Musiker gezogen, die emotionalen Gesangsdarbietungen der Darsteller von Beethoven (Rob Evan) und Twist (Andrew Ross) entbehren jede Kritik und auch schauspielerisch agieren die Sänger professionell und abwechslungsreich. Raum für Kritik bietet allerdings die Darbietung der Musiker und im Besonderen die Al Pitrellis. Klar, die Titel auf “Beethoven’s Last Night” sind größtenteils auf den Gesang und das Erzählen der Geschichte fokussiert und demnzufolge spielerisch nicht sonderlich anspruchsvoll, demnach ist es wohl verständlich dass der werte Herr sich ein wenig unterfordert fühlt, doch die Atmosphäre, die die anderen Darsteller stetig versuchen aufzubauen, verliert dich nahezu sofort, wenn man einen Blick auf Pitrelli wirft, der völlig gelangweilt, mit ausdrucksloser, teils sogar mit genervter Miene und meist bewegungslos im Hintergrund rumsteht, seine Akkorde herunter rasselt, und offenbar darauf wartet, dass die Show endlich vorbei ist. Bestimmt sind auch die anderen Musiker spielerisch nicht besonders gefordert, doch die übrigen SAVATAGE-Instrumentalisten Chris Caffery, Jeff Plate und Johnny Lee Middleton geben sich zumindest große Mühe, sich ähnlich agil und ausdrucksstark wie die Vokalisten zu bewegen, auf das Publikum einzugehen, zum Mitmachen zu animieren und Spielfreude und Spaß auszustrahlen – mit großem Erfolg übrigens.
Dasselbe Lob gilt auch für die zahlreichen klassischen Musiker, die zwei Pianisten und zahlreichen Violinen, die sich zwar schwer aktiv am Bühnengeschehen beteiligen können, in ihren jeweiligen Positionen jedoch spielerisch und in ihrer Performance wirklich alles geben, besonders Geiger Roddy Chong, der oftmals wie angestochen über die Bühne flitzt und versucht, überall gleichzeitig zu sein.
Auch die anderen Vokalisten im Laufe der Show, so besonders die Sängerin von Theresa, der großen Liebe Beethovens (“The Dreams Of Candle Light”, “After The Fall”) und Mephistopheles, gesungen von JEFF SCOTT SOTO (ex-YNGWIE MALMSTEEN, ex-JOURNEY), liefern eine grandiose Leistung ab, einzig der junge Beethoven (John Brink bei “Vienna”) und Fate (“The Dark”, “A Final Dream”) überzeugen nicht 100%ig. Das tut dieser ansonsten wirklich phänomenalen Show jedoch keinen Abbruch.
Schade ist lediglich, dass das Publikum sich im Laufe der Darbietung von “Beethoven’s Last Night” eher dezent zurück hält. Zwar habe ich bei einer TSO-Show keine typische Metal-Konzertatmosphäre, bangende Schädel und fliegende Bierbecher erwartet, doch etwas mehr Enthusiasmus seitens der Zuschauer wäre der Band nur zu wünschen gewesen, die sich zwischenzeitlich immer wieder bemühen, das Publikum anzuheizen – mehr als Applaus, wenn auch streckenweise sehr euphorischer, können die Musiker nicht einheimsen.
Setlist:
Overture
Midnight
Fate
What Good This Deafness
Mephistopheles
What Is Eternal
Mozart And Memories
Vienna
Mozart
The Dreams Of Candlelight
Requiem (The Fifth)
The Dark
Für Elise
The Fifth
After The Fall
The Last Illusion
This Is Who You Are
Misery
Who Is This Child
A Final Dream
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